Monatsarchiv: Januar 2014

Mazzarron und Meer

Ilva muss bei ihren ersten Ausflügen nach 3 Monaten Stillliegen einiges ertragen; hohen Swell, Sturm, dann wieder wenig Wind von hinten, von vorne, kleine Hafenausfahrten um die Ecke liegend; auch uns geht nicht alles gleich von der Hand: Autopilot ein, Autopilot aus (bei uns mit der Windfahnensteuerung nicht so einfach), Segel hoch, Segel runter, Halsen, Wenden, hat die Wellenbremse nun endlich fixiert? Der Segeltag vergeht mit dem Ändern der Ausrüstung. Müssen wir nochmal in den Wind schießen und die ausgebaumte Genua runternehmen?
In Garrucha liegen wir neben einem riesen Schotterwerk, da staubts. Freche Vögel schwimmen am Cabo de Gata. Sie rudern auch dann nur lässig davon, wenn wir genau auf sie zuhalten. Keiner legt einen Wasserstart für uns hin – die wissen genau, dass unsere Yacht keine Rennmaschine ist. Ein Mondfisch paddelt schräg an uns vorbei.
In Mazzarron liegen wir längsseits am Pier. Wie angeschraubt liegen wir da – ganz anders als in den vorigen Nächten, wo hoher Schwell die Marinas quasi fast überschwemmt. Im Hafen ist unsere Ilva ein Eyecatcher – auf ihr möchte man am liebsten barfuß gehen, sich draufkuscheln oder sich hinter der Glas-Sprayhood bei Wind verstecken. Im Puerto San Jose glauben wir zwei Bewunderer zu sehen, die so tun, als müssten sie unbedingt ein Papierchen in den Mistkübel werfen, um unser Schiff etwas beäugen zu können. Man fühlt sich ein bisschen wie im schönbrunner Tiergarten – aber auf der anderen Seite der Gitterstäbe.

Mazzarron ist eine geile Stadt für Segler. Kaffeehäuser, Restaurants, ein Edel-Döner-Stand, Geschäfte, Supermärkte in unmittelbarer Nähe. Schöne Duschen mit Klo, alles pipifein sauber. Einziger Wehrmutstropfen: Das Duschwasser lässt sich nicht regulieren – und deswegen kann das Duscherlebnis zum ersten Mal in unserem Leben nicht stattfinden – zu heiß, das Wasser kocht.

Weiterhin weigern wir uns, das hier Winter zu nennen, auch wenn die spanischen, feschen Damen diese Zeit nützen, ihre Winteraccessoires zur Schau zu stellen. Mit über 14° Minimum isses halt mal kein Winter, und nein, wir frieren nicht auch ohne hohe Stiefel und Fellkragen-Steppjacken, in Flip-flops und T-shirt. Wir warten noch auf Besuch, der morgen hier nach Marrarron oder nach Cartagena kommen wird. Eine nette Seglerei und herrliche Tage warten auf uns.

Wegen der schlechten Internetverbindung gibts heute mal keine Fotos – werden demnächst nachgeliefert. lg, eure BERTS

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Wem die Stunde schlägt – Almeria Tschüss baba

Der gute Ernest hat es ja schon – von allen, die geduldig genug waren, den Schinken bis zur letzten Seite durchzulesen  – episch ausgedrückt.  Angst und Schrecken – Grundsatzfragen, leben und sterben, heimfahren oder bleiben, Almeria oder Monfalcone – und wir?

BildAlmeria markiert den westlichsten Punkt unserer Reise, sieht man von unseglerischen Seitensprüngen nach Gibraltar und Marokko mal ab. Almeria hat alles, was ein Mensch so braucht. Eine Altstadt, Einkaufsstadt, Bars, coole Flamenco-Clubs, Restaurants (nie eins besucht –zu teuer), Sportzentrum, günstige Mietautos, billiges Gas in Flaschen, traumhaftes Klima, super-nette Leute, zerkratzte Autos, nicht allzu billigen Wein, eine verdammt gute und billige Tapas-Bar, einen genialen Paseo am Strand, zu tausenden bepisste Straßenlaternen, eine imposante Alcacabar (maurische Festung), staubig-trockene Baguettes und ca. 2 Miliarden frische Hundstrümmerl täglich.
Wem die Stunde schlägt – nicht schon wieder!!  – der macht sich Gedanken über Kameradschaft und Suizid – nein ganz soweit geht es bei uns nicht, aber unsere Stunde hat geschlagen – das fühlen wir deutlich. Es wird resümiert, was denn alles erlebt wurde, geschafft worden ist, was „im schwarzen Album mit dem silbernen Knopf “ mit soll ins weitere Leben, wenigstens im Hirnkastl. Was bleibt zurück?  Keine Ahnung, dafür war bis jetzt noch keine Zeit, auch nicht für den letzten almerianischen Sonnenuntergang.
Denn:  Es wird klar Schiff gemacht – neu verstaut und fix fixiert. Tausende Gripfile-Downloads in den letzten Tagen machen den Kopf schwer. Ist das Hoch „groß genug“ um ein gutes Stück nach Osten zu kommen? Wird uns der Wind gnädig sein und nicht sofort wieder stark aufs Näschen blasen? Alles anstellen zur großen Geräteprade. Sind alle nach der Pause noch arbeitswillig? Es dauert ewig, den legalen Weg für die Entledigung der „ausländischen“ Gasflasche herauszufinden. Für alle noch Unwissenden: hinter der Plane rechts im Club del Mar dürfen auch die landes-fremden leeren oder halbleeren Gasflaschen stehen. OK. Es wollen alle hier gewonnenen Freunde ordnungsgemäß abschiedsgeküsst werden (Freu*Wein*) und selbstverständlich „abschieds-mohnbestrudelt“.  Mohn gibts hierzulande nämlich nicht. Aber es gab gute Rückmeldungen aus spanischen „el Mundos“!

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Unzählige Male läuft Papabert mit Wasser zwischen El Arbol und Schiff  hin und her. Man könnte glauben, wir müssen in die andere Richtung noch übern Atlantik. Doch auch im Mittelmeer wird es wieder lange dauern, bis der Weg vom Boot zum Flaschenwasser so ein kurzer ist. Es wird vorgekocht – Spanischer Eintopf del Capitano, was sonst. Am ersten Segeltag nach 3 Monaten soll es niemand an Futter mangeln!

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Wo liegt der nächste Hafen – was wird uns empfohlen….. und unter welcher Telefonnummer? Tja, dennoch niemand erreichbar. Egal, wir sind motiviert!! Zum Trost gehen wir nochmals in Papaberts Lieblinsrestaurant Cabana del Tio Tom! Marwin bestellt dort zum wiederholten Mal Fresa con Nata!! Jetzt kennen ihn wohl schon alle aufgrund seiner Vorliebe (vielleicht auch wegen seiner langen Haare und dem Fußball, der allweil an seinem Fuß klebt). Mamabert genießt noch den letzten Einkaufsausflug zum Carrefour…..auch wenn es dort keinen Tintenkiller für Kindbert gibt. Spanien steht auf Tip-Ex! Tintenkiller sind ausgestorben. Auch Wäsche wird noch gewaschen. Was, schon wieder? Ja schon wieder!

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Neben dem gesamten Bootskleinkram, der vielleicht schon so manchen von unseren LeserInnen (wie uns auch oft) langweilt, geht es aber auch um „große Würfe“, so wie halt auch bei den literarischen Größen. Wie soll die Rückreise im Groben verlaufen? Wo soll bzw. könnten mögliche Endpunkte sein? Was steht auf der „Unbedingt-noch-erleben-Liste“? Wo kann Ilva nach ihrem „Tagwerk“ angemessen im Wasser liegen bis wir wieder Zeit für sie finden? Wir schreiben in etwa 40 Häfen in Ligurien und der oberen Adria an. Die Antworten liegen irgendwo zwischen amüsant und erschreckend, von den Zahlen ganz zu schweigen. Mal sehen. Wieso besteht unser Leben immer aus mehr Fragen als Antworten? Weil wir Lebensliteraten sind? Weil das normal und bei allen so ist? Naja, wollen wirs mal nicht übertreiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück für uns und einer Tankfüllung für Ilva (gleiches Recht für alle!) samt Adios-Picture (mit geschenktem Almeria-Kapperl) geht es unerbittlich los. Fast hätten wir einen Enteisungsspray gebraucht. Wir waren da ja schon fast festgewachsen.

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Aber Nun: Kurs 210 – Ost. Wir freun uns wieder, am Meer zu sein. Ilva pfeift durchs Wasser. Jeder tut, was er kann, um zum Fahrtglück beizutragen. Kindbert liegt herum und zieht sich ein Video rein, Mamabert schaut versonnen aufs Meer, Papabert bestaunt die Küste und knipst noch eifrig bis der Fotoapperat nimmer kann. Ja, kein Scherz, wir faulenzen ausgiebig, weil Ilva fährt sofort wieder wie fast von alleine.  Schön ist so das Seglerleben.

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