Beiträge mit dem Schlagwort: Balearen

Nimm mich jetzt……

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……auch wenn ich stinke. Ein (leider)unvergesslicher Ohrwurm aus den geistigen Niederungen deutssprachiger Pop-(un)Kultur drängt sich immer öfter über geheime Ganglien an den Wachposten des Unbewussten vorbei. Warum das denn bloß? Zwei Eindrücke haben mich zu folgenden, frei assoziierten Gedanken inspiriert:

 1. Sumpfgas 

2. Ich habe einen Mann gesehen……

„What the hell is Sumpfgas??“ war die auftauchende Frage, als Papabert von gleichnamigen Gasen auf unserem Boot sprach. „Ist es explosiv?“ (Kindbert ortete ein langersehnes Abenteuer). Hmmm, es ist ja für die Meisten kein Geheimnis: Es stinkt am Klo. Naja, scheint ja normal —- ist es ja der Ort geheiligter Entgiftung des Körpers, des Abschieds von allem Schlechten, the Point of no Return. Da muss es ja ……. aber so dermaßen olfaktorisch impressiv? Das sind gewiss nicht wir – schon gar nicht von innen. In keinem unserer klugen Bücher steht etwas darüber – auch in den Foren des elektronischen (geruchsfreien) Äthers bleibt die Erkenntnis gering. Schütt Reiniger rein. Ja eh —- aber Reiniger rein (wie`s halt im normalen Wohnungs-Leben so gemacht wird) heißt zeitgleich auch Reiniger raus ——- ins Hafenbecken, in die kristallfarben-türkise Bucht, an den Strand wo die Kindlein baden, ungesehen auf auf See. Lieber vor oder nach den Delfinen? Immer dieses Nachdenken über unlösbare Probleme. Und ja: es gibt sie, die umweltfreundlichen Reiniger, die ökologisch abbaubaren, aber nicht in den Marinas. Klar übers Internet beziehen – aber ohne Lieferadresse, weil auf Fahrt? Bitte an Ilva, auf offener See Längengrad, Breitengrad, Uhrzeit.

Wie machen es die anderen? Haben sie sich davon gelöst, Exkremente auszuscheiden, z.B. so wie die Menschen, die sich von Licht ernähren? Sozusagen, wegmeditiert? Sind wir auf einer unzureichenden Stufe geistig-körperlicher Erkenntnis stecken geblieben? Von den anderen Booten, ist dazu nix zu hören, niemand braucht mal Kloreiniger, weil der ausgegangen ist, wenngleich so manche Wasserverfärbung neben den Rümpfen mit der Strömung dahinziehend den Veradcht aufkommen lässt, dass auch sie noch auf der niederen Stufe der täglichen Entleerung dahinvegetieren. Wir haben schon einiges verborgt, aber nie Kloreiniger.

Sicher, da gibt es noch die Fäkalientanks. Auch wir haben einen. Fassungsvermögen 20 Liter. Wann ist der voll? In einer Stunde, oder nach einem halben Tag. Was, wenn kein Hafen mit Grauwasserabsaugmöglichkeit in der Nähe vorhanden ist. Nicht anlegen? Zu einem „Kacktransport“ werden? Schreckliche Abgründe tun sich auf.

Lösungsvorschlag 1: nur mehr kurze Tagesetappen, dazwischen immer in Häfen anlegen und dann ab ins Marinaklo beim Landgang. Erscheint gut. Praktiziert sich wenig erfolgreich. Klos sind oft in einem Zustand, der nicht zur Entleerung (wie schon gesagt, geheiligt) einlädt. Oder sie sind meilenweit entfernt, versperrt, ohne Papier etc.  Also wird dieser Vorschlag wieder verworfen.

Lösungsvorschlag 2: Abschauen von den andern….wie machen es die Großen?

Eine Yacht im Hafen kann wegen ihrer Größe nicht in eine Potoonbox, sondern liegt nun schon Tage am Waitingkai – lang wie ein Gemeindebau, genauso hoch auch. Die Crew ist mehrere Mann stark. Wie verabschiedet sich Reich und Schön vom körperlich Unbrauchbaren? Keine Ahnung, wenn sie es aber so machen, wie sie ihr Boot pflegen, dann erfolgt dies mit mehr Wasser und mehr Spülmittel, als die Umweltpolizei (und unser moralisches Gewissen) erlaubt. Täglich wird stundenlang das Deck mit Wasser bespritzt, das Freibord gewässert und mit Schaum ordentlich gereinigt.

Wir wässern Ilva alle paar Wochen – weil dann der Staub, die Haare, der Sand und alles was sonst noch nicht mehr an unseren Körpern oder Dingen haftet und sich am Borden im Salz festklebt, unerträglich werden – so schnell und so wassersparend wie möglich, mit wenig Druck und Brüste. Im Hafen ist es aber keine Seltenheit, dass Wasser bei einer Yacht stundenlang rinnt und Berge von Schaum, vom Oberdeck übers Unterdeck und hinten übers offene Cockpit langsam ins Wasser spült. Sieht aus wie die Niagarafälle oder bei der Schaumparty auf Ibiza. Hier stehen die SeglerInnen den MotorFans um nichts nach! Auch die anderen Boote werden gern mitgewässert, kann ja nicht schaden – sofern die Luken zu sind.

Die große Yacht am Waitingkai besitzt auch eine große Klappe die, nach oben geöffnet, den Blick auf unzähliche Reinigerflaschen freigibt. Aha, da wird wohl auch ein effizienter Kloreiniger dabei sein. Ob wir den wohl leihen dürfen? Wen fragt man da von den vielen Menschen? Sind die auch noch auf einer niedrigen Stufe in der Fäkalerleuchtung? Vielleicht noch unter uns?

Lösungsvorschlag 3: Man kann es aber auch ganz anders machen und den Marina-Putztrupp bestellen. Oh ja, dann hat man damit nix zu tun. Tragen die dann auch die moralische Verantwortung? Ist das etwa der Grund, warum Frauen (tut mir leid, ich hab keine männlichen Putzer gesehen) von Seefahrern immer so tief gläubig sind? Gibt es so viel, was sie auf ihrem Gewissen haben?

Wie ergeht es den Seemännern selbst? Müssen die auch viel Buße tun??? Nach jedem Ölwechsel im Wasser, beim Tanken von Champanger-Diesel (hatten wir selbst nun schon öfter erhalten), beim Streichen und Ausbessern von Kleinigkeiten?

Lösungsvorschlag 4: Vielleicht ist ja die Marina für die Abwässer zuständig. So wärs am Besten, alles Schlechte weg von uns, schließlich sind wir ja auf Urlaub. Sollen die sich doch darum kümmern. Das würde wenigstens die hohen Liegepreise erklären. Die machen sich dann mit den ortsansässigen Fischen aus, wieviel diese verkraften können, ohne den HafenfischerInnen wiederum eine perfide Rechnung für die ganze Sauerei zu präsentieren. Da gibt es Fisch-Mensch-Konferenzen und neu festgelegte Grenzwerte für jede Saison…….

Sinnierend weitergehend, reißt Mamabert ein „Hola“ am Steg aus den Gedanken. Ein Mann kommt ihr mit zwei Säcken von Schmutzwäsche und einem Waschmittel entgegen – anscheinend auf dem Weg zur Lavanderia der Marina. Sie lächelt, selbst ein Ariel und bereits einen leeren Sack in der Hand schwenkend – er schmunzelt auch. Beide gehen ihrer Wege. Es dreht sich das gesamte Leben um wenige universale Relevanzen, egal wo. Hmm, wieviele Männer mit ihrer Schmutzwäsche sind ihr schon seit der Abfahrt begegnet? Der eigene – sehr gut. Aber sonst?

Keiner…..It`s no mans world. Aber das scheint keine Seefahrer-Geschichte zu sein.

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Ein Hoch auf die Pityusen!

Wer oder was sind denn die Pityusen? Eine neue Biermarke? Pechstränen am laufenden Band? Sandalen mit neuem Aufdruck oder vielleicht verbrauchte Mosiko-Räucherstäbchen? Sessel aus Meerschaum? Aufgedunsene Bleichgesichter, verbraucht wie alte Maulesel? Nein, alles nicht: die Pityusen sind Inselchen der Balearen mit wohlklingendem Namen. PITYUSEN – kommt vom griechischem Begriff Nissoi pityussai. Die Griechen nannten die Inseln so wegen ihrer damals reichen Pinienwälder. Von denen ist aber jetzt nichts mehr zu sehen. Schön sind die Inseln jedenfalls trotzdem und wir waren dort – lagen quasi auf dem Weg von Ibiza nach Alicante am spanischen Kontinent. Nun gut, jetzt ist es raus. Pityusen sind etwas absolut normales, etwas, wohin jedermann/frau leicht kommen könnte, etwas wo der Otto-Normaltourismus Einzug gehalten hat, lange schon, gleich nach den kiffenden Hippies. Und es stimmt, man kann leicht dorthin gelangen (auch ohne Silikonimplantat). Man braucht nur mit dem Schiff von Mallorca nach Alicante zu segeln, dann fährt man einfach durch sie hindurch.

Auf einem Segelschiff lässt es sich hier hoch leben. Bei Espalmador wir liegen wir an einer (gratis!) Mooringboje. Die Bucht ist umschlossen von drei Seiten, das Wasser so platt wie am Erlaufsee, ein Haucherl von Wind weht angenehm frisch – dazu noch amüsante Unterhaltung vom Kommen und Gehen der Yachten – lustig anzusehen, wie Charterboote sich um die Bojen tummeln. Manche köpfeln von den Booten, gleich nachdem sie eine Leine durch die Mooringboje gezogen haben. Bei anderen Boatpeople beginnt das Boot wild zu schaukeln, nachdem sie angelegt haben. Manche sehen so aus, als seien sie schon Jahre hier – verschollen in den Pityusen, abgeschieden, nahe an den Ballermann-Metropolen des Mittelmeeres.

Seit einer Stunde sitzen wir im Cockpit und haben grade unsere Petroleumlampe angezündet. Seit einigen Tagen schon ist ihr Glasgehäuse derart verrußt, dass sie kaum noch Licht abgibt. Das macht aber nichts – der Vollmond blendet fast, in dem Licht könnte man ein Buch lesen.
Auf der einen Seite ist die Bucht von einem Postkartenstrand abgegrenzt (fischen verboten, deswegen wieder äußerst zutrauliche Fische und Möwen), auf den anderen zwei Seiten verlaufen Rifffelsen bis knapp über die Wasseroberfläche, nur ein kleiner Spalt ist Richtung See hin offen. Nachts möchte man hier nicht anlegen. Weiter vorne, wo die Insel sich um die Ecke biegt, laufen die Seen aufeinander auf, verkrallen sich die Wellenkämme ineinander, schlagen sich gegenseitig tot oder begraben eine unter der anderen mit einem „schlupp“ – ist nett anzusehen. Die Möwen kümmert es nicht – sie leben von Mahlzeit zu Mahlzeit. Gerade laufen sie eifrig an der Gischt entlang, noch nicht jede hat was im Schnabel. Aber alle sind aufgeregt. Kein Wunder – fast zwanzig Zentimeter hoch springen die Fische hier immer wieder aus dem Wasser. Am Strand laufen nackte Menschen auf und ab. Manche lassen sich sonnen, andere schrauben an ihren Dinghis herum oder feiern sich selbst mit erhobenen Händen und Affengeschrei (Ibiza ist ja nicht weit weg). Es gibt auch rosa Sand!! Da kann man sich ablenken und die Augen entspannen.

Gerade fährt ein kleines Motorboot vorbei und gesellt sich mit einem „Ooollllaaaa“ an ein anders kleines Motorboot – Festtagesstimmung in kleinster Atmosphäre. Außerhalb der Bucht, dort wo die Insel eine weitere großräumige Einbuchtung hat, liegen Schiffe, halb Privatyacht, halb Kreuzfahrtschiff. Einige sind dermaßen beleuchtet, dass es aussieht, als bräuchten die schon allein dafür ein Atomkraftwerk.
Enorm ist der Schiffsverkehr zwischen Formentera und Ibiza. Fähren, Kriegsmarineschiffe, 5-Master, kleinere Aquatour-Bummelschiffe, normale Motorboote, Segelboote, uralte Segelschiffe im Stil von Piratenschiffen wechseln sich ab und durchqueren abwechselnd oder alle zugleich die engen Durchfahren durch die Untiefen. Oben drein fliegt im Zwei-Minuten-Takt ein Passagierflugzeug in Richtung Urlaubsspaß oder Arbeitswelt. Man glaubt, in einer Metropole wie Paris oder Berlin angekommen zu sein. Dabei sieht man hier kaum ein Haus. Nur mehr Leuchttürme und die Leuchtturmwärterhäuser……

Links von uns will grad ein Motorboot die Boje aufnehmen. Sieht in der Nacht viel spannender aus, als am Tag. Als der Fahrer dann zehn Minuten später auf seinem Steuerstand den Motor abstellt, fallen mehr leere Bierflaschen zu Boden als Zylinder in diesem Motor sind. Vielleicht hat er nur vergessen, das Altglas zu entsorgen. Hu noos?

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Nobel in Andratx

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