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Ein Hoch auf die Pityusen!

Wer oder was sind denn die Pityusen? Eine neue Biermarke? Pechstränen am laufenden Band? Sandalen mit neuem Aufdruck oder vielleicht verbrauchte Mosiko-Räucherstäbchen? Sessel aus Meerschaum? Aufgedunsene Bleichgesichter, verbraucht wie alte Maulesel? Nein, alles nicht: die Pityusen sind Inselchen der Balearen mit wohlklingendem Namen. PITYUSEN – kommt vom griechischem Begriff Nissoi pityussai. Die Griechen nannten die Inseln so wegen ihrer damals reichen Pinienwälder. Von denen ist aber jetzt nichts mehr zu sehen. Schön sind die Inseln jedenfalls trotzdem und wir waren dort – lagen quasi auf dem Weg von Ibiza nach Alicante am spanischen Kontinent. Nun gut, jetzt ist es raus. Pityusen sind etwas absolut normales, etwas, wohin jedermann/frau leicht kommen könnte, etwas wo der Otto-Normaltourismus Einzug gehalten hat, lange schon, gleich nach den kiffenden Hippies. Und es stimmt, man kann leicht dorthin gelangen (auch ohne Silikonimplantat). Man braucht nur mit dem Schiff von Mallorca nach Alicante zu segeln, dann fährt man einfach durch sie hindurch.

Auf einem Segelschiff lässt es sich hier hoch leben. Bei Espalmador wir liegen wir an einer (gratis!) Mooringboje. Die Bucht ist umschlossen von drei Seiten, das Wasser so platt wie am Erlaufsee, ein Haucherl von Wind weht angenehm frisch – dazu noch amüsante Unterhaltung vom Kommen und Gehen der Yachten – lustig anzusehen, wie Charterboote sich um die Bojen tummeln. Manche köpfeln von den Booten, gleich nachdem sie eine Leine durch die Mooringboje gezogen haben. Bei anderen Boatpeople beginnt das Boot wild zu schaukeln, nachdem sie angelegt haben. Manche sehen so aus, als seien sie schon Jahre hier – verschollen in den Pityusen, abgeschieden, nahe an den Ballermann-Metropolen des Mittelmeeres.

Seit einer Stunde sitzen wir im Cockpit und haben grade unsere Petroleumlampe angezündet. Seit einigen Tagen schon ist ihr Glasgehäuse derart verrußt, dass sie kaum noch Licht abgibt. Das macht aber nichts – der Vollmond blendet fast, in dem Licht könnte man ein Buch lesen.
Auf der einen Seite ist die Bucht von einem Postkartenstrand abgegrenzt (fischen verboten, deswegen wieder äußerst zutrauliche Fische und Möwen), auf den anderen zwei Seiten verlaufen Rifffelsen bis knapp über die Wasseroberfläche, nur ein kleiner Spalt ist Richtung See hin offen. Nachts möchte man hier nicht anlegen. Weiter vorne, wo die Insel sich um die Ecke biegt, laufen die Seen aufeinander auf, verkrallen sich die Wellenkämme ineinander, schlagen sich gegenseitig tot oder begraben eine unter der anderen mit einem „schlupp“ – ist nett anzusehen. Die Möwen kümmert es nicht – sie leben von Mahlzeit zu Mahlzeit. Gerade laufen sie eifrig an der Gischt entlang, noch nicht jede hat was im Schnabel. Aber alle sind aufgeregt. Kein Wunder – fast zwanzig Zentimeter hoch springen die Fische hier immer wieder aus dem Wasser. Am Strand laufen nackte Menschen auf und ab. Manche lassen sich sonnen, andere schrauben an ihren Dinghis herum oder feiern sich selbst mit erhobenen Händen und Affengeschrei (Ibiza ist ja nicht weit weg). Es gibt auch rosa Sand!! Da kann man sich ablenken und die Augen entspannen.

Gerade fährt ein kleines Motorboot vorbei und gesellt sich mit einem „Ooollllaaaa“ an ein anders kleines Motorboot – Festtagesstimmung in kleinster Atmosphäre. Außerhalb der Bucht, dort wo die Insel eine weitere großräumige Einbuchtung hat, liegen Schiffe, halb Privatyacht, halb Kreuzfahrtschiff. Einige sind dermaßen beleuchtet, dass es aussieht, als bräuchten die schon allein dafür ein Atomkraftwerk.
Enorm ist der Schiffsverkehr zwischen Formentera und Ibiza. Fähren, Kriegsmarineschiffe, 5-Master, kleinere Aquatour-Bummelschiffe, normale Motorboote, Segelboote, uralte Segelschiffe im Stil von Piratenschiffen wechseln sich ab und durchqueren abwechselnd oder alle zugleich die engen Durchfahren durch die Untiefen. Oben drein fliegt im Zwei-Minuten-Takt ein Passagierflugzeug in Richtung Urlaubsspaß oder Arbeitswelt. Man glaubt, in einer Metropole wie Paris oder Berlin angekommen zu sein. Dabei sieht man hier kaum ein Haus. Nur mehr Leuchttürme und die Leuchtturmwärterhäuser……

Links von uns will grad ein Motorboot die Boje aufnehmen. Sieht in der Nacht viel spannender aus, als am Tag. Als der Fahrer dann zehn Minuten später auf seinem Steuerstand den Motor abstellt, fallen mehr leere Bierflaschen zu Boden als Zylinder in diesem Motor sind. Vielleicht hat er nur vergessen, das Altglas zu entsorgen. Hu noos?

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Kategorien: Reise Angenehm | Schlagwörter: , , , , , , , , , , | 3 Kommentare

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