Beiträge mit dem Schlagwort: Reise mit Kindern

Guadix – Vom Fortbestand der Höhlenmenschen

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Noch immer sie sind unter uns, die Höhlenmenschen. Blödsinn? Nein gar nicht. Die halten sich hartnäckig zwischen unseren Reihen. Sie geben ihre Gene dominant vererbt weiter an ihre Nachkommen und wie wahrscheinlich schon bekannt, ist das je nach sozial relevanter Umgebung gut oder schlecht.

BildViele von ihnen leben seit Urzeiten in Guadix, einer Stadt im andalusischen Hinterland. Dort kann man zwischen ihren Häusern, die mittlerweile mit Garagen und Sat-Schüssel ausgestatten sind, in kleinen Gässchen spazieren gehen. Oder schlicht über sie hinweg – über eine stark hügelige Wiese, deren wüstenbraun von weiß getüchnten Rauchfangschloten durchzogen wird.

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Wir waren dort und weil das Museum zum besseren Verständnis der „Casas de Cuevas“ von Guadix zugesperrt war, hat uns ein „Höhlenmensch“ zu sich hereingebeten. Überhaupt waren alle dortigen Höhlenmenschen sozial sehr hoch entwickelt! In seine Höhle hat er uns zwar gelockt mit einem „gratis!“, aufgefressen wurden wir aber trotz allem nicht. Sondern weiter gebildet. Wir wissen dank ihm, den lebensfrohen Höhlenopa, dass Guadix die nachweislich am längsten bewohnte Siedlung in Andalusien ist. Dass dort der Bischofssitz war während der Zeit der Mauren. Die Leuten haben bei ihren Streifzügen durch die Sierra Nevada immer wieder leicht bearbeitbare Löss- und Lehmschichten zwischen den Gesteinsbrocken entdeckt, die sich gut mit bloßen Händen bearbeiten ließen. Sie haben sich mit Hilfe der Hände und Spaten Schlafkammern (ganz hinten) Wohnzimmer (in der Mitte) und Küchen (ganz vorne) sowie Bäder und Klos gebaut. Einfach reingraben, verputzen, fertig! Die Vorteile wurden den Höhlenmenschen alsbald bewusst: im Sommer 20° und im Winter auch! Ebenfalls im Frühling und Herbst. Und immer leise, innen und außen.

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Apropos draußen: Die fortschrittlichen (oder degenerierten?) Höhlenmenschennachkommen quietschen sich dort ohrenbetäubend mit ihren Automobilen durch die Gegend, dass es eine Freud ist. Jedes Auto, egal ob langsam oder schnell, quietscht extrem. Ein neuzeitliches Statussymbol? Wir konnte das nicht eruieren. Wie man das als AnwohnerIn aushält, haben wir auch nicht herausgefunden – vielleicht sind die allesamt schon akklimatisiert, sprich ohrmuschellos und somit bereits organisch desensibilisiert?? Die Evolution hilft ja angeblich, wo sie nur kann. Wir jedenfalls konnten unsere eigenen Gedanken gar nicht mehr hören. Nur wenige ruhigere Exemplare konnten wir auf einem Eselskarren oder begleitet von Hütehunden unter einer großen Herde von Schafen im ausgetrockneten Flussbett entdecken.

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Aber auch außerhalb von Guadix findet man so manchen Höhlenmensch, der auszog, die Welt zu entdecken ….
Manche benützen den Paseo Maritimo (breit und schön angelegter Pier am Strand) in Almeria als Klo für ihre Höllenhunde (das zweite L stellt keine Tippfehler dar!) ohne sich um die fatalen olfaktorischen Folgen zu kümmern. Von der Ausrutsch- und Verletzungsgefahr ganz zu schweigen. Seit wir hier spazieren, kennt auch Kindbert den Unterschied zwischen Apfel und Wurze. (So beeindruckend wie manche Geschäfte hier uns vor Augen liegen, haben wir großen Respekt vor den Riesenviechern – weil die müssen tatsächlich gigantische Ausmaße haben). Auch ihre menschlichen Nachkommen erhalten diese „Lass-es-überall-laufen-Mentalität“ von klein an.
Am Strand und am Spielplatz wird munter von den Kleinen unter Anweisung ihrer Erwachsenen BegleiterInnen überall hin geludelt. Keiner kümmert sich darum oder lässt sich davon bekümmern. Einfach dreinsteigen scheint die Höhlenmenschenlösung zu sein (vielleicht sind sie ja im Besitz von urzeitlichen Abwehrkräften?) Ja, eh nicht so schlimm, aber im Hallenbad auch?  Da werden die Kindergartenkinder von den Kindergärtnerinnen aktiv dazu angehalten, in die Gemeinschaftsduschen (lokalisiert gut einsehbar am Rand des Beckens) zu urinieren. Puh, das hat Papabert Nerven gekostet – vor Entrüstung hätte er beinahe laut aufgeschrien. Das darf man aber nicht im Hallenbad, genauso wenig wie Ballspielen oder reinspringen. Da kommt er, der Bademeister und maßregelt Papabert. Er hatte keine Badeschlapfen mit …. auch ein Höhlenmensch ist vergesslich, ja, ludelt aber vor seinem Chef nicht in die Dusche.

Wir sind jetzt auch immer öfter in unserer schwimmenden Höhle. Der starke Wind in der Straße von Gibraltar hindert uns an weiteren Törns nach Melilla und Marokko. 30 Knoten Wind und Wellen so hoch wie Häuser – ob Höhle oder nicht – ist nicht unser Geschmack. ……
Wir selbst erscheinen anderen sicherlich auch wie Höhlenmenschen, wenn wir am Steg andere FahrtenyachtlerInnen ansprechen – ganz ungeniert mittlerweile, woher sie kommen und wohin sie ziehen, in Jogginghosen in Begleitung von Kindbert mit seinem schulterlangem, oft unfrisiertem Haar (Haaroptisch stehen ihm seine Eltern nun fast um nichts mehr nach) oder wir selbst fühlen uns so, während wir versuchen, mit unserem immer noch sehr schlechtem Spanisch ein auf die Packung gedrucktes Kochrezept zu verstehen.
Irgendeine(r) von den Höhlenmenschen hat unseren Roller, der schon seit Wochen fertig zum Einsatz an der Entnahmestelle für Strom und Wasser direkt vor unserem Boot am Pier steht einfach mitgenommen. Warum? Naja, weil alles MIR gehört was wo rumsteht, sofern mich nicht ein elektrischer oder sonstiger Schlag trifft, wenn ich es einfach nehme. Oder vielleicht weil er ein „guter“ Höhlenmensch ist, der für mehr Ordnung und Recht sorgen wollte. Wir Höhlenmenschen können uns die Beweggründe dafür nicht vorstellen – aber unsere Keule wird ihn hart treffen, sobald wir ihn mit unserem Roller an uns vorbeirollern sehen!

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Andalusien – mixed pickles

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Nach der 100 Meilen Fahrt von Cartagena nach Almeria stehen wir nun schon seit über einer Woche in Almeria, im nobel klingenden „Club de Mar“. Der Wind bescherte uns wieder einmal leichtes Amwindsegeln (die Windfahne mags), später gepaart mit einer Motorfahrt durch die pechschwarze Nacht per Autopilot (der Käpten mags). Der Schiffsverkehr wird hier mehr, um nicht zu sagen stark. Man merkt, dass Gibraltar nicht mehr weit ist. Auf den Schiffsstraßen fährt ein Riese nach dem anderen, wie die Laster am Gürtel.
Mit sensationellen 13 Euro pro Nacht (all inklusive Winterpreis) haben wir uns einen längeren Hafenaufenthalt gegönnt. Dazu gibts einen Parkplatz für ein Mietauto (wenn man denn eines besitzen möchte), Internet am Schiff und nur mehr samstags eine ordentliche musikalische Dröhnung vom nahen, äußerst schicken Hafenrestaurant.

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Die Wege in die Stadt sind kurz, gleich um die Ecke liegt der Club de Mar Fitnessbereich mit einem großen Schwimmbecken zum Tauchen und Schwimmenüben für Kindbert.
Weiter vorne zwischen Strand und Küstenstraße liegen fein angelegte Parkanlagen, in denen sich Jongleure, Skater, Läufer, Radler, Fußballer, Speedminton-Spieler, Cafe- und Rotweintrinker die Plätze teilen. Auch in die Altstadt sind es zu Fuß nur zehn Minuten. Selten auf dieser Reise lag alles so eng beieinander.

Inmitten dieses Paradieses herrscht überraschenderweise kein Gedränge. Die Marina samt ihren Gebäuden haben wir fast ganz für uns allein. Abends können wir an Deck nie enden wollend Gitarre spielen und singen, kein Geräusch ist im schwellfreien Wasser zu hören, morgens braucht niemand Angst zu haben, zu spärlich bekleidet von der Aftkabine zur Morgentoilette im Bug zu huschen. Nur die immerscheinende Sonne siehts. Es ist einfach herrlich, was auch immer uns einfällt an Bord oder drum herum zu tun – singen, spielen, fernschauen, flexen, Holzarbeiten … niemanden kratzts.

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Nebenbei hatten wir auch indirekten Besuch von drei netten Freunden in einem Hotel in Granada – wir freuen uns, sagen zu dürfen, dass wir luxuriös mit einer Berühmtheit (Niederösterreicher des Monats!) aus heimatlichen Gefilden gespeist haben, und sozusagen als VIPs im Hotelzimmer waren, um ein bisschen Spaß und Gaudi zu haben – Fußballmatch inklusive: Österreich – Schweden per ipad. Leider hat unsere Schützenhilfe wenig genützt. Langweilig wurde uns jedenfall nicht – der Barfrau des Hotels auch nicht.

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Und gesehen haben wir hier auch schon eine Menge: von den verschiedenen Wüsten, die hinter den ersten Bergkämmen nach der Küste beginnen, über die Sergio-Leone Filmstudios in der Sierra Tabernas (inklusive Western-Schieß-Show), das Cabo de Gata Naturreservat – dem trockensten Ort Spaniens, in dem eine bilderbuchreife Bucht an die andere schließt, das Kastello Alcazabar – eine fulminante Burg mitten in Almeria, den Felsen von Gibraltar inklusive aller Affen und schlechten Pizza-Hut-Pizze und – nicht zu vergessen – das Mare Plastico – das größte von Menschenhand geschaffene Gebiet mit Plastikplanen überzogen. Zwischen den Gewächshäusern liegen immer wieder slumartige Ansiedelungen, in denen die Agrararbeiter ihr Dasein fristen. Diese Menschen, meist aus Afrika zu Billigstlöhnen engagiert, versorgen Europa und die übrige Welt mit billigstem Gemüse und Obst. 80 % der spanischen Obst- und Gemüseproduktion kommen von hier. Immer wieder sieht man Arbeiter, die etwas außerhalb in halb verfallenen Häusern wohnen, wahrscheinlich ohne Strom und fließendes Wasser. Hier wird wasserreiches Gemüse noch billiger produziert als in Afrika! Und das im trockensten Gebiet Europas!

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Durch die vermehrte zeitliche Kapazität bekommt Kindbert in letzter Zeit täglich Unterricht von Mamabert oder Papabert. Es sind schon Fortschritte zu verzeichnen, die uns die Brust stolz anschwellen lassen. Vor allem in Musik gab es einige zu vermerkende Leistungen. Kindbert kann „Drunt in der greanen Au“ singen! Mamabert kann sich nie zurückhalten und singt allweil mit. An „Black Hole Sun“ arbeiten wir noch. Kindbert benennt Mamaberts und Papaberts inbrünstige Bemühungen diesbezüglich bisweilen noch als Gejaule.

Auch Warmwasser haben wir jetzt, wenn der Motor nicht läuft – durch eine elektrische Heizspirale im Boiler und endlich – dank dem hochgelobten Papabert eine tolle Lösung für zwei immer wieder auftretende Wünsche: 1. Mamabert will ein Doppelbett außerhalb des Salons und 2. will Kindbert morgens noch mit dazu. Ein paar Fichtenbretter vervollständigen nun die kaiserlich-königliche Aftkabine. Nun können wir zu dritt (unter luxuriösen Platzverhältnissen bittesehr) in unserer Aftkabine ruhen. Soooo Cool.

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Es hat mittags immer noch 30 Grad, schwitzen ist ja bekanntlich gesund. Das Wetter ist immer noch bis auf ein paar wenige Wolken so, wie man sich das im Himmel vorstellt – trocken, warm, sonnig, klar am Tag, abends angenehm kühl und „zum Zudecken“ in der Nacht bei offenen Türen und Fenstern – sollen wir noch weiter erzählen?

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