Nachdem wir in den nächsten Tagen nach Melilla (die spanische Enklave in Marokko) segeln wollen, stehen nun wieder langsam die Vorbereitungen für die Abfahrt an. Die Backskisten gehören einmal ordentlich gesäubert und das Zeug so verstaut, dass mans auch herausbekommt, wenns Not tut, ohne sich Arme und Beine zu verrenken. Der gesamte Innenraum benötigt ebenso mal einen Herbstputz, ganz zu schweigen von dem ganzen Rest außendrumherum, der im UV-Licht und vom vielen Sand gezeichnet vor sich rumaltert.
Kuchenbude, Deck, Fenster, Luken, Winschen – mal reinigen, pflegen und fetten – ist ja letztlich auch unser Haus und Heim. Dazu gehört natürlich ebenso der gesamte Motorraum, Bilge, Bilgenpumpen, Dichtungen, Schläuche – ist das alles noch ganz dicht – so wie wir?? Ist das kleine Wasserl im Bad unterhalb der Bilgepumpe nun ein Schwitzwassersee oder ein ungewollter geheimer Rücklauf aus dem Ventil oberhalb der kleinen süßen Pumpe?
Ist die Opferanode tatsächlich noch auf der Antriebswelle? Wie viel Kubikmeter Muscheln züchten wir schon in unserem Unterwasserwald am langen Kiel? Und – wie schön gleichmäßig und rasant kann der Propeller noch propellen, wenn er mit Muscheln und Algen bewachsen ist?
Einen wesentlichen Teil hat Papabert heute über sich ergehen lassen: Mit Surferneopren-Anzug, Flossen und Taucherbrille gings, zugegebenermaßen nach einigen kurzen heftigen Luftschnappern (Neptun, ist das kalt!) im halbwegs sauberen Hafenbecken einmal rund um ILVA. Das Wissen um die Fische, die sicherlich nicht umsonst um die Boote kreisen und sehr wohlgenährt aussehen, haben wir kurzfristig aus unserem Gedächtnis gestrichen.
Das Wasser kurzkalt und trüb, kaum Sicht (warum wohl??), aber es ging. Der Papabert hatte einen so großen Auftrieb (sicher ausschließlich wegen dem dicken Neopren), dass das Abtauchen alleine schon absolut „exhausting“ war. Mamaberts tolle Ideen von Gartenschläuchen zum Luftholen unter Wasser und „unten vielleicht Anbinden??“ zur Abtauchhilfe wurden heroisch ignoriert. Eine neue Anode da Unterwasser anzubringen ist sicher ohne Sauerstoffzufuhr ein Ding der Unmöglichkeit – nur mit Luftanhalten nicht zu machen. Aber ein kleiner Teil der Anode ist noch an der Welle – das genügt sicher für die Heimreise. Außerdem lassen wir jetzt im Hafen immer eine zusätzliche Anode an einem Kabel ins Wasser hängen.
Den restlichen Tag muss Papabert seinen abgetauchten Kreislauf suchen. Wir sind bei unseren Sicherheitsrecherchen nämlich draufgekommen, dass wir durch das Landstromkabel mit der zusätzlichen Erdung eine schöne Batterie aus unserer Antriebseinheit gemacht hätten – und das trotz des Galvanischen Isolators. Die (testweise) ins Wasser gehängte zweite Anode löste sich binnen wenigen Tagen schon um 1 mm auf. So bliebt nichts anderes übrig, als die Erdung im Landstromkabel zu kappen.
Aber es gibt auch Gutes.
Kindbert ist schon seit einigen Wochen beim Fußballtraining. Ihm gefällts, die Kinder sind in seinem Alter, die Matches sehen auch schon gut aus. Doch zwei Stunden pro Woche sind der Beschäftigung nicht genug. Wir zeichnen, lesen, lernen, werkeln viel und kochen im Rahmen des Hauswirtschaftsunterrichts. Auch wurden mehrere Exkursionen in den Wäschesalon der Stadt durchgeführt. Tja, es gibt nicht nur moderne Kunst, sondern auch altbekannte Notwendigkeiten im Leben! Die Damen dort sind schon ganz begeistert von unserem Sohnemann, der im Fußballoutfit dennoch nicht vorm Zusammenlegen diverser Wäscheteile zurückschreckt.
Heute gabs dennoch mal eine Besonderheit: Apfelstrudel mit Vanillesoße!! Denn als Ausgleich für die Regatta-Einladung unserer Segelbootnachbarn vom letzten Wochenende soll eine Kochunterweisung das eigenständige Nachkochen des Lieblingsrezeptes „Epelstrul“ für engagierte spanische Patisserieköchinnen möglich machen. Puh, da muss erst mal Großvaters Rat per Email heran. Aber nachdem alle zusammen helfen und es dann am Teller dampft und sauer-süßlich nach Zimt riecht wird eine schöne Erinnerung an zu Hause wach. Jetzt wissen wir auch, warum die Urgroßmütter ihre Tage ausschließlich in der Küche verbringen – das dauert ja alles ewiglich! Ein Hoch auf alle, die sich die Zeit nehmen, österreichische Longplay-Rezepte nebst Arbeit und Familie zu kochen.
Morgen gibts in jedem Fall bei Berts den beliebten Spanischen Eintopf. Das geht schnell – alles rein solang man noch keinen Hunger hat und dann heiß auf den Teller, wenns zu gut riecht, um noch länger darauf zu warten.
Apropos Er-Warten: Wir freuen uns schon sehr auf Melilla, aller Widersprüche zum Trotz, vielleicht gehts dann auch weiter nach Marokko – spannende Häfen, endlich wieder mal exotisches Essen, Flanieren auf den lokalen Märkten, Funken mit Sprachbarriere – Abenteuer sind garantiert!
Wer sein Moped liebt, der schiebt! Wer ein Boot braucht, der taucht!