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Madeira – Insel der seligen Poncha-Trinker

Irgendwie sind es immer die Inseln, die uns in ihren Bann ziehen, sie strahlen etwas Magisches aus. So wie Madeira, Insel der Blumen und Berge. Der Atlantik ist überwältigend. Eine Wahnsinns-Vorstellung, da im Sommer hinauszusegeln und drüben – quasi drüben unten anzukommen – in North- oder Southcarolina, oder in Grenada. Vielleicht wird’s ja noch was mit der Atlantik-Überquerung.

Madeira hat und überrascht. In vielerlei Hinsicht. Zunächst einmal die Berge. Die sind steiler, und hartnäckiger als wir dachten. Da geht’s hinauf, hinauf, hinauf, ewig, bis zum Himmel, haben wir unserer kleinen Zwergiberta gesagt, bis zu den Wolken, und noch darüber hinaus. Zum Glück gibts die Levadas. Das sind hunderte gemauerte Bewässerungskanäle, ungefähr einen halben Meter breit, sie ziehen sich wie Spinnennetze rund um die Insel – sie bleiben auf einem Niveau, damit das Wasser darin stehen bleibt – man wandert quasi wie auf einer Ebene rund um die schroffen Berghänge – super fürs Wandern mit kleinen Kindern! In den Levadas wartet das Wasser auf den Sommer, bis es dann, kontrolliert abgelassen, die Bananen- und Maracujafelder mit Leben versorgt. Aufgefangen wird es an den steil abfallenden schroffen Lavafelsen im Inselinneren, wo Regen- und Tauwasser in Strömen talwärts rinnt – zumindest im Winter steht die Insel im Saft wie eine frische Kaktuspflanze. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass es hier jemals trocken wird – und doch müssen vor Jahren hier gewaltige Waldbrände getobt haben, denn eine Menge Bäume sind abgestorben oder unten schwarz angekokelt. Teilweise sind ganze Wälder tot – den Grund konnte uns niemand erklären, auch nicht ein „Ranger“, der die Wälder beaufsichtigt.

Oben in den Bergen, wo das Moos und die Flechten die Wälder überziehen wie ein Zuckerguss kommt man sich vor wie in einer Geisterwelt. Dichte Nebelschwaden ziehen mit dem Wind, lassen manchmal einen Blick auf den Atlantik zu, oder verhüllen einen selbst, inklusive Kamera. Wie muss das alles ausgesehen haben, als noch dicke Mammutbäume die Insel bevölkerten, oder Mahagoni, oder Drachenbäume und Steineichen? Das Hochplateau ist tatsächlich kahl, alles abgeholzt, nicht ein einziger Baum steht noch da oben. Der vorzeitliche Schiffbau hat alles vernichtet.

Manche Madeiraner sehen aus, als hätten sie irgendwann mal den Wunsch verspürt, hier wegzuziehen, das beschwerliche Leben aufzugeben, alles hinzuschmeißen, die Bananen, die gute Luft, Freunde, Familie, den Wein, den Fußball. Manche sehen aus, als hätte ihnen der Alkohol diese Wünsche aus den Gehirnen gewaschen. Manche sehen aus, als hätten sie noch nie an einen solchen Wunsch gedacht, und manche sehen aus, als würden sie sich niemals trauen, ihre Wünsche zu träumen, weil sie brav in die Kirche gehen. Vielerorts sieht man auch Resignation, oder Armut, oder Beides zugleich. Manche Dörfer in den Bergen laden nicht gerade zum Bleiben ein. Es sind die Dörfer, von denen es keine Fotos gibt, weil sie fast das ganze Jahr über im Nebel liegen. Dort oben zu wohnen möchte man sich nicht vorstellen. Feuchte Mauern, feuchtes Holz, feuchte Kleidung, innen, außen, überall. Nebel wohin man schaut. Da kommt es schon mal vor, dass tote Katzen auf der Straße liegen, oder offene Müllhalden die Ortzentren schmücken. Kinder ohne Schuhe, die auf den nassen kalten Straßen herumlaufen und nicht einmal Fußballspielen können, weil es vorne und hinten nur steil nach unten oder oben geht. Winzige Bauernhöfe haben wir gesehen, ein Leben wie vor hunderten von Jahren, ohne Strom, Kanalanschluss und Auto, mit kleinen Hühnerställen und einem scharfen Hofhund. All das haben wir gesehen. Die Armut ist eben ein Stiller Begleiter der Welt. Trotzdem scheinen die Menschen dort in den Bergen das Nötigste zu haben, ihre Freundlichkeit haben sie jedenfalls nicht verloren. Milch, Eier, Hühner, Fisch, Bananen und einen guten Poncha, das ist alles, was man braucht.

Schön sehen die Terrassenfelder aus. Mit Steinmauern, hunderten, tausenden, Millionen Steinmauern wird ein bisschen Land der steilen Klippe abgejuckst, für ein paar Kilo Bananen, Papayas oder Guaven, die allesamt kaum gewinnbringend verkauft werden können. Die Konkurrenz aus Übersee, Firmen wie Dole sind wahre Riesenhaie, die den Markt mit Billigen Bananen überschwemmen und die kleinen Fressen. Da kommen die madeirischen Bananenbauern eben nicht mit, mit zu wenig Wasser, zu wenig Anbaufläche und vor allem nicht, wenn man sich zu seinem Feld von oben einige Hundert Meter abseilen muss. Dafür schmecken die Bananen wunderbar würzig, vielleicht sind sie sogar besser zum Kochen als zum Roh essen geeignet.

Die höheren Lagen kommen im Winter kaum von Nebel raus. Fast nie lichtet sich dort der Himmel, nur an schönen Tagen und die sind selten. Das machte auch Karl I. zu schaffen, der in nur vier Monaten Aufenthalt in den Bergen (Monte) über Funchal an einer Lungenentzündung verendete. Das war 1922. Vielleicht wollte er auch nicht mehr. Die Villa da oben ist jedenfalls ein fantastischer Bau, man könnte glauben, jemand würde sich doch ein Herz nehmen, potent und willens genug sein, um dieses unglaublich schöne Bauwerk zu erhalten. Aber weit gefehlt!! Die Villa verfällt, verrottet, wird von Moder und Schimmel zerfressen, ist innen total zerstört. Nur noch ein paar Wände und Decken sind zu erkennen, die mit Verzierungen von der ehemaligen Schönheit zeugen.

Der Osten der Insel zerfällt in einzelne Abschnitte, die langsam vom Meer wieder zurückerobert werden. Hier sieht man sehr schön, wie der Vulkan die einzelnen Schichten zusammenzimmerte, mit senkrechten Kanälen, die vom heißen Magma durchstoßen wurden. Ein einziges schönes Haus ist im äußersten Osten zu finden, ein Haus, das zum Schreiben in der Einsamkeit einlud. Vor allem Papabert war angetan von dieser Art der Abgeschiedenheit.

An der Südküste ist das Klima mild, vor allem in Ribeira Brava kam nicht so starker Wind durch die enge Schlucht. Es war einer der schönsten Orte der ganzen Insel, wie wir fanden, klein und fein. Sogar genügend Spielfläche zum Fußballspielen. Wir fühlten uns wieder zurückversetzt nach Spanien, nach Almeria, Valencia, Cartagena oder Barcelona. Die Leute im Cafe schauten Fußball und wir mit ihnen, bald verehrten auch wir Cri“sch“tiano Ronaldo, so wie sie – wenn man mal dort ist, versteht man das Gehabe Cri“sch“tianos vielleicht besser. Cri“sch“tiano thront nicht weit von seinem Elternhaus am Pier am Westlichen Ende des Hafens als Bronzestatue mit eine großen Beule in der Hose. Wie Papabert fand, eine etwas zu große Beule. Das sah alles andere als natürlich aus – oder die Madeirer haben so große Beulen. Nur wenige Tage nach unserer Abreise hat jemand die Statue geschändet, indem er „Messi“ auf Cri“sch“tianos Kopf schrieb.

An der Nordküste lud uns Porto Moniz fast zum Baden ein, wenn wir nur unsere Badesachen mitgehabt hätten!!! Die natürlichen Fels-Becken mit sauberstem Atlantikwasser gefüllt sehen herrlich aus, sind auch im Winter warm. Weiter westlich wurde in den Becken, die aussahen wie ein Freibad gefischt – mit der Angel – früher wurden in diese Becken Fische hineingetrieben, dann mit einem speziellen Sud auf Drogen gesetzt und schließlich per Hand nach Hause getragen. Vielleicht machen es manche immer noch so.

Madeira ist einen Urlaub wert! Auch der Madeira-Wein, auch der Poncha! Wird im Achtel-Glas ausgeschenkt – und das Gute: Man braucht nur einen einzigen, um nicht mehr nach Hause zu finden! Auch der Espada und das Brot, die Suppen und Rindersteaks waren erstklassig. Vielleicht segeln wir mal hin. Oder darüber hinaus! Nach Westen, in die Karibik. Oder nach Southcarolina!

 

 

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Die Tiger von Calpe

Nach einigen Segeltagen mit guten Etmalen legen wir in Calpe an. Der starke Wind schiebt uns rollig vor sich her, die Windfahne müht sich ab, gegen die hohen Wellen von hinten Kurs zu halten. Nach Alicante ists vorbei mit der herrlichen andalusischen Sonne, der Trockenheit, der Klarheit des Himmels, den angenehmen Abenden. Schon bald steht fest: hier kommen wir nach Europa! (eigentlich haben uns die Leute hier erzählt, es sei verdammt kalt jetzt – also das mit dem Klima wird bald wieder besser). Wir frieren nämlich beim Segeln. Und obwohl wir wissen, dass so manche/r unserer LeserInnen jetzt ein wenig schadenfroh lächeln wird – ok, wir wissen, dass Mitteleuropa grad im Eis ertrinkt, dagegen brauchen wir hier nur eine Seglerhose anzuziehen! Während der Nächte in den Häfen straucheln 2 elektrische Radiatoren und halten unsere Gehirne eisfrei.

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Nun liegen wir ziemlich unruhig im Hafen von Calp oder Calpe, je nachdem welche Schreibweise man wählt. Und obwohl wir „nur“ im Mittelmeer geblieben sind und dort auch wiederum „nur“ an der Küste entlang segeln, gibts dennoch viel zu berichten.
Nach einem zweifachen Rittberger bei Starkwind beim Anlegen in der Marina, müssen alle ganz dringend Pipi, denn kurz zuvor ist die Pumpe unseres Schiffklos kaputt gegangen. Dies erforderte gewitzte wie auch risikoreiche gegenderte Lösungen, damit die SeglerInnenblasen nicht platzen. Und was dann noch geschah: nachdem wir uns zum Essen in den dank Landstrom endlich warm werdenden Schiffsbauch zurückgezogen hatten, sahen wir achtern nur mehr eine riesige weiße Genua, ganz nahe bei unserem Heck. Papabert springt hoch. Gerade eben noch beim Laptop gesessen setzte er an zu einem rekordverdächtigen Decksweitsprung, um die eifrigen Jollensegler, die allesamt ziemlich erfahren oder zumindest erfahrener aussahen als wir, anzuschreien. Ohne Skrupel ob ihrer tollen Seglerkleidung, ihren hohen Ehrfurcht-einflößenden Haaransätzen und ihrer großen Anzahl. Mamabert und Kindbert hinter ihm her – weniger aufgebracht, weniger hübsch – Mamabert in ihren Hüttensocken mit Herz und Jogginghose, Kindbert in alter Jogginghose und unfrisiert, aber nicht minder ambitioniert, die Situation zu retten als irgendeiner der Großen. Was war da abgegangen? Als die britischen Wassersportler ihre Jolle mit einer Wende im engen Hafenbecken ins offene Meer rausmanövrieren wollten, krachten sie voller Freude gegen unser schönes Heck und rammten mit dem Großbaum fast noch den Außenborder von unserer Reling.

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Vollen frohen Muts waren sie ohne Motor und auch ohne Leinen oder Fender nur bis zur nächsten Ecke gekommen, wo unser Boot im Weg stand weil der Wind die Segel mächtig füllte.  „Where are your fenders? Where are your lines?“, brüllte Papabert. „Sorry, sorry, we are so sorry, so dumb“, gab die Crew kleinlaut von sich. „What means sorry?“, konterte Papabert. Bei Sturm mit der Genua  und dem Groß gegen den Wind zu gehen ist vielleicht doch nicht so eine gute Idee, ob nun ordentlich angezogen oder nicht. Ziemlich gedämpft fuhr die Crew samt Segelguru wieder an ihren Platz zurück – ja, so schnell kann ein Männertag sein Ende finden. Ok, gut – Schwammdrüber-Blues, unser Tag will auch gerettet werden, das Hin- und Hergeruckel raubt Papabert den Nerv. So wendet er sich konstruktiven Dingen zu und erfährt bei seinen Recherchen, dass das Plastikteil für das Klo läppische 100 Euro (!!) kostet, ein Klacks, oder?  Wir können es nach Valencia in einem Geschäft abholen und müssen dafür noch nicht mal einen Umweg fahren. Der Kratzer an der Bordwand wird durch zwei Bier von John, dem altgedienten Jollensegler wett gemacht. Was hilft gegen Stress im Hafen: Weg da!!! Sollen doch alle anfahren wenn wir nicht dabei Herzstechen kriegen. Abhlife schafft eine Wanderung.

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Kindbert freut sich ohnehin schon auf eine kleine Tour und uns allen tut ein Spaziergang durch die Natur gut. Na das trifft sich ja bestens, dass Calpe direkt an einem ca. 400 Meter hohen Felsen, dem „Peñon de Ifach“ liegt, der ähnlich wie „the Rock“ bei Gibraltar aussieht, mindestens genau so steil ist und von mindestens ebenso vielen Tieren in einem Naturpark wohlversorgt bevölkert wird. Allerdings sinds hier keine Affen, sondern Möwen und Katzen.

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Am höchsten Punkt des Felsens tummeln sich die kleinen Tiger, um Möwenküken oder wenigstens ihre Eier zu stehlen. Sie scheinen sich wohl zu fühlen bei Wind und Wetter, 400 Meter über dem Meer. Das Fotografieren sind sie wohl gewöhnt, streicheln ließ sich jedoch nur eine. Der Weg auf den Felsen ist durch ein kleines aber wichtiges Schild markiert: Caution! Extreme dangerous track! Don`t walk with Children! Das Flip-Flop-Zeichen war dazu auch noch durchgestrichen. Ok, wir würden das verstanden haben, wenn wir es gelesen hätten, haben wir aber nicht. Zum Glück sind so viele Engländer da. Aber es war ohnehin egal, schon der Anblick nach oben muss einem Menschen (wenigstens einem aus den Alpen) sagen, das wird lustig! Rauf gehts einer „maurischen Mauer“ entlang (hatten die auch schon Kletterseile?)

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Ein Durchgang durch den Fels verkürzt den mittleren Aufstieg, gleicht aber einer Rutschbahn-Tube und kann nur mittels der Halteseile am Rand bewerkstelligt werden – der 100 Meter lange Tunnel wurde irgendwann mal durch den Fels gehauen und erinnert Kindbert und Mamabert gleich an Herr der Ringe. Dann gehts über glatte und eingerissene Steine auf einem schmalen Steig an den hohen Klippen entlang nach oben, zum Anlehnen, mit Steigseilen ausgerüstet. Komisch, von unten sah der Felsen doch so klein aus? Kindert und Papabert gehen alleine weiter, der Weg sehr schwierig –  glatt –  steil – weit. Mamabert geht lieber zum Supermarkt  – es gab ja letztlich gute Gründe, warum sie den Alpen den Rücken kehren wollte und lässt die beiden Entdecker alleine aufsteigen, so nach dem Motto Ehefrau und Ehemann. Oben dann ein Ausblick, der einem die kleine Welt auf so einer Yacht vergessen lässt. Wie dicht der Landstrich doch besiedelt ist! Das meiste wird nur im Sommer bewohnt – rund 200.000 Menschen wollen dann gemeinsam hier braun und entspannt werden. Ob das möglich ist? Ein Panorama auf die Gelsenlacke (früher mal eine Saline) hinter hohen Hoteltürmen, dahinter irgendwo Ibiza im Osten, die imposanten „Zähne“ von Benidorm im Westen– die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern pro Mensch – hässlich und unbelebt sieht das aus. Voller Eindrücke und wieder  innerlich eingenordet wird das Zusammensein am Boot erneut genossen. So ein Hafentag hats einfach in sich!

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Seglerhimmel auf Cabrera

Nach zwei Nächten in Porto Cristo waren wir wieder dort, wo wir körperlich und geistig hingehörten. Frisch und munter, gekampelt und gschneutzt tat sich ein erster Seglerhimmel auf: ein ruhiger Liegeplatz, Internet an Bord, zehn Minuten zum Ort, einen Pool am Dach, eine Hafenkneipe in der Marina, bestes Wetter, gute Busverbindungen nach Palma und nicht zuletzt Tapasbars und Fastfood. Ein Ausflug nach Palma per Bus am dritten Tag tat uns gut – und versetzte uns endgültig wieder in den Normalzustand – mit 100 km/h durch die Landschaft zu brausen ist geil. Touristendasein hat auch was!

Die Hauptstadt Palma entzückt uns immer wieder. Die Kathedrale mit den umliegenden Parks, auf Kundschaft wartende Künstler, die Ramblas mit den Menschenmassen, die sich um die Blumestände schlängeln, Kinder in Buggys, die beim Näherkommen der Straßenclowns trotz Reisenseifenblasen aufheulen und sich sofort an Mutters Busen wünschen, Metallica aus der Akustikgitarre, Bettler, leere Bars, versiffte Typen in Spiderman-Kostümen, abgestürzte Persönlichkeiten – alle leben sie ihren Traum hier. Die Häuser Gaudis, die engen Gassen, die alten Stadtmauern und das Hafengelände laden auch uns zum Träumen ein. Wir ließen viel Geld in der Stadt, unter anderem auch im deutschen Bookshop. Abends gehts um ein Crewmitglied erweitert mit dem Mietauto wieder Richtung Porto Cristo. Schön, dass die Insel nicht so groß ist – und: Ein Mietauto ist noch besser als ein Bus (zweiter Merksatz in diesem Blog).
Reparaturen stehen am Programm. Ilva, die gute Alte, will Aufmerksamkeit und kriegt als Geschenk für die vielen zurückgelegten Seemeilen eine neue Auspuffanlage sowie eine neue Lichtmaschine und Keilriemen (dem Heinz sei Dank!), die endlich dem Ladebooster gewachsen sein sollen. Mal sehen.

Belohnung für die schweißtreibende Arbeit erhalten Papabert und Kindbert im Musikshop Musicasa, den wir noch selbstmotorisiert in den Suburbs von Palma aufspüren. Mit Akustikgitarre und einer Trommel gehts wieder zurück an Bord. 10 Minuten bleiben noch bis zum Zurückgeben des Mietautos, weil sonst fährt der letzte Bus ohne uns. Aber nichts leichter als das. Es ging noch alles gut aus – samt Mokka am Busbahnhof – aber im Laufschritt, vollbepackt und in freudiger Erwartung. Die Bootsnachbarn werden uns lieben, wenn wir mal ordentlich losrocken!

Obwohl noch nicht alles erledigt ist, wollen wir ein Stückerl weitersegeln. Die Ausgaben in der Marina drücken auf das Bordbudget. Also los in eine Cala (das sind die engen Felseinschnitte auf Mallorca, von einem Fluss in früherer Zeit ausgewaschen) zum Ankern. Cala Virgine verspricht per Handybilder türkisblaues Wasser, verzweigte Buchten und Ankerspaß. Mal sehen, wie lang wir dahin benötigen. Gerade nicht zu lang, um noch einen Ankerplatz zu kriegen, wie sich herausstellt. Aber wer will denn noch den Swell weiter angsteigen sehen als bis zur Einmeter-Welle? Der Wind ist es, der wieder einmal „falsch“ bläst. Dann hilft alles Schönreden nix – wir verholen uns in die nächste Bucht. Porto Colom erfreut uns auch. Nicht wegen der Wasserqualität (die Leine an der Mooringboje weckt den Brechreiz Mamaberts – sind die vielen braunen Batzerl tatsächlich….aber egal. Sofort an was anderes denken!!), sondern wegen den moderaten Preisen im Ankerfeld. Der Hauptplatz ist noch unbepflastert, die Tapasbar entspannt auch, wenn der Fußball von Kindbert den Gästen nahe kommt und es lässt sich dort gut der Tag verbummeln.
Doch irgendwann geht uns auch hier die Luft aus. Mamabert will weitersegeln. Ein Inselparadies im Südosten von Mallorca – Cabrera – soll Badegäste auf Ilva zum Wiederkommen verleiten und nach den vielen zivilisatorischen Verlockungen Natur ins Seglerleben bringen. Zweifel kommen auf? Obs dort auch so dreckig ist, oder vielleicht gar verlassen ist? Dort steht sicher ein ziemlicher Schwell. Doch wir überwinden uns und motoren trotz Flaute die fünf Stunden.
Und siehe da: erneut der Seglerhimmel. Wir steuern in eine fast rundum geschlossene Bucht mit Bojenfeld. Das Wasser ist wie in einem frisch geputzten Aquarium, azurblau, glasklar; Fische so zahlreich wie in der Fischzuchtanlage, Brassen, Barben, Drückerfische, Pfeilhechte und mehrere Stachelrochen tummeln sich ums Boot – ein Traum. Nur ein paar Häuser und ein Hafencafe sind an Land zu sehen. Ein Juchazer!!! Wir springen ins Aquarium!!
Eine hohe, scheckig braun-grün überzogene felsige Insel schützt uns vor Wind und Wellen. Höhlen wohin das Auge schweift, giftgrüne Kiefernwälder, irgendwann mal intakte Steinmauern. Hier grasten bis vor wenigen Jahren noch tausende Ziegen. Ein Kastell thront hoch über der Einfahrt und erzählt von Piraten und Fregatten – und von Kriegen. Um das Jahr 1800 sollen hier 5000 französische Kriegsgefangene verhungert sein – das gibt dem Ort eine besonders mystische Note (Kindbert will einen Totenschädel suchen gehen. Gefunden haben wir gottlob dann eine Falle für eine Ginsterkatze mit stinkigen Tintenfischen drin, das tuts auch).
Ja gibts denn so was: Fischschwärme, so neugierig und selbstsicher, dass sie nicht mal dem Kapitän ausweichen. Ein Drückerfisch will anscheinend nicht, dass die Windfahne repariert wird. Beim Abnehmen des Ruders lässt er sich fast streicheln. Ein riesiger Oktopus wird gesehen, mehrere (oh ja!!!) Stachelrochen gleiten wie ferngesteuert an der Oberfläche durchs Wasser – fast überfahren wir einen mit dem Beiboot. Kindbert und Papabert wollen auch einen Baracuda (oder zumindest einen ihm sicher ebenbürtigen Raubfisch) gesehen haben. Fein, eine intakte Natur in riesenbadewannenform unter uns zu haben – fast gratis.

Wir freun uns riesig. Hatschn zum Kastell, rüber über die Berge zum Leuchtturm, zum Cafe und zurück per Dinghi, checken unsere Mails, unterrichten Kindbert. Nicht mal Regen kann unsere Stimmung trüben. Also unser Tipp an alle: Vergesst die Südsee, auf nach Cabrera!

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