Reise Unangenehm

Spaziergang im Toskana-Meer

 

Kann man auch mit einem Segelboot spazieren gehen? Kennt ihr das Gefühl, das beim Spazierengehen entsteht? Dieser leere Kopf? Der angenehme Blutdruck? Warum nicht mal den Kopf leeren und baumeln? Am Mast, nicht am Baum, nur am Mast … der Mast meint es besser mit uns, weil er viel gerader ist als ein Baum.

Ein kleiner Streifzug durch den Westen der Toskana, inklusive einer Totalumrundung der „Secce di Vada“, eine Untiefe, nicht weit der Küste entfernt. Da bedecken nur noch zwei Meter Wasser die Steine. Und nach dieser anstrengenden Eroberung baumeln wir wieder zurück – im immer gleichen Modus: Baumeln. Den Kopf noch leerer machen.

 

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Holland Windvane – eine Kiste Metall wird zum Leben erweckt!

Geschweißtes Eisen lebt doch – das Video ist der Beweis!! Der vierte Steuermann wurde zum Leben erweckt- er hat viele Vorteile, ist immer wach, unermüdbar, genau beim Steuern und — unbestechlich. Ilva steuert von selbst. Das Segeln wird wie Zugfahren, sitzen und genießen, vielleicht ein Buch lesen, einfach mal abschalten und nur nach vorne blicken, ob wir nicht irgendwo auflaufen oder einen Fischer rammen. Hat auch ein bisschen was Gefährliches. Es ist kaum zu beschreiben, wie der Komfort gleich Einzug hält mit so einem Ding. Segeln mit Windfahnensteuerung – niemals mehr freiwillig ohne!!

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Zadar kopfüber

Mangels Törns in den vergangenen Tagen (3 Nächte in der Marina Zadar) und einem Ungleichgewicht zu Gunsten der Abarbeit unserer verhassten To-Do-Listen, gibts heute nur ein kleines Gedicht, denn: ein wenig Literatur (so fern man das so bezeichnen kann) muss einfach sein, wir wollen ja nicht komplett verrohen so wie die alten Seebären. Zur geschehenen Sache: Ventil in das Auspuffsystem eingebaut (ist nur provisorisch bis wir Ersatzteile bekommen), denn so wie es von den Holländern eingebaut wurde, kann es leicht zu einem Wasserschlag kommen??!!??), Entlüftungsventil der Kühlwasserleitung höher gelegt (so wie´s gehört), Gasfachentlüftung höher gelegt (es kam bei Lage immer Wasser herein), Bilgenpumpenschalter umgebaut (der elektronische funktionierte nie wirklich, jetzt haben wir einen Hydro-Air). So, nun aber das Gedicht:

Die Schaukel der Dinge
(für Hildegard Lewi)

 

Ist mal in Ordnung und mal nicht

je nachdem wie und wovon man spricht:

Ilva biegt sich seitlich, mittig, hin und her

im Meer, im Schaukelmodus,

ohne Grund und Sinn – Schwell! – ist zum Kotzen

zuviel bei voller Fahrt – Bora! – schon beginnt der Smutje zu motzen.

 

Von vorne nach hinten stampfend – ausreichend Wasser drin wie draußen

zuviel Druck für Leitung und Nerven, zuwenig für schöne Stunden – vor Anker in Buchten so schön wie Rubensbilder

Flaute – mächtig und heiß, scheiß Diesel,

Wann kommt wieder Wind? Schnell noch nen Piesel, gehts noch milder?

 

Unsere Alpinschnecke kriecht weiter zurück als je zuvor,

die Seeschnecke aber streckt ihre Fühler durch unser Mittelohr.

Es geht uns gut mit miteinander, ein harmonisches Bild

am Abend sehen wir Sterne und uns lullt das Schaukeln ein,

´wär sehr beruhigend für alle, so geborgen zu sein.

 

Doch kaum pinkeln wir an Land, schon schaukelts wieder wie wild.

Im Geist, im Kopf, irgendwo hinter der Stirn

was kann das sein, schaukelt die Welt oder gar das Hirn?

 

Wir versuchen alles für unser Dasein im Jetzt zu schaukeln

ohne uns dabei über begrenzte Möglichkeiten etwas vorzugaukeln.

Hinter den Wellenbergen fahren wir durch Wellentäler

dunkel, voller Sorgen und oft ohne Sicht

Orientierung geben andere Reisende, aber auch Gestirne, der Mond und unsere Ideen,

manchmal Schatten, doch meistens Licht.

 

Doch sie schaukeln oft ganz anders als wir – rasch ergibt ein übersozialer Fehler

eine gestörte Navigation und wir stoßen aneinander – mal weich und mal hart

egal wie, hemmt es doch immer unsere Fahrt.

 

Sobald wir die falsche Vorsilbe vermerken oder unsere Sinnzweifel beschleichen

beginnt der Wind verführerisch über unsere Gesichter zu streifen.

Ilva schaukelt dann weit draußen, hin und her, der Schwell rückt an, – und wir nicht auf ihr!

Dann versuchen wir zurückzukehren so schnell es geht

Und wenn dann einer von uns drei am Ruder steht,

dann sind wir nicht mehr gebunden, an all das harte Leben,

ruckartig ist’s vorbei mit dem Stillstand, den allzu kurzen Seilen,

verspüren ungewohnte Freiheit im Fahren, sowie im Verweilen.

 

Dann schaukeln wir auf Ilva so wie wir wollen immer weiter

noch für 50 Wochen ganz, ganz weit über das große Meer,

mit unserem Lachen und der Badeleiter.

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Spiele, die wir spielen

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Wer von den LeserInnen glaubt, dass wir Trübsal blasen irrt…… wer aber glaubt, dass wir vom Pokerspielen schon Schwielen an den Würfelhänden tragen auch. Hier ein Dutzend Spiele, die wir (anscheinend) sehr gerne spielen:

Ich hab bereits auf meinem Boot…. – Was brauchen wir noch alles vor unserer Abfahrt Richtung Süden? Oft gespielt in der anspruchsvollen Erwachsenenversion mit einer Erweiterung in Form von Verstaumemory – Wo hab ich das Ding zuletzt gesehen, dass ich jetzt such? War es das, was ich noch brauch, oder sah das anders aus? Was stand noch genau auf der Einkaufsliste, die ich nicht mehr finden kann?

Kühlschranktetris – Was kann wo in diesem kleinen Ding noch ein kühles Platzerl finden? Wird besonders gern bei Gästen an Bord gespielt, die löblicherweise häufig mit Sachspenden unsere Bordkasse unterstützen. Empfohlen wird dieses lustige Spiel in Kombination mit dem Verwesungsquiz – Was hält wie lange ungekühlt bei hoher Luftfeuchtigkeit und 35°? Hier kann man sich auch ein Pendant zu den in Österreich mancherorts üblichen Wettautomaten vorstellen.

Schweißolympiade – Dabei-schwitzen ist alles! Wenn bei einer Tätigkeit nicht ordentlich aus allen Poren geschwitzt wird, zählt diese nicht zum erreichbaren Tagespensum an Arbeitsleistung (die wir ja durchaus erbringen wollen) nicht zu verwechseln mit der Scheißolympiade! Die haben wir auch (v.a. wenn was hin ist), aber die ist (noch immer) kein Spiel, okay??

Achtsamkeitsabwasch –  Bloß kein Wasser ins Gemüse! Keine Macht dem Dreck lautete bei unserer Abreise die Devise, welche wir täglich zur Umsetzung bringen (müssen – denn wir sind weder Schweine noch haben wir eine 100Fuß-Yacht sondern nur ein kleines Puppenküchenwaschbecken auf einer durch unsere Einräumpolitik stets leicht nach Steuerbord hängenden Yacht, wo sich dahinter die beliebten offenen Schwalbennester befinden). Aber wieviel Geschirr kann gleichzeitig mit wie wenig Wasser und Putzmittel gesäubert werden, ohne dass Krankheiten oder geruchsunneutrale Bakterien auftreten  – Bei zu übermütigem oder zu gehetztem Gehabe während dieser Tätigkeit kann sehr leicht eine geheime Pforte zum Verwesungsquiz geöffnet werden….. Wo ist das Wasser außerhalb der Abwasch hingeronnen? Welche Lebensmitel sind derzeit gefährdet? Welche können bedenkenlos auch mehrere Tage unter Wasser überdauern?

Immer gehts dabei in einer Sonderwertung für männliche Mitdreißiger auch um ein ganz spezielles Feature, das Wasserpumpenorakel – Wo kommt noch immer Luft in den verdammten Wasserkreislauf?

Noch nie probiert wurde hingegen Geräte-Risiko  – Was wird wohl als nächstes den Geist aufgeben? Wo werde ich bald hinabhängen/hochklettern/halten/kleben/schrauben müssen, um mit viel Taktik und einer gehörigen Portion Glück wieder meine kleine Welt zu regieren? Dieses Spiel gilt bei allen als sehr gefährlich durch sein hohes Abhängigkeitsrisiko.

Beliebt bei alt und jung im Gegensatz dazu jedoch täglich mehrmals Beamtenmikado – Wer sich zuerst bewegt hat verloren. Letztendlich sind wir im Urlaub! Minimax lautet das Prinzip!

Und: (überaus brutal und blutig) Gelse 3.0 (Egoshooter „Speziale“) freigegeben täglich ab 18.55! – Wer die meisten Gelsen kalt macht, kann sich und seine Brut möglicherweise doch noch bis zum Morgengrauen retten.

Keine Wunder also, dass der Kleinste von uns heut nachmittag am Pool meinte, „Lügen“ sei ihm eigentlich zu fad.

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Wir hatten ein paar echt tolle Tage. Sonnenschein,

Wir hatten ein paar echt tolle Tage. Sonnenschein, Wein, Witz, Kultur, gutes Essen, feine Getränke, feine Leute, alles schien wie miteinander verwoben. Am Montag besuchte mich ein alter Freund, wir wollten nach Izola segeln oder motoren, je nach Wind. Es war aber schon abzusehen, dass wahrscheinlich unsere eigenen Winde die stärksten des Tages waren. Der Törn begann gut, Ilva glitt mit Vollzeug in Richtung Kroatien, gerade aus, ohne Probleme oder Trimmen, Windstärke 1. Wind aus, Genua einrollen, Groß stehen lassen, Maschine an. Nach einem guten Beginn ein schlechter Mittelteil: auf der Mitte des Wegs verabschiedete sich die Riemenscheibe der Wasserpumpe (vom Motor) in die Bilge, der Keilriemen, der trotz allem Unglauben noch seinen Dienst versuchte und an Ort und Stelle war, brannte ab und killte die Motorkühlung – keine Maschine mehr. Zunächst gab es einen kleinen aber eindeutig hörbaren Knall, nichts passierte. Wir dachten aber zuerst, wir hätten einen Taucher beim Harpunenfischen gerammt, wir machten Witze über den Kopf des Tauchers, der jetzt über einen Scheitel verfügen müsste, stellten einen Cafe zu und warteten auf dessen Herauskommen. Sogleich im Anschluss machte ein lautes Quietschen eine verdammt aufdringliche Ansage – noch kein Kaffee. Warum sollte im Motorraum etwas derart quietschen? Motorraum-Deckel auf, Qualm, Gestank, verbrannter Keilriemen. Dazu noch eine Flaute wie im Bilderbuch, ein aufziehendes Gewitter im Hintergrund. An ein Zurücksegeln war nicht zu denken. Also ab in die Bilge und Scheibe raufholen, behelfsmäßig montieren, pressen, Gewinde schneiden, Motor starten, hoffen, auf die Temperaturanzeige starren, alles aber so weit ok. Zum Glück war auch der Seegang sehr nett zu uns, er schickte uns eine spiegelglatte See, ich musste nicht nach unten Kotzen. Nach erfolgreichem Anlegen zurück im Heimathafen erzählte mir mein Freund einen Witz. Er war ihm augenblicklich eingefallen, vielleicht als Mittel zur Stressbewältigung. Ich fand ihn so gut, dass ich ihn hier poste: „Es treffen sich Tracy Chapman und Charlie Chaplin – fragt Tracy Chapman Charlie Chaplin: „Weißt du, lebt eigentlich noch Janis Joplin?““

Bis bald, mit guter Maschine und vollem Weinkeller, …

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