Beiträge mit dem Schlagwort: Seereise

Eine Woche – zwei Inseln

Genau sieben Tage waren es, die uns nach Capraia, auf die verrostete Kirche, und in den Süden Elbas brachten, im Frühling blüht die Erde! Im Frühling!!
– dann eine Nacht vor Anker vor Marina di Campo – eine sonderbar ruhige Nacht, alleine in der Bucht waren wir. Baden bei 15 Grad Wassertemperatur? Nichts schwieriger als das. Aber Hartgesottene Pielachtaler halten so was aus. Erinnerungen an meine Zeit am Werftgelände kamen hoch, so angeschraubt schwoite ILVA an der Kette durch die Finsternis, kein Swell, kein Wind, kein Garnichts, außer Harmonie mit den Elementen.
Flugs gings tags darauf nach Portoferraio, in den alten Hafen im Norden Elbas – oft schon gesehen, könnte man anmerken. Und ja, es stimmt, und dennoch entdeckt man jedes Mal was Neues. Zum Beispiel das Restaurant gleich hinterm Hafen, in dem die Mamma kocht und der Pappa mit Bierbauch kellnert. Jedes Gericht wird frisch an der Theke zubereitet und am Teller angerichtet. Das dampft und ist mit Glück – sogar das bestellte Gericht! Aber wenns schmeckt wie im Himmel darf man nicht so wählerisch sein. Zum Schluss gabs Schnaps und Schnaps – der Papa trank mit und fühlte sich wie auf Koks.
Ja und dann gabs nen Umtrunk, denn schon war fast die Rückreise nach Cecina im Gange, ohne dass das jemand mitbekommen hätte. Die Toskana ist einfach der HIT.

 

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Der Duft der Insel

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Wenn der Mann aus dem Meer die Insel betritt – dann passierts. Was passiert? Er nimmt die Insel in Besitz, oder wie? – Manno, als Spanier wäre das geläufige Realität. Als Österreicher gibts Probleme. Es gibt kein Meer in Österreich. Verdammt!
Zum Glück gibts in Italien ein Meer, so groß, dass sogar Inseln dort Platz finden. Wie ein Garten Eden dieses Meer, wie für uns gemacht. Zum Beispiel, um Anlandungen zu üben,  ohne Waffengewalt, so ganz auf Pazi, ohne große Gefühle des Inbesitznehmens aufkommen zu lassen. Und das ist auch gut so.

Was noch? Der Mann aus dem Meer geht mit seinen abgetretenen Schlapfen am groben Sand spazieren, freut sich über angenehme 20 Grad im März, über die Windstille heute, und darüber, dass morgen 5 bft aus Südost angesagt sind. Ahh, das trifft sich gut, denn morgen segeln wir ab ans Festland. Und: es waren es dann 6 bft. Aber beim Vorwindsegeln ist ja die „Wahnsinnige Geschwindigkeit“ eine Größe: Kraft des Windes minus Abzug der Angst vor der Wellenhöhe, addiert mit Pipi-Gefühl und geteilt durch die Menge aller an Bord verteilten Tabletten gegen Seekrankheit. Die Formel wird am Seesportseminar gelehrt. Und das hier ist einfach nur ein billiges Plagiat.

Kommen dann noch Tanker dazu (siehe Foto) von links und rechts, schnell wie Springmäuse, dann wirds spannend und die Crew erlebt bis dahin nicht gekannte Levels des gegenseitigen Nervösseins. All das macht das schöne Wetter in Portoferraio wett. So viel Glück hat man selten.

(Photos by N. H.)

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Wem die Stunde schlägt – Almeria Tschüss baba

Der gute Ernest hat es ja schon – von allen, die geduldig genug waren, den Schinken bis zur letzten Seite durchzulesen  – episch ausgedrückt.  Angst und Schrecken – Grundsatzfragen, leben und sterben, heimfahren oder bleiben, Almeria oder Monfalcone – und wir?

BildAlmeria markiert den westlichsten Punkt unserer Reise, sieht man von unseglerischen Seitensprüngen nach Gibraltar und Marokko mal ab. Almeria hat alles, was ein Mensch so braucht. Eine Altstadt, Einkaufsstadt, Bars, coole Flamenco-Clubs, Restaurants (nie eins besucht –zu teuer), Sportzentrum, günstige Mietautos, billiges Gas in Flaschen, traumhaftes Klima, super-nette Leute, zerkratzte Autos, nicht allzu billigen Wein, eine verdammt gute und billige Tapas-Bar, einen genialen Paseo am Strand, zu tausenden bepisste Straßenlaternen, eine imposante Alcacabar (maurische Festung), staubig-trockene Baguettes und ca. 2 Miliarden frische Hundstrümmerl täglich.
Wem die Stunde schlägt – nicht schon wieder!!  – der macht sich Gedanken über Kameradschaft und Suizid – nein ganz soweit geht es bei uns nicht, aber unsere Stunde hat geschlagen – das fühlen wir deutlich. Es wird resümiert, was denn alles erlebt wurde, geschafft worden ist, was „im schwarzen Album mit dem silbernen Knopf “ mit soll ins weitere Leben, wenigstens im Hirnkastl. Was bleibt zurück?  Keine Ahnung, dafür war bis jetzt noch keine Zeit, auch nicht für den letzten almerianischen Sonnenuntergang.
Denn:  Es wird klar Schiff gemacht – neu verstaut und fix fixiert. Tausende Gripfile-Downloads in den letzten Tagen machen den Kopf schwer. Ist das Hoch „groß genug“ um ein gutes Stück nach Osten zu kommen? Wird uns der Wind gnädig sein und nicht sofort wieder stark aufs Näschen blasen? Alles anstellen zur großen Geräteprade. Sind alle nach der Pause noch arbeitswillig? Es dauert ewig, den legalen Weg für die Entledigung der „ausländischen“ Gasflasche herauszufinden. Für alle noch Unwissenden: hinter der Plane rechts im Club del Mar dürfen auch die landes-fremden leeren oder halbleeren Gasflaschen stehen. OK. Es wollen alle hier gewonnenen Freunde ordnungsgemäß abschiedsgeküsst werden (Freu*Wein*) und selbstverständlich „abschieds-mohnbestrudelt“.  Mohn gibts hierzulande nämlich nicht. Aber es gab gute Rückmeldungen aus spanischen „el Mundos“!

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Unzählige Male läuft Papabert mit Wasser zwischen El Arbol und Schiff  hin und her. Man könnte glauben, wir müssen in die andere Richtung noch übern Atlantik. Doch auch im Mittelmeer wird es wieder lange dauern, bis der Weg vom Boot zum Flaschenwasser so ein kurzer ist. Es wird vorgekocht – Spanischer Eintopf del Capitano, was sonst. Am ersten Segeltag nach 3 Monaten soll es niemand an Futter mangeln!

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Wo liegt der nächste Hafen – was wird uns empfohlen….. und unter welcher Telefonnummer? Tja, dennoch niemand erreichbar. Egal, wir sind motiviert!! Zum Trost gehen wir nochmals in Papaberts Lieblinsrestaurant Cabana del Tio Tom! Marwin bestellt dort zum wiederholten Mal Fresa con Nata!! Jetzt kennen ihn wohl schon alle aufgrund seiner Vorliebe (vielleicht auch wegen seiner langen Haare und dem Fußball, der allweil an seinem Fuß klebt). Mamabert genießt noch den letzten Einkaufsausflug zum Carrefour…..auch wenn es dort keinen Tintenkiller für Kindbert gibt. Spanien steht auf Tip-Ex! Tintenkiller sind ausgestorben. Auch Wäsche wird noch gewaschen. Was, schon wieder? Ja schon wieder!

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Neben dem gesamten Bootskleinkram, der vielleicht schon so manchen von unseren LeserInnen (wie uns auch oft) langweilt, geht es aber auch um „große Würfe“, so wie halt auch bei den literarischen Größen. Wie soll die Rückreise im Groben verlaufen? Wo soll bzw. könnten mögliche Endpunkte sein? Was steht auf der „Unbedingt-noch-erleben-Liste“? Wo kann Ilva nach ihrem „Tagwerk“ angemessen im Wasser liegen bis wir wieder Zeit für sie finden? Wir schreiben in etwa 40 Häfen in Ligurien und der oberen Adria an. Die Antworten liegen irgendwo zwischen amüsant und erschreckend, von den Zahlen ganz zu schweigen. Mal sehen. Wieso besteht unser Leben immer aus mehr Fragen als Antworten? Weil wir Lebensliteraten sind? Weil das normal und bei allen so ist? Naja, wollen wirs mal nicht übertreiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück für uns und einer Tankfüllung für Ilva (gleiches Recht für alle!) samt Adios-Picture (mit geschenktem Almeria-Kapperl) geht es unerbittlich los. Fast hätten wir einen Enteisungsspray gebraucht. Wir waren da ja schon fast festgewachsen.

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Aber Nun: Kurs 210 – Ost. Wir freun uns wieder, am Meer zu sein. Ilva pfeift durchs Wasser. Jeder tut, was er kann, um zum Fahrtglück beizutragen. Kindbert liegt herum und zieht sich ein Video rein, Mamabert schaut versonnen aufs Meer, Papabert bestaunt die Küste und knipst noch eifrig bis der Fotoapperat nimmer kann. Ja, kein Scherz, wir faulenzen ausgiebig, weil Ilva fährt sofort wieder wie fast von alleine.  Schön ist so das Seglerleben.

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Nachtrag: „Bei Italien unten dann rechts“

„Bei Italien unten dann rechts“ lautete oft die Antwort auf die Frage: „Wo wollt ihr denn eigentlich hin?“. Bei Italien unten dann rechts. Je näher das Ende der Bauphase rückte, desto öfter wurde sie gestellt, so schien es uns. Aber what the hell bedeutete das eigentlich? Etwaige Leerstellen taten sich bei Befragten und den Befragern auf, was den Gesprächsfluss normalerweise aber nicht hemmte.
Yachten haben ja keinen Blinker, vielleicht ein paar Lichter in allen möglichen Farben, aber dieses Rechts-Abbiegen war leichter gesagt als getan, ohne Vorstellung vom Spurwechseln auf einem Meer.
Jetzt – bei der ersten Ankerwachen – und nach dem Abbiegen – gibt es zumindest einige Antworten, die den damals Fragenden auf diese Weise nachgereicht werden können. Wer mittlerweile eine Antwort gefunden hat, kann nun getrost in anderen Websites surfen – wer sich vom nachfolgendem Text eine erwartet, wahrscheinlich auch.
So wagen wir eine lose Zusammenschau äußerer Veränderlichkeiten, die uns bei der Durchreise ins Auge gesprungen und im Hirn geblieben sind – oft auch ohne Sinn und Zweck.

 1. Die Grillen zirpen leiser, die Stranddiskotheken werden hingegen lauter. Lauter wird auch unser Beiboot und potenter! Endlich haben wir einen Außenborder erstanden. Honda 2.3 Aircooler. Die Fischer in Ciro Marina waren erstaunt, wie rasch sich unser Portaklappboot aus der Nachkriegzeit (wenn du es mal nicht findest, such nach einem beigen Ikea-Kasten oder einem umgekippten Bücherregal) zu einem 007-Bond-Mobil aufrüsten lässt.
Verdanken tun wir den Erwerb des Motoris erstaunlich vielen Personen, die uns unterstützt haben – der freundlichen junge Herr im Marina-Hafen-Beisl, der – ohne uns genau zu verstehen – unser persönliches Taxi-Unternehmen war, weil es im Ort kein Taxi mehr gibt. Ob das wegen der Krise ist, war nicht zu klären. Signore Salvatori Flori und seine Mannen im Flori Motori Shop (den wir hiermit ausdrücklich lobend erwähnen wollen und der bitte wirklich so heißt!!), die – immer heiter wie es uns erschien – trotz unseres wahrscheinlich eigenartig anmutenden Auftritts (aus dem Nichts erscheinend, mit etwas Bargeld in der Hosentasche, ohne Fiskalnummer (wos is des?), Ausweis, Italienisch-Kenntnissen und mit tagelang getragener Wäsche) Geduld, Muße, Humor und ihr Wort gehalten haben.

2. Die Siestas werden ernst genommen, dann gibts auch kein Essen in der Bar Centrale, in der abends auch der Wein endete, aber schon bevor der Kapitano bestellte!

3. Hässliche Bettenburgen weichen richtigen Castellen aus alter Zeit.

4. Manche Dinge des täglichen Lebens werden (noch) billiger, wie z.B. Liegeplätze oder Wassermelonen. Letztere bleiben leider dennoch gleich schwer und stellen somit trotz ihrer Beliebtheit bei der Crew eine Herausforderung für die Einkaufslogistik dar. Wasser oder Wasserlemone – beides ist einfach nicht zu „dazahn“. Andere Sachen verschwinden gänzlich aus dem Blickfeld, z.B: Sauerrahm oder Wetterberichte oder die Duschen in den Marinas.

5. Englisch als Mittel zur Verständigung und W-Lan als Mittel zur Verbindung zur Außenwelt werden zur Gänze unnützt, bzw wirken extraterrestrisch. Da hilft ja spanisch noch besser um in Internetcafes schwitzend vor überalterten Win 98 Programmen zu sitzen beim Email schreiben.

6. Die Delphine (auch die Quallen bittesehr) sehen hier größer aus und sind viel weißer, was gut ist, weil man sie dann besser im Wasser ausnehmen kann.

7. Es bellen viel mehr Hunde in den Gärten der Häuschen in den kleinen Buchten. Wir sehen auch weit mehr Müll – zu Wasser und zu Land, leider – und es galt, die ersten Ölplattformen zu umrunden.

8. Die Kursnadel zeigt schon ein W (vielleicht steht es ja für „winterlich warm“) vorne in der Kurve und die Sonne scheint nun kaum mehr nach Mittag über der rechten Schulter sondern meist von schräg rechts vorn. Das ist gut, weil damit stimmt der Kurs, aber auch blöd, weil da nutzt das Sonnensegel vom Cockpit nix.

 9. Manche „neu erworbenen alten“ Bücher werden aus dem Regal nach vorne gekramt und nächtens gelesen, z.B. das Thyrrenische Meer, 1979 (im Hafen mit Urs aus der Schweitz gegen das Pielachtalbuch von Fritz getauscht), andere werden begeistert nochmals von vorne begonnen, wie z.B. Tom Sawyer von Mark Twain, weil es Kindbert hinlänglich amüsiert.

10. Es gibt nicht mehr soviel zu fluchen wenn die Selbststeueranlage neu justiert werden muss und letztens gelang sogar ein Manöver, ohne sie auszukuppeln. Wenn der Wind dann noch wenigstens etwas gehustet hätte, hätts funktioniert. Ganz sicher.

11. Der Geschwindigkeitsmesser möchte sich anscheinend nicht mehr aufs schnöde Messen reduzieren lassen und hat seinen Job an den Nagel gehängt, gleich neben ihm hat Garmin erfreulicherweise endlich akzeptiert, dass Yachtunfälle vor der kroatischen Küste außerhalb unserer Reichtweite liegen und endlich aufgehört „Notfallsignal“ zu piepsen. Dies tat er beinahe ohne Unterlass die letzten 3 Tage – was sein sonstiges 24h-Engagement auf eine Breaking-News-Tätigkeit beschränkte.

Um die Ecke ist eben vieles anders, mehr, als man zuerst denkt. Manches bleibt aber auch gleich: Die klaren Sternenhimmel, die Tagesetmale rund um die 40 Seemeilen um nach Sizilien zu kommen bevor der Herbst da ist, die Herausforderung, dass 3 unterschiedliche Personen ihre Bedürfnisse auf kleinstem Raum stillen wollen, die Schwimmrunden ums Boot (absolutes Novum: Quallen-Ausguck vom Deck aus, damit die Schwimmer sie nicht zwischen die Zähne kriegen) und die gemeinsamen Fussball-, Schnorchel- und Brettspiele, die abendlichen Spaziergänge, die Sorge um die Funktionstüchtigkeit aller Gerätschaften, die nächtlichen Gelsen-Jagden nach harten Attacken, das Telefonieren mit zuhause zu feierlichen Anlässen. Auch der Sound von Kindberts Tom-und-Jerry-Collection und das Lachen von Alf über unsere Boot-Sound-Anlage – und unseres hoffentlich auch.

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