Beiträge mit dem Schlagwort: Segeltrip

Andalusien – mixed pickles

Bild

Nach der 100 Meilen Fahrt von Cartagena nach Almeria stehen wir nun schon seit über einer Woche in Almeria, im nobel klingenden „Club de Mar“. Der Wind bescherte uns wieder einmal leichtes Amwindsegeln (die Windfahne mags), später gepaart mit einer Motorfahrt durch die pechschwarze Nacht per Autopilot (der Käpten mags). Der Schiffsverkehr wird hier mehr, um nicht zu sagen stark. Man merkt, dass Gibraltar nicht mehr weit ist. Auf den Schiffsstraßen fährt ein Riese nach dem anderen, wie die Laster am Gürtel.
Mit sensationellen 13 Euro pro Nacht (all inklusive Winterpreis) haben wir uns einen längeren Hafenaufenthalt gegönnt. Dazu gibts einen Parkplatz für ein Mietauto (wenn man denn eines besitzen möchte), Internet am Schiff und nur mehr samstags eine ordentliche musikalische Dröhnung vom nahen, äußerst schicken Hafenrestaurant.

Bild

Die Wege in die Stadt sind kurz, gleich um die Ecke liegt der Club de Mar Fitnessbereich mit einem großen Schwimmbecken zum Tauchen und Schwimmenüben für Kindbert.
Weiter vorne zwischen Strand und Küstenstraße liegen fein angelegte Parkanlagen, in denen sich Jongleure, Skater, Läufer, Radler, Fußballer, Speedminton-Spieler, Cafe- und Rotweintrinker die Plätze teilen. Auch in die Altstadt sind es zu Fuß nur zehn Minuten. Selten auf dieser Reise lag alles so eng beieinander.

Inmitten dieses Paradieses herrscht überraschenderweise kein Gedränge. Die Marina samt ihren Gebäuden haben wir fast ganz für uns allein. Abends können wir an Deck nie enden wollend Gitarre spielen und singen, kein Geräusch ist im schwellfreien Wasser zu hören, morgens braucht niemand Angst zu haben, zu spärlich bekleidet von der Aftkabine zur Morgentoilette im Bug zu huschen. Nur die immerscheinende Sonne siehts. Es ist einfach herrlich, was auch immer uns einfällt an Bord oder drum herum zu tun – singen, spielen, fernschauen, flexen, Holzarbeiten … niemanden kratzts.

Bild

Nebenbei hatten wir auch indirekten Besuch von drei netten Freunden in einem Hotel in Granada – wir freuen uns, sagen zu dürfen, dass wir luxuriös mit einer Berühmtheit (Niederösterreicher des Monats!) aus heimatlichen Gefilden gespeist haben, und sozusagen als VIPs im Hotelzimmer waren, um ein bisschen Spaß und Gaudi zu haben – Fußballmatch inklusive: Österreich – Schweden per ipad. Leider hat unsere Schützenhilfe wenig genützt. Langweilig wurde uns jedenfall nicht – der Barfrau des Hotels auch nicht.

Bild

Und gesehen haben wir hier auch schon eine Menge: von den verschiedenen Wüsten, die hinter den ersten Bergkämmen nach der Küste beginnen, über die Sergio-Leone Filmstudios in der Sierra Tabernas (inklusive Western-Schieß-Show), das Cabo de Gata Naturreservat – dem trockensten Ort Spaniens, in dem eine bilderbuchreife Bucht an die andere schließt, das Kastello Alcazabar – eine fulminante Burg mitten in Almeria, den Felsen von Gibraltar inklusive aller Affen und schlechten Pizza-Hut-Pizze und – nicht zu vergessen – das Mare Plastico – das größte von Menschenhand geschaffene Gebiet mit Plastikplanen überzogen. Zwischen den Gewächshäusern liegen immer wieder slumartige Ansiedelungen, in denen die Agrararbeiter ihr Dasein fristen. Diese Menschen, meist aus Afrika zu Billigstlöhnen engagiert, versorgen Europa und die übrige Welt mit billigstem Gemüse und Obst. 80 % der spanischen Obst- und Gemüseproduktion kommen von hier. Immer wieder sieht man Arbeiter, die etwas außerhalb in halb verfallenen Häusern wohnen, wahrscheinlich ohne Strom und fließendes Wasser. Hier wird wasserreiches Gemüse noch billiger produziert als in Afrika! Und das im trockensten Gebiet Europas!

Bild

Durch die vermehrte zeitliche Kapazität bekommt Kindbert in letzter Zeit täglich Unterricht von Mamabert oder Papabert. Es sind schon Fortschritte zu verzeichnen, die uns die Brust stolz anschwellen lassen. Vor allem in Musik gab es einige zu vermerkende Leistungen. Kindbert kann „Drunt in der greanen Au“ singen! Mamabert kann sich nie zurückhalten und singt allweil mit. An „Black Hole Sun“ arbeiten wir noch. Kindbert benennt Mamaberts und Papaberts inbrünstige Bemühungen diesbezüglich bisweilen noch als Gejaule.

Auch Warmwasser haben wir jetzt, wenn der Motor nicht läuft – durch eine elektrische Heizspirale im Boiler und endlich – dank dem hochgelobten Papabert eine tolle Lösung für zwei immer wieder auftretende Wünsche: 1. Mamabert will ein Doppelbett außerhalb des Salons und 2. will Kindbert morgens noch mit dazu. Ein paar Fichtenbretter vervollständigen nun die kaiserlich-königliche Aftkabine. Nun können wir zu dritt (unter luxuriösen Platzverhältnissen bittesehr) in unserer Aftkabine ruhen. Soooo Cool.

Bild

Es hat mittags immer noch 30 Grad, schwitzen ist ja bekanntlich gesund. Das Wetter ist immer noch bis auf ein paar wenige Wolken so, wie man sich das im Himmel vorstellt – trocken, warm, sonnig, klar am Tag, abends angenehm kühl und „zum Zudecken“ in der Nacht bei offenen Türen und Fenstern – sollen wir noch weiter erzählen?

BildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBild

Kategorien: Reise Angenehm | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Seglerhimmel auf Cabrera

Nach zwei Nächten in Porto Cristo waren wir wieder dort, wo wir körperlich und geistig hingehörten. Frisch und munter, gekampelt und gschneutzt tat sich ein erster Seglerhimmel auf: ein ruhiger Liegeplatz, Internet an Bord, zehn Minuten zum Ort, einen Pool am Dach, eine Hafenkneipe in der Marina, bestes Wetter, gute Busverbindungen nach Palma und nicht zuletzt Tapasbars und Fastfood. Ein Ausflug nach Palma per Bus am dritten Tag tat uns gut – und versetzte uns endgültig wieder in den Normalzustand – mit 100 km/h durch die Landschaft zu brausen ist geil. Touristendasein hat auch was!

Die Hauptstadt Palma entzückt uns immer wieder. Die Kathedrale mit den umliegenden Parks, auf Kundschaft wartende Künstler, die Ramblas mit den Menschenmassen, die sich um die Blumestände schlängeln, Kinder in Buggys, die beim Näherkommen der Straßenclowns trotz Reisenseifenblasen aufheulen und sich sofort an Mutters Busen wünschen, Metallica aus der Akustikgitarre, Bettler, leere Bars, versiffte Typen in Spiderman-Kostümen, abgestürzte Persönlichkeiten – alle leben sie ihren Traum hier. Die Häuser Gaudis, die engen Gassen, die alten Stadtmauern und das Hafengelände laden auch uns zum Träumen ein. Wir ließen viel Geld in der Stadt, unter anderem auch im deutschen Bookshop. Abends gehts um ein Crewmitglied erweitert mit dem Mietauto wieder Richtung Porto Cristo. Schön, dass die Insel nicht so groß ist – und: Ein Mietauto ist noch besser als ein Bus (zweiter Merksatz in diesem Blog).
Reparaturen stehen am Programm. Ilva, die gute Alte, will Aufmerksamkeit und kriegt als Geschenk für die vielen zurückgelegten Seemeilen eine neue Auspuffanlage sowie eine neue Lichtmaschine und Keilriemen (dem Heinz sei Dank!), die endlich dem Ladebooster gewachsen sein sollen. Mal sehen.

Belohnung für die schweißtreibende Arbeit erhalten Papabert und Kindbert im Musikshop Musicasa, den wir noch selbstmotorisiert in den Suburbs von Palma aufspüren. Mit Akustikgitarre und einer Trommel gehts wieder zurück an Bord. 10 Minuten bleiben noch bis zum Zurückgeben des Mietautos, weil sonst fährt der letzte Bus ohne uns. Aber nichts leichter als das. Es ging noch alles gut aus – samt Mokka am Busbahnhof – aber im Laufschritt, vollbepackt und in freudiger Erwartung. Die Bootsnachbarn werden uns lieben, wenn wir mal ordentlich losrocken!

Obwohl noch nicht alles erledigt ist, wollen wir ein Stückerl weitersegeln. Die Ausgaben in der Marina drücken auf das Bordbudget. Also los in eine Cala (das sind die engen Felseinschnitte auf Mallorca, von einem Fluss in früherer Zeit ausgewaschen) zum Ankern. Cala Virgine verspricht per Handybilder türkisblaues Wasser, verzweigte Buchten und Ankerspaß. Mal sehen, wie lang wir dahin benötigen. Gerade nicht zu lang, um noch einen Ankerplatz zu kriegen, wie sich herausstellt. Aber wer will denn noch den Swell weiter angsteigen sehen als bis zur Einmeter-Welle? Der Wind ist es, der wieder einmal „falsch“ bläst. Dann hilft alles Schönreden nix – wir verholen uns in die nächste Bucht. Porto Colom erfreut uns auch. Nicht wegen der Wasserqualität (die Leine an der Mooringboje weckt den Brechreiz Mamaberts – sind die vielen braunen Batzerl tatsächlich….aber egal. Sofort an was anderes denken!!), sondern wegen den moderaten Preisen im Ankerfeld. Der Hauptplatz ist noch unbepflastert, die Tapasbar entspannt auch, wenn der Fußball von Kindbert den Gästen nahe kommt und es lässt sich dort gut der Tag verbummeln.
Doch irgendwann geht uns auch hier die Luft aus. Mamabert will weitersegeln. Ein Inselparadies im Südosten von Mallorca – Cabrera – soll Badegäste auf Ilva zum Wiederkommen verleiten und nach den vielen zivilisatorischen Verlockungen Natur ins Seglerleben bringen. Zweifel kommen auf? Obs dort auch so dreckig ist, oder vielleicht gar verlassen ist? Dort steht sicher ein ziemlicher Schwell. Doch wir überwinden uns und motoren trotz Flaute die fünf Stunden.
Und siehe da: erneut der Seglerhimmel. Wir steuern in eine fast rundum geschlossene Bucht mit Bojenfeld. Das Wasser ist wie in einem frisch geputzten Aquarium, azurblau, glasklar; Fische so zahlreich wie in der Fischzuchtanlage, Brassen, Barben, Drückerfische, Pfeilhechte und mehrere Stachelrochen tummeln sich ums Boot – ein Traum. Nur ein paar Häuser und ein Hafencafe sind an Land zu sehen. Ein Juchazer!!! Wir springen ins Aquarium!!
Eine hohe, scheckig braun-grün überzogene felsige Insel schützt uns vor Wind und Wellen. Höhlen wohin das Auge schweift, giftgrüne Kiefernwälder, irgendwann mal intakte Steinmauern. Hier grasten bis vor wenigen Jahren noch tausende Ziegen. Ein Kastell thront hoch über der Einfahrt und erzählt von Piraten und Fregatten – und von Kriegen. Um das Jahr 1800 sollen hier 5000 französische Kriegsgefangene verhungert sein – das gibt dem Ort eine besonders mystische Note (Kindbert will einen Totenschädel suchen gehen. Gefunden haben wir gottlob dann eine Falle für eine Ginsterkatze mit stinkigen Tintenfischen drin, das tuts auch).
Ja gibts denn so was: Fischschwärme, so neugierig und selbstsicher, dass sie nicht mal dem Kapitän ausweichen. Ein Drückerfisch will anscheinend nicht, dass die Windfahne repariert wird. Beim Abnehmen des Ruders lässt er sich fast streicheln. Ein riesiger Oktopus wird gesehen, mehrere (oh ja!!!) Stachelrochen gleiten wie ferngesteuert an der Oberfläche durchs Wasser – fast überfahren wir einen mit dem Beiboot. Kindbert und Papabert wollen auch einen Baracuda (oder zumindest einen ihm sicher ebenbürtigen Raubfisch) gesehen haben. Fein, eine intakte Natur in riesenbadewannenform unter uns zu haben – fast gratis.

Wir freun uns riesig. Hatschn zum Kastell, rüber über die Berge zum Leuchtturm, zum Cafe und zurück per Dinghi, checken unsere Mails, unterrichten Kindbert. Nicht mal Regen kann unsere Stimmung trüben. Also unser Tipp an alle: Vergesst die Südsee, auf nach Cabrera!

BildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBildBild

Kategorien: Reise Angenehm | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Bloggen auf WordPress.com.