Monatsarchiv: Januar 2017

Wie man eine Segelreise NICHT machen sollte…

7-7-2010-115023-am– wie JACK LONDON, zum Beispiel !!

Auf Empfehlungen hin landete „Die Reise mit der Snark“ auf meinem Schreibtisch. Snark? Das klang vielversprechend, auch London wusste nicht, warum er seinem Schätzchen diesen Namen gab – der soundete einfach gut. SNARK – wie ein Wurm durchs Meer.

Eine Reise um die Welt – ohja? Kann vieles und wenig bedeuten. Jedenfalls war London schon zu der Zeit ein Bestseller-Autor, der durch seine Romane (Der Seewolf, Ruf der Wildnis, Wolfsblut) zu einem stattlichen Vermögen gekommen war. Was macht ein gestandener Amerikaner mit einem Vermögen? Er investiert es, lässt sich ein Boot bauen und fährt mit Frau und ein paar Angestellten um die Welt. Das ist nichts Neues, wie man sieht, denn die Geschichte spielt im Jahr 1907 !!

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London lässt sich also ein Boot bauen, über das die alten Seebären – wie er schreibt – schon am Wirtshaustisch munkelten, dass es nicht segeln könne, weil die Linien falsch seien – einfach falsch.

London kümmerte das wenig, er vertraute auf den Bug des Schiffes, ja, auf den Bug. Und das musste er auch, denn schon kurz nach dem Absegeln von San Francisco schien sich sein Traum vom eigenen Boot in Luft – oder besser in Rost aufzulösen. Kleine Vorstellung gefällig?

Kurs: Hawaii. Auf Honolulu – das sind grob geschätzt 2200 Seemeilen. London macht keine Testfahrten, oder übt die Abläufe, er geht aufs Ganze – ja, weil er schon so spät dran war – das kommt mir bekannt vor??

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Über den Motor, ein neuer Benzinmotor, der schon vor dem Auslaufen seinen Geist aufgegeben hatte schreibt er, dass der Motor ja bloß Zubehör sei – und das ist auch richtig. Die Snark war ja ein Segelboot. Das werde er in Honolulu in Ordnung bringen. Darüber hinaus ist auch das „Rettungsboot“ löchrig wie ein Sieb, aber das Rettungsboot ist auch nur Zubehör. (wers nicht glaubt, bitte nachlesen!!)

Die fugenlose Beplankung des Decks wies schon bei der Abfahrt Fugen auf, sodass Wasser einfach reinsickerte. Roscoe, der Navigator, wurde aus seiner Kajüte einfach „rausgeschwemmt“. Kurs noch Honolulu!!

Aber er hatte ja noch die Badezimmereinrichtung!! Dann segelten sie also am weiten menschenleeren Pazifik. Kurs 250. Die drei Angestellten kommen eine Woche nicht mehr aus der Kajüte raus, nur wenn die rausgespült werden, denn ihnen ist schlecht wie einer Laborratte auf Brechmittel. Dazu noch Kerosin, das sich auf die Essensvorräte verteilte, der Frost hatte Äpfel und Kohl verrotten lassen, faulige Orangen, vergammelte Rüben. Die Bordwände leckten dermaßen, dass London bald kniehoch im Wasser stand – und zwar am Kajütenboden!!, vier Stunden nach dem letzten Auspumpen. Nur unter uns gesagt: Unter dem Kajütboden war aber noch 1,5 Meter Platz!! Alles voll Wasser.

London hatte sich die Mühe gemacht, wasserdichte Schotten zwischen den Kajüten einbauen zu lassen, aber da drang das Wasser so „ungehindert wie Luft“ durch. Die Benzintanks waren ebenso leck. Also eine üble Suppe da unten in der Kajüte – das sieht man dem Schiff auf den Fotos gar nicht an – deswegen muss man diese Fotos erschnuppern, um die wahre SNARK kennenzulernen (bitte unten schnuppern!).

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Das Bad – das so schöne Bad war schon nach 24 Stunden nicht mehr benutzbar. Die Eisenhebel zum Pumpen brachen ab. Also gab es schon nach der Golden Gate Bridge den Kübel des Grauens.

Fast alle Eisenteile am Schiff brachen bitten Stunden entzwei. Die Unterkonstruktion für den Motor (!!), das Getriebe für die Ankerwinde (eine eigens konstruierte Spezialanfertigung von der Ost-Küste), die Beschläge in der Takelage, die Schwanenhälse für die Gaffelsegel.

Je mehr sie ihre Snark dahinrotten sahen – immer noch auf dem Weg nach Hawaii – desto mehr Vertrauen bekamen sie in ihren Bug – hier sieht man, dass man immer was braucht, auf das man vertrauen kann. Sonst gab es nichts mehr – schreibt er – auf das sie hätten setzen können. Und dann kamen die richtigen Probleme erst zum Vorschein – die Snark konnte nämlich im Sturm nicht beidrehen – also den Bug nicht in den Wind drehen. Sie rollte in den Wellentälern auf und ab bei Sturm, obwohl sie nur noch das Gaffelsegel am Besan stehen ließen. Dann setzten sie einen Treibanker, aber der ging unter. Schließlich kam London die Einsicht, dass die Snark nur eines wirklich konnte: fahren !! Einfach nur fahren. Beidrehen ? Egal. Die Alten Teerjacken in der Hafenkneipe hatten doch UNRECHT – mögen die Linien der Snark noch so falsch sein, die Snark fuhr, sie konnte nichts anderes !

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Hier sieht man, dass die Seefahrt durch Männer wie London einiges zu Lernen hatte. Was heute selbstverständlich erscheint, war damals noch Lehrzeit. Manches bleibt aber auch, wie es ist – abgebrochene Hebel für das Pumpklo rissen auch damals schon ab….

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