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Die Alhambra in Granada: Washington Irving – eine Geschichte

Bild– hat ja nicht so viel mit Booten zu tun. Aber: nicht nur Boote sind schön, auch maurische Festungen sind mitunter eine Geschichte wert. Eine davon stammt vom amerikanischen Schriftsteller Washington Irving. Auch er war ein Reisender, einer, der was erleben wollte und sich mit Fremden ohne Vorbehalt einließ, einer, der sich gnadenlos in den Weiten Andalusiens verfangen hat wie in einem Spinnennetz (so ähnlich wie wir).

Um 1830 zog es ihn nach Spanien. Er war einer der wenigen, der schon damals den Krieg der Weißen gegen die Indianer scharf verurteilte. 1828 zog er von Sevilla nach Granada, per Pferd. In der Festung Alhambra gelang es ihm – so quasi als Freizeitbeschäftigung, er war eigentlich ein Historiker – die Erzählungen der Alhambra mit Hilfe der dort anwesenden Personen zu verfassen. Eine Erzählung voller Authentizität, voller weicher Ausdrücke und romantischer Versessenheit. Auch hier kommen die christlichen Eroberer gegenüber den Mauren nicht gut weg.
In Granada angekommen wurden ihm vom Stadthalter die Räume der Alhambra für einige Wochen überlassen. Dieser Ort faszinierte ihn so sehr, dass aus dem – eigentlich nicht ganz so – strengen Geisteswissenschaftler ein Romancier der Sonderklasse wurde. Das Buch „Tales auf the Alhambra“ wurde auf die Schnelle ein Erfolg in England und in den USA.

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So reich wie seine Wortspenden über diesen Strich zerfurchten Landes und dessen Menschen können unsere stümperhaften Versuche, die Wildheit und den Reiz dieser Region auf Papier zu bringen, niemals werden. (Was nicht drin ist, kommt auch beim Hineinzerquetschen nicht raus – fünfter Merksatz in diesem Blog). Deswegen lassen wir in diesem neuen Beitrag– mal so zur Abwechslung – einfach Irving sprechen. Tief verbeugt wollen wir aus dieser Geschichte lernen:

„An dieser Stelle möchte ich zuerst einige Bemerkungen über die spanische Landschaft und über das Reisen in Spanien einfügen. Die meisten Menschen stellen sich Spanien als eine sanfte südliche Region vor, ausgestattet mit den üppigen Reizen des sinnenfreudigen Italiens. Es ist ganz im Gegenteil mit Ausnahme einiger Küstenregionen ein ernstes, ja melancholisches Land mit schroffen Gebirgszügen und weiten baumlosen Ebenen, deren unbeschreibliche Stille und Einsamkeit an das wilde und einsame Afrika erinnern. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Abwesenheit von Singvögeln, da es an Büschen und Hecken, ihrer natürlichen Umgebung mangelt. Geier und Adler schweben über den Berggipfeln und über den weiten Ebenen, während schreckhafte Trappen sich im Heidekraut herumtreiben; es fehlt die unendliche Vielfalt an Vogelarten, die die Weite der Landschaft in anderen Gegenden beleben, und die hier hauptsächlich zwischen den Obst- und Gemüsegärten in der Nähe der menschlichen Siedlungen anzutreffen sind.

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Im Inneren des Landes durchquert der Reisende manchmal unendliche Weiten, die, so weit das Auge reicht, mit grün wogendem Getreide bebaut sind oder brach unter der sengenden Sonne liegen; aber umsonst hält er Ausschau nach der Hand, die den Boden bearbeitet. Nach einiger Zeit wird er ein kleines Dörfchen auf einem steilen Hügel oder über einem felsigen Abhang erblicken, umgeben von Mauerresten und den Ruinen der Wachtürme. […]
Obwohl einem großen Teil Spaniens der Schmuck der Büsche, Wälder sowie anderer sanfter landschaftlicher Reize fehlt, ist das Land erhaben in seiner Kargheit und steht im Einklang mit den Eigenschaften seines Volkes.
Ich glaube den stolzen, unbeugsamem, anspruchslosen und enthaltsamen Spanier und seinen männlichen, der Gefahr trotzenden Charakter, der alle weichliche Nachgiebigkeit verachtet, besser verstehen zu können, seitdem ich das Land kenne, das er bewohnt.

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Diese einfache Kargheit der spanischen Landschaft vermittelt der Seele ein Gefühl von Erhabenheit. Die weiten Ebenen beider Kastilien und der Mancha, die sich bis an den Horizont erstrecken, beeindrucken gerade wegen ihrer Blöße und Unendlichkeit und erinnern in gewisser Weise an die erhabene Grenzenlosigkeit des Ozeans. Auf der Reise durch die  endlosen Ebenen nimmt das Auge von Zeit zu Zeit eine vereinzelte Schafherde wahr, geführt von einem einsamen und bewegungslosen Schäfer, der mit seinem langen dünnen Hirtenstab, wie eine Lanze in den Himmel zeigend, einer Statue gleicht. Oder man gewahrt einen langsamen Zug Maulesel, die durch die Einöde ziehen, gleich den Kamelherden in der Wüste. Manchmal taucht auch ein einsamer Reiter auf, der mit Doppelflinte und Stilett bewaffnet, die Ebene durchstreift. Auf dieser Art weisen das Land, die Sitten, sogar das Aussehen seiner Bewohner arabische Züge auf.

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Der Brauch, Waffen zu tragen, muss zudem als Beweis für die unsicheren Verhältnisse im Lande angesehen werden. Sowohl der Rinderhirt auf dem Feld als auch der Schafhirt auf der Ebene tragen einen Karabiner und ein Messer. Selten wagt sich ein reicher Bauer ohne seine Trabuco in die nächste Stadt und wenn, dann nur in Begleitung eines Knechtes, der auch ein Gewehr schultert, und so wird aus jedem kleinen Unternehmen ein wahrer Kriegszug.“ (Washington Irving: Erzählungen der Alhambra. Übersetzt von Conchita Sanchez. Ediciones Edilux. Granada. Seite 1-3.)

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Wie kommt es dazu, dass wir solche Texte in das Blog stellen? Wir wollen eine Weile verharren, bevor wir wieder Hafenmole an Hafenmole und Küstenstrich an Küstenstrich reihen. Es erscheint uns wertvoll, die uns unbekannte Küste Spaniens nicht nur im Slow-Motion-Modus an uns vorbeiziehen zu lassen, sondern auch die ersten (und hier beträchtlich hohen) Bergeshürden zu überwinden, um dahinter blicken zu können. Das braucht Energie und Zeit. Wir lesen viel darüber, wie zum Beispiel Geschichten der Alhambra oder von der Insel Cabrera – Napoleons forgotten Soldiers, wir lesen von den Wilden und den Zivilisierten und versuchen auch Kindbert einen Blick in die bewegte Geschichte dieser Kontaktzone zwischen den großen Kulturen der Mauren und der Christen zu geben. Auch wir selbst sind und bleiben Fremde – fast überall auf der Welt. Dennoch leben wir nicht allein oder beziehungslos in unserer Umgebung. Wir lernen unsere Nachbarn, die Leute im Hafen und zufällig vorbeikommende Flanierer kennen. Wir gewinnen Haustiere – wenn auch nur sehr lose – in Form von vielen „Fisch-Hausschweinen“ die unsere Brotreste fressen oder aber auch Wildkatzen am Strand, die sich für unsere Fleischreste begeistern lassen. Es freut uns, für all das Zeit zu haben. Wir verfolgen Segelbootregatten (und Segelbootmodellregatten) und freuen uns schon darauf, den ersten Sperling in unserem neu gebauten Vogelhaus zu begrüßen. Die Sonne lacht noch immer und so tuns auch wir!

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Andalusien – mixed pickles

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Nach der 100 Meilen Fahrt von Cartagena nach Almeria stehen wir nun schon seit über einer Woche in Almeria, im nobel klingenden „Club de Mar“. Der Wind bescherte uns wieder einmal leichtes Amwindsegeln (die Windfahne mags), später gepaart mit einer Motorfahrt durch die pechschwarze Nacht per Autopilot (der Käpten mags). Der Schiffsverkehr wird hier mehr, um nicht zu sagen stark. Man merkt, dass Gibraltar nicht mehr weit ist. Auf den Schiffsstraßen fährt ein Riese nach dem anderen, wie die Laster am Gürtel.
Mit sensationellen 13 Euro pro Nacht (all inklusive Winterpreis) haben wir uns einen längeren Hafenaufenthalt gegönnt. Dazu gibts einen Parkplatz für ein Mietauto (wenn man denn eines besitzen möchte), Internet am Schiff und nur mehr samstags eine ordentliche musikalische Dröhnung vom nahen, äußerst schicken Hafenrestaurant.

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Die Wege in die Stadt sind kurz, gleich um die Ecke liegt der Club de Mar Fitnessbereich mit einem großen Schwimmbecken zum Tauchen und Schwimmenüben für Kindbert.
Weiter vorne zwischen Strand und Küstenstraße liegen fein angelegte Parkanlagen, in denen sich Jongleure, Skater, Läufer, Radler, Fußballer, Speedminton-Spieler, Cafe- und Rotweintrinker die Plätze teilen. Auch in die Altstadt sind es zu Fuß nur zehn Minuten. Selten auf dieser Reise lag alles so eng beieinander.

Inmitten dieses Paradieses herrscht überraschenderweise kein Gedränge. Die Marina samt ihren Gebäuden haben wir fast ganz für uns allein. Abends können wir an Deck nie enden wollend Gitarre spielen und singen, kein Geräusch ist im schwellfreien Wasser zu hören, morgens braucht niemand Angst zu haben, zu spärlich bekleidet von der Aftkabine zur Morgentoilette im Bug zu huschen. Nur die immerscheinende Sonne siehts. Es ist einfach herrlich, was auch immer uns einfällt an Bord oder drum herum zu tun – singen, spielen, fernschauen, flexen, Holzarbeiten … niemanden kratzts.

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Nebenbei hatten wir auch indirekten Besuch von drei netten Freunden in einem Hotel in Granada – wir freuen uns, sagen zu dürfen, dass wir luxuriös mit einer Berühmtheit (Niederösterreicher des Monats!) aus heimatlichen Gefilden gespeist haben, und sozusagen als VIPs im Hotelzimmer waren, um ein bisschen Spaß und Gaudi zu haben – Fußballmatch inklusive: Österreich – Schweden per ipad. Leider hat unsere Schützenhilfe wenig genützt. Langweilig wurde uns jedenfall nicht – der Barfrau des Hotels auch nicht.

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Und gesehen haben wir hier auch schon eine Menge: von den verschiedenen Wüsten, die hinter den ersten Bergkämmen nach der Küste beginnen, über die Sergio-Leone Filmstudios in der Sierra Tabernas (inklusive Western-Schieß-Show), das Cabo de Gata Naturreservat – dem trockensten Ort Spaniens, in dem eine bilderbuchreife Bucht an die andere schließt, das Kastello Alcazabar – eine fulminante Burg mitten in Almeria, den Felsen von Gibraltar inklusive aller Affen und schlechten Pizza-Hut-Pizze und – nicht zu vergessen – das Mare Plastico – das größte von Menschenhand geschaffene Gebiet mit Plastikplanen überzogen. Zwischen den Gewächshäusern liegen immer wieder slumartige Ansiedelungen, in denen die Agrararbeiter ihr Dasein fristen. Diese Menschen, meist aus Afrika zu Billigstlöhnen engagiert, versorgen Europa und die übrige Welt mit billigstem Gemüse und Obst. 80 % der spanischen Obst- und Gemüseproduktion kommen von hier. Immer wieder sieht man Arbeiter, die etwas außerhalb in halb verfallenen Häusern wohnen, wahrscheinlich ohne Strom und fließendes Wasser. Hier wird wasserreiches Gemüse noch billiger produziert als in Afrika! Und das im trockensten Gebiet Europas!

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Durch die vermehrte zeitliche Kapazität bekommt Kindbert in letzter Zeit täglich Unterricht von Mamabert oder Papabert. Es sind schon Fortschritte zu verzeichnen, die uns die Brust stolz anschwellen lassen. Vor allem in Musik gab es einige zu vermerkende Leistungen. Kindbert kann „Drunt in der greanen Au“ singen! Mamabert kann sich nie zurückhalten und singt allweil mit. An „Black Hole Sun“ arbeiten wir noch. Kindbert benennt Mamaberts und Papaberts inbrünstige Bemühungen diesbezüglich bisweilen noch als Gejaule.

Auch Warmwasser haben wir jetzt, wenn der Motor nicht läuft – durch eine elektrische Heizspirale im Boiler und endlich – dank dem hochgelobten Papabert eine tolle Lösung für zwei immer wieder auftretende Wünsche: 1. Mamabert will ein Doppelbett außerhalb des Salons und 2. will Kindbert morgens noch mit dazu. Ein paar Fichtenbretter vervollständigen nun die kaiserlich-königliche Aftkabine. Nun können wir zu dritt (unter luxuriösen Platzverhältnissen bittesehr) in unserer Aftkabine ruhen. Soooo Cool.

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Es hat mittags immer noch 30 Grad, schwitzen ist ja bekanntlich gesund. Das Wetter ist immer noch bis auf ein paar wenige Wolken so, wie man sich das im Himmel vorstellt – trocken, warm, sonnig, klar am Tag, abends angenehm kühl und „zum Zudecken“ in der Nacht bei offenen Türen und Fenstern – sollen wir noch weiter erzählen?

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