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Eine Woche – zwei Inseln

Genau sieben Tage waren es, die uns nach Capraia, auf die verrostete Kirche, und in den Süden Elbas brachten, im Frühling blüht die Erde! Im Frühling!!
– dann eine Nacht vor Anker vor Marina di Campo – eine sonderbar ruhige Nacht, alleine in der Bucht waren wir. Baden bei 15 Grad Wassertemperatur? Nichts schwieriger als das. Aber Hartgesottene Pielachtaler halten so was aus. Erinnerungen an meine Zeit am Werftgelände kamen hoch, so angeschraubt schwoite ILVA an der Kette durch die Finsternis, kein Swell, kein Wind, kein Garnichts, außer Harmonie mit den Elementen.
Flugs gings tags darauf nach Portoferraio, in den alten Hafen im Norden Elbas – oft schon gesehen, könnte man anmerken. Und ja, es stimmt, und dennoch entdeckt man jedes Mal was Neues. Zum Beispiel das Restaurant gleich hinterm Hafen, in dem die Mamma kocht und der Pappa mit Bierbauch kellnert. Jedes Gericht wird frisch an der Theke zubereitet und am Teller angerichtet. Das dampft und ist mit Glück – sogar das bestellte Gericht! Aber wenns schmeckt wie im Himmel darf man nicht so wählerisch sein. Zum Schluss gabs Schnaps und Schnaps – der Papa trank mit und fühlte sich wie auf Koks.
Ja und dann gabs nen Umtrunk, denn schon war fast die Rückreise nach Cecina im Gange, ohne dass das jemand mitbekommen hätte. Die Toskana ist einfach der HIT.

 

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Madeira – Insel der seligen Poncha-Trinker

Irgendwie sind es immer die Inseln, die uns in ihren Bann ziehen, sie strahlen etwas Magisches aus. So wie Madeira, Insel der Blumen und Berge. Der Atlantik ist überwältigend. Eine Wahnsinns-Vorstellung, da im Sommer hinauszusegeln und drüben – quasi drüben unten anzukommen – in North- oder Southcarolina, oder in Grenada. Vielleicht wird’s ja noch was mit der Atlantik-Überquerung.

Madeira hat und überrascht. In vielerlei Hinsicht. Zunächst einmal die Berge. Die sind steiler, und hartnäckiger als wir dachten. Da geht’s hinauf, hinauf, hinauf, ewig, bis zum Himmel, haben wir unserer kleinen Zwergiberta gesagt, bis zu den Wolken, und noch darüber hinaus. Zum Glück gibts die Levadas. Das sind hunderte gemauerte Bewässerungskanäle, ungefähr einen halben Meter breit, sie ziehen sich wie Spinnennetze rund um die Insel – sie bleiben auf einem Niveau, damit das Wasser darin stehen bleibt – man wandert quasi wie auf einer Ebene rund um die schroffen Berghänge – super fürs Wandern mit kleinen Kindern! In den Levadas wartet das Wasser auf den Sommer, bis es dann, kontrolliert abgelassen, die Bananen- und Maracujafelder mit Leben versorgt. Aufgefangen wird es an den steil abfallenden schroffen Lavafelsen im Inselinneren, wo Regen- und Tauwasser in Strömen talwärts rinnt – zumindest im Winter steht die Insel im Saft wie eine frische Kaktuspflanze. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass es hier jemals trocken wird – und doch müssen vor Jahren hier gewaltige Waldbrände getobt haben, denn eine Menge Bäume sind abgestorben oder unten schwarz angekokelt. Teilweise sind ganze Wälder tot – den Grund konnte uns niemand erklären, auch nicht ein „Ranger“, der die Wälder beaufsichtigt.

Oben in den Bergen, wo das Moos und die Flechten die Wälder überziehen wie ein Zuckerguss kommt man sich vor wie in einer Geisterwelt. Dichte Nebelschwaden ziehen mit dem Wind, lassen manchmal einen Blick auf den Atlantik zu, oder verhüllen einen selbst, inklusive Kamera. Wie muss das alles ausgesehen haben, als noch dicke Mammutbäume die Insel bevölkerten, oder Mahagoni, oder Drachenbäume und Steineichen? Das Hochplateau ist tatsächlich kahl, alles abgeholzt, nicht ein einziger Baum steht noch da oben. Der vorzeitliche Schiffbau hat alles vernichtet.

Manche Madeiraner sehen aus, als hätten sie irgendwann mal den Wunsch verspürt, hier wegzuziehen, das beschwerliche Leben aufzugeben, alles hinzuschmeißen, die Bananen, die gute Luft, Freunde, Familie, den Wein, den Fußball. Manche sehen aus, als hätte ihnen der Alkohol diese Wünsche aus den Gehirnen gewaschen. Manche sehen aus, als hätten sie noch nie an einen solchen Wunsch gedacht, und manche sehen aus, als würden sie sich niemals trauen, ihre Wünsche zu träumen, weil sie brav in die Kirche gehen. Vielerorts sieht man auch Resignation, oder Armut, oder Beides zugleich. Manche Dörfer in den Bergen laden nicht gerade zum Bleiben ein. Es sind die Dörfer, von denen es keine Fotos gibt, weil sie fast das ganze Jahr über im Nebel liegen. Dort oben zu wohnen möchte man sich nicht vorstellen. Feuchte Mauern, feuchtes Holz, feuchte Kleidung, innen, außen, überall. Nebel wohin man schaut. Da kommt es schon mal vor, dass tote Katzen auf der Straße liegen, oder offene Müllhalden die Ortzentren schmücken. Kinder ohne Schuhe, die auf den nassen kalten Straßen herumlaufen und nicht einmal Fußballspielen können, weil es vorne und hinten nur steil nach unten oder oben geht. Winzige Bauernhöfe haben wir gesehen, ein Leben wie vor hunderten von Jahren, ohne Strom, Kanalanschluss und Auto, mit kleinen Hühnerställen und einem scharfen Hofhund. All das haben wir gesehen. Die Armut ist eben ein Stiller Begleiter der Welt. Trotzdem scheinen die Menschen dort in den Bergen das Nötigste zu haben, ihre Freundlichkeit haben sie jedenfalls nicht verloren. Milch, Eier, Hühner, Fisch, Bananen und einen guten Poncha, das ist alles, was man braucht.

Schön sehen die Terrassenfelder aus. Mit Steinmauern, hunderten, tausenden, Millionen Steinmauern wird ein bisschen Land der steilen Klippe abgejuckst, für ein paar Kilo Bananen, Papayas oder Guaven, die allesamt kaum gewinnbringend verkauft werden können. Die Konkurrenz aus Übersee, Firmen wie Dole sind wahre Riesenhaie, die den Markt mit Billigen Bananen überschwemmen und die kleinen Fressen. Da kommen die madeirischen Bananenbauern eben nicht mit, mit zu wenig Wasser, zu wenig Anbaufläche und vor allem nicht, wenn man sich zu seinem Feld von oben einige Hundert Meter abseilen muss. Dafür schmecken die Bananen wunderbar würzig, vielleicht sind sie sogar besser zum Kochen als zum Roh essen geeignet.

Die höheren Lagen kommen im Winter kaum von Nebel raus. Fast nie lichtet sich dort der Himmel, nur an schönen Tagen und die sind selten. Das machte auch Karl I. zu schaffen, der in nur vier Monaten Aufenthalt in den Bergen (Monte) über Funchal an einer Lungenentzündung verendete. Das war 1922. Vielleicht wollte er auch nicht mehr. Die Villa da oben ist jedenfalls ein fantastischer Bau, man könnte glauben, jemand würde sich doch ein Herz nehmen, potent und willens genug sein, um dieses unglaublich schöne Bauwerk zu erhalten. Aber weit gefehlt!! Die Villa verfällt, verrottet, wird von Moder und Schimmel zerfressen, ist innen total zerstört. Nur noch ein paar Wände und Decken sind zu erkennen, die mit Verzierungen von der ehemaligen Schönheit zeugen.

Der Osten der Insel zerfällt in einzelne Abschnitte, die langsam vom Meer wieder zurückerobert werden. Hier sieht man sehr schön, wie der Vulkan die einzelnen Schichten zusammenzimmerte, mit senkrechten Kanälen, die vom heißen Magma durchstoßen wurden. Ein einziges schönes Haus ist im äußersten Osten zu finden, ein Haus, das zum Schreiben in der Einsamkeit einlud. Vor allem Papabert war angetan von dieser Art der Abgeschiedenheit.

An der Südküste ist das Klima mild, vor allem in Ribeira Brava kam nicht so starker Wind durch die enge Schlucht. Es war einer der schönsten Orte der ganzen Insel, wie wir fanden, klein und fein. Sogar genügend Spielfläche zum Fußballspielen. Wir fühlten uns wieder zurückversetzt nach Spanien, nach Almeria, Valencia, Cartagena oder Barcelona. Die Leute im Cafe schauten Fußball und wir mit ihnen, bald verehrten auch wir Cri“sch“tiano Ronaldo, so wie sie – wenn man mal dort ist, versteht man das Gehabe Cri“sch“tianos vielleicht besser. Cri“sch“tiano thront nicht weit von seinem Elternhaus am Pier am Westlichen Ende des Hafens als Bronzestatue mit eine großen Beule in der Hose. Wie Papabert fand, eine etwas zu große Beule. Das sah alles andere als natürlich aus – oder die Madeirer haben so große Beulen. Nur wenige Tage nach unserer Abreise hat jemand die Statue geschändet, indem er „Messi“ auf Cri“sch“tianos Kopf schrieb.

An der Nordküste lud uns Porto Moniz fast zum Baden ein, wenn wir nur unsere Badesachen mitgehabt hätten!!! Die natürlichen Fels-Becken mit sauberstem Atlantikwasser gefüllt sehen herrlich aus, sind auch im Winter warm. Weiter westlich wurde in den Becken, die aussahen wie ein Freibad gefischt – mit der Angel – früher wurden in diese Becken Fische hineingetrieben, dann mit einem speziellen Sud auf Drogen gesetzt und schließlich per Hand nach Hause getragen. Vielleicht machen es manche immer noch so.

Madeira ist einen Urlaub wert! Auch der Madeira-Wein, auch der Poncha! Wird im Achtel-Glas ausgeschenkt – und das Gute: Man braucht nur einen einzigen, um nicht mehr nach Hause zu finden! Auch der Espada und das Brot, die Suppen und Rindersteaks waren erstklassig. Vielleicht segeln wir mal hin. Oder darüber hinaus! Nach Westen, in die Karibik. Oder nach Southcarolina!

 

 

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Die Tiger von Calpe

Nach einigen Segeltagen mit guten Etmalen legen wir in Calpe an. Der starke Wind schiebt uns rollig vor sich her, die Windfahne müht sich ab, gegen die hohen Wellen von hinten Kurs zu halten. Nach Alicante ists vorbei mit der herrlichen andalusischen Sonne, der Trockenheit, der Klarheit des Himmels, den angenehmen Abenden. Schon bald steht fest: hier kommen wir nach Europa! (eigentlich haben uns die Leute hier erzählt, es sei verdammt kalt jetzt – also das mit dem Klima wird bald wieder besser). Wir frieren nämlich beim Segeln. Und obwohl wir wissen, dass so manche/r unserer LeserInnen jetzt ein wenig schadenfroh lächeln wird – ok, wir wissen, dass Mitteleuropa grad im Eis ertrinkt, dagegen brauchen wir hier nur eine Seglerhose anzuziehen! Während der Nächte in den Häfen straucheln 2 elektrische Radiatoren und halten unsere Gehirne eisfrei.

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Nun liegen wir ziemlich unruhig im Hafen von Calp oder Calpe, je nachdem welche Schreibweise man wählt. Und obwohl wir „nur“ im Mittelmeer geblieben sind und dort auch wiederum „nur“ an der Küste entlang segeln, gibts dennoch viel zu berichten.
Nach einem zweifachen Rittberger bei Starkwind beim Anlegen in der Marina, müssen alle ganz dringend Pipi, denn kurz zuvor ist die Pumpe unseres Schiffklos kaputt gegangen. Dies erforderte gewitzte wie auch risikoreiche gegenderte Lösungen, damit die SeglerInnenblasen nicht platzen. Und was dann noch geschah: nachdem wir uns zum Essen in den dank Landstrom endlich warm werdenden Schiffsbauch zurückgezogen hatten, sahen wir achtern nur mehr eine riesige weiße Genua, ganz nahe bei unserem Heck. Papabert springt hoch. Gerade eben noch beim Laptop gesessen setzte er an zu einem rekordverdächtigen Decksweitsprung, um die eifrigen Jollensegler, die allesamt ziemlich erfahren oder zumindest erfahrener aussahen als wir, anzuschreien. Ohne Skrupel ob ihrer tollen Seglerkleidung, ihren hohen Ehrfurcht-einflößenden Haaransätzen und ihrer großen Anzahl. Mamabert und Kindbert hinter ihm her – weniger aufgebracht, weniger hübsch – Mamabert in ihren Hüttensocken mit Herz und Jogginghose, Kindbert in alter Jogginghose und unfrisiert, aber nicht minder ambitioniert, die Situation zu retten als irgendeiner der Großen. Was war da abgegangen? Als die britischen Wassersportler ihre Jolle mit einer Wende im engen Hafenbecken ins offene Meer rausmanövrieren wollten, krachten sie voller Freude gegen unser schönes Heck und rammten mit dem Großbaum fast noch den Außenborder von unserer Reling.

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Vollen frohen Muts waren sie ohne Motor und auch ohne Leinen oder Fender nur bis zur nächsten Ecke gekommen, wo unser Boot im Weg stand weil der Wind die Segel mächtig füllte.  „Where are your fenders? Where are your lines?“, brüllte Papabert. „Sorry, sorry, we are so sorry, so dumb“, gab die Crew kleinlaut von sich. „What means sorry?“, konterte Papabert. Bei Sturm mit der Genua  und dem Groß gegen den Wind zu gehen ist vielleicht doch nicht so eine gute Idee, ob nun ordentlich angezogen oder nicht. Ziemlich gedämpft fuhr die Crew samt Segelguru wieder an ihren Platz zurück – ja, so schnell kann ein Männertag sein Ende finden. Ok, gut – Schwammdrüber-Blues, unser Tag will auch gerettet werden, das Hin- und Hergeruckel raubt Papabert den Nerv. So wendet er sich konstruktiven Dingen zu und erfährt bei seinen Recherchen, dass das Plastikteil für das Klo läppische 100 Euro (!!) kostet, ein Klacks, oder?  Wir können es nach Valencia in einem Geschäft abholen und müssen dafür noch nicht mal einen Umweg fahren. Der Kratzer an der Bordwand wird durch zwei Bier von John, dem altgedienten Jollensegler wett gemacht. Was hilft gegen Stress im Hafen: Weg da!!! Sollen doch alle anfahren wenn wir nicht dabei Herzstechen kriegen. Abhlife schafft eine Wanderung.

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Kindbert freut sich ohnehin schon auf eine kleine Tour und uns allen tut ein Spaziergang durch die Natur gut. Na das trifft sich ja bestens, dass Calpe direkt an einem ca. 400 Meter hohen Felsen, dem „Peñon de Ifach“ liegt, der ähnlich wie „the Rock“ bei Gibraltar aussieht, mindestens genau so steil ist und von mindestens ebenso vielen Tieren in einem Naturpark wohlversorgt bevölkert wird. Allerdings sinds hier keine Affen, sondern Möwen und Katzen.

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Am höchsten Punkt des Felsens tummeln sich die kleinen Tiger, um Möwenküken oder wenigstens ihre Eier zu stehlen. Sie scheinen sich wohl zu fühlen bei Wind und Wetter, 400 Meter über dem Meer. Das Fotografieren sind sie wohl gewöhnt, streicheln ließ sich jedoch nur eine. Der Weg auf den Felsen ist durch ein kleines aber wichtiges Schild markiert: Caution! Extreme dangerous track! Don`t walk with Children! Das Flip-Flop-Zeichen war dazu auch noch durchgestrichen. Ok, wir würden das verstanden haben, wenn wir es gelesen hätten, haben wir aber nicht. Zum Glück sind so viele Engländer da. Aber es war ohnehin egal, schon der Anblick nach oben muss einem Menschen (wenigstens einem aus den Alpen) sagen, das wird lustig! Rauf gehts einer „maurischen Mauer“ entlang (hatten die auch schon Kletterseile?)

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Ein Durchgang durch den Fels verkürzt den mittleren Aufstieg, gleicht aber einer Rutschbahn-Tube und kann nur mittels der Halteseile am Rand bewerkstelligt werden – der 100 Meter lange Tunnel wurde irgendwann mal durch den Fels gehauen und erinnert Kindbert und Mamabert gleich an Herr der Ringe. Dann gehts über glatte und eingerissene Steine auf einem schmalen Steig an den hohen Klippen entlang nach oben, zum Anlehnen, mit Steigseilen ausgerüstet. Komisch, von unten sah der Felsen doch so klein aus? Kindert und Papabert gehen alleine weiter, der Weg sehr schwierig –  glatt –  steil – weit. Mamabert geht lieber zum Supermarkt  – es gab ja letztlich gute Gründe, warum sie den Alpen den Rücken kehren wollte und lässt die beiden Entdecker alleine aufsteigen, so nach dem Motto Ehefrau und Ehemann. Oben dann ein Ausblick, der einem die kleine Welt auf so einer Yacht vergessen lässt. Wie dicht der Landstrich doch besiedelt ist! Das meiste wird nur im Sommer bewohnt – rund 200.000 Menschen wollen dann gemeinsam hier braun und entspannt werden. Ob das möglich ist? Ein Panorama auf die Gelsenlacke (früher mal eine Saline) hinter hohen Hoteltürmen, dahinter irgendwo Ibiza im Osten, die imposanten „Zähne“ von Benidorm im Westen– die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern pro Mensch – hässlich und unbelebt sieht das aus. Voller Eindrücke und wieder  innerlich eingenordet wird das Zusammensein am Boot erneut genossen. So ein Hafentag hats einfach in sich!

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Marokko und Melilla: Von Mandarinen, Moscheen, Muezzin-Apps und der großen Freiheit

Faulheit? Ja, wir warn faul, faul, fauler, am faulsten, jawohl! Keinen Blogeintrag seit 3 Wochen! und das trauen wir uns noch zu sagen!! Öffentlich in einem Blog im Worldwideweb! Die Faulheit ist ja ein Hund; je weniger man tut, desto weniger tut man, jeder kennt das – vielleicht. Wir waren in Marokko für zwei Wochen – mussten uns im Urlaub vom Urlaub erholen, ha. Das Warten auf das Vorbeisein des Winters ist nämlich auch anstrengend! Tägliche Wetterbeobachtungen vom Balkon der Tapas-Bars aus, technische Wartungsarbeiten unserer Ilva fast täglich – theoretisch – mit der allbekannten Müsste-Könnte-Einstellung. Ja, ja, das schwächt. Deswegen auch unser Kurztripp, der letztlich sehr erholsam war. So gingen wir wild entschlossen ans andere Ende des Hafens und bestiegen die Fähre nach Marokko – schneller, sicherer, und – billiger (ja der Diesel ist teuer). Fes, Rabat, Melilla und noch mehr von Marokko (oder einem kleinen bisschen Spanien) wollten wir sehen. Ein bisserl treiben lassen und Tajines mit Maroc Whisky verspeisen.

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Mit einem Reiseführer auf spanisch und dem Bus gings von Nador nach Fes, die alte Hauptstadt des Wissens. Von Einheimischen bekamen wir immer wieder erzählt, dass die Mafia in Marokko sehr aktiv im Menschenhandel beteiligt ist. Daher gibts ganz viele (und mitunter pittoresk anmutende) Kontrollen in den Öffis im gesamten nördlichen Marokko von bös dreinschauenden Polizisten. Anscheinend wollen die Behörden auf keinen Fall Europa verärgern und bemühen sich um Sicherheit – und das heißt: so viele mutmaßliche Flüchtlinge aufgreifen wie geht. So hält der Bus ca. alle 30 Minuten und wird von Polizisten von oben bis unten durchsucht. Vielleicht ist ja während der Fahrt jemand zugestiegen? Sylvester Stallone lässt grüßen.

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Nach der 7-stündigen Busfahrt zwischen betenden Männern mit langem Bart und Camouflage-Hose und um Decken feilschende Omas, waren wir so erlegigt, dass ein Hotel her musste. Bepackt wie Trägerameisen schleppen wir uns nächtens von einem Hotel zum anderen. „Un Chambre? No! We are full! Try the one in the next street, they have something for you!“. In der Not frisst der Teufel ja Fliegen, und wir – Hotelzimmer. Im Bett des Zimmers waren zwar noch Haare und weiße und schwarze Brösel inkl. sonstiger weiß-gelblicher Flecken; aber egal, es war warm mit Decke überm Kopf – für eine Nacht ok.

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Warm hatten es sicherlich auch die Huskys, die Marokkaner anscheindend gerne haben und sie am Strand ohne Leine und Beißkorb freilassen – wie sich die Tierchen im Sommer tun, wäre mal interessant, bei über 40 Grad. Mit dickem Fell und hellbraunen Augen graben sie im Strand nach allem, was eben früher oder später mal weggeworfen wurde. Und das ist viel. Ganze Friedhöfe in Rabat und Fes sind mit Müll bedeckt, ganze – ehemals intendierte Stiegenhäuser, Rampen in den Markt so wie in Fes oder einfach innerhalb leerstehender Grundstücke, liegt Müll in Mengen, die jeden Menschen der MA 48 den Angstschweiß hertreiben müssten. Vielleicht liegt es daran, dass in Rabat anscheindend die Dichte von Bankomaten höher ist, als die von Mistkübeln. Auch in Fes musst du echt suchen, um dein Saftpackerl in einen dafür vorgesehenen Mistkübel schmeißen zu können. Dass da allerhand auf den Boden fällt ist klar – unklar bleibt, wieso den Menschen dort der Müll egal ist.

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Zwar fuhren wir mit der modernsten Straßenbahn, in die wir je gestiegen sind, nagelneu mit neuer Brücke über das neu angelegte Marina-Hafengelände inkl. einer neuen Wohnhausanlage im Stile: Schnell- und net ganz Fertigbau – das war sicher nicht ganz billig. Aber einen Stau wegen der Müllabfuhr haben wir nicht gesehen.

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 Überhaupt ist manches in Marokko wirklich etwas „strange“ für eine Familie aus Mitteleuropa mit konservativen Wurzeln. Politisch ist hier ziemlich etwas im Gange, das spürt man viel stärker als in Europa, wenn man durch die Straßen geht, oder wenn man vom Hotelmanager zu einem Tee eingeladen wird.
Mister X, ein junger, linguini-dürrer Intellektueller, der uns echt aufrichtig betreute, erzählte uns stolz vom vorigen König, Mohammed den Fünften. Denn der jetzige König, Mohammed der Sechste, der Sohn, sei ihm viel zu liberal. Mit dem gehe das Land langsam den Bach runter. Soviel Freiheit sei nicht gut für Marokko. Mohammed der Fünfte sei viel besser gewesen – ungefähr so wie Hitler [PAUSE]. Das war der Zeitpunkt, wo Mamabert sich an ihrem Marzipankipferl verschluckte. Unser Gegenüber hat aber anscheinend bemerkt, dass seine Meldung nun nicht ganz so gut bei uns ankahm und schwenkte vom Thema ab. Schade – wir hätten gerne noch mehr erfahren von den Praktiken des Mohmammed, den Fünften. Dass Mamabert auch immer husten muss!! Zu aller Unfreude haben wir dann ein paar Tage später auf einem Straßen-, Zeitungs- und Buchstand ein „Mein Kampf“ offen ausgebreitet und auf Arabisch übersetzt entdeckt. Kranke Ideologien sind hier anscheindend im Umlauf und mit Stolz redet man darüber – sogar mit den Touristen vom Ach-so-lieben Österreich.

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So auch ein ca. 30-jähriger Typ aus einer reichen Berber-Familie (sein Vater war marokkanischer Militärgeneral). Er begrüßte uns freundlich: „Oh, you are from Austria? I like Austria, because the people there all are racists!“ Bei der Zugfahrt von Rabat nach Melilla hatten wir für zehn Stunden das Vergnügen, neben ihm zu sitzen und über dieses und jenes zu plaudern.

BildDie „Männer der Wüste“ fackeln halt nicht rum mit so kleinen Unterschieden. Sie trennen klar auf, nehmen was da ist und die, die da sind, auch gleich mit. So wie der Mann, der uns vom Hotelmanager vorgestellt wurde. Nachdem wir mal ganz lose angefragt hatten, wieviel ein Wüstentrip (Wunsch von Kindbert) kosten würde, wurde gleich einiges für uns organisiert. Weil wir aber für 3 Tage Wüstenei nicht 1400 Dirham ausgeben wollten, kam die Gute Fee auf den Gedanken, uns mit einem Bekannten mitzuschicken, der auch gleich ein Hotel am Ende der Welt betreibt. Geholt vom Hotelzimmer wurden wir mit einem freundlichen: „Hello, you can come down, there is a nice possibility to get to a des(s)ert“. Papabert freute sich über eine gute marokkanische Nachspeise und nahm Mamabert mit. War dann aber doch ein Verkaufsgespräch. Wüstentrip? Kostet nur 400 Dirham. Ocassion, Hotel nur 200, alles inklusive! Acht Stunden Autofahrt über den niederen Atlas bei Schnee? Wir haben dankend abgelehnt. Wer weiß, wieviele Verwandte er noch hat, die auch im Geschäft tätig sind, wenn wir erst einmal dort sind – ohne Möglichkeit zum Entkommen.

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 Die Marktwirtschaft kennt hier keine Grenzen. Jedes im Alltag bestehende Bedürfnis wird von geschäftstüchtigen Mitmenschen erfasst und sofort in einen Beruf verwandelt. Niemand, so scheint es, steht irgendwo zum Selbstzweck oder aus purem Interesse, sondern weil er auf jemand oder irgendetwas wartet, wo er sofort seine Dienste anbietet. Dies kann eine Führung durch die Medina genauso betreffen, wie das Halten von Leinen im Hafen der Fischer, eine Fahrt zur Grenze im privaten Auto, das Ausfüllen von Visaanträgen bei der Grenze, die Bewachung geparkter Autos, Organisation eines Straßenfußballspiels, etc. Nicht immer ist von Anfang an klar, dass es sich bei der vorigen Handlung (meist ungefragt getätigt) um eine Dienstleistung handelt, was zu Verwirrungen führen kann. Vor allem wenn Schulkinder hinter Touristen hergehen, um diese kurz vor dem Hotel oder dem Bahnhof zu überholen, mit der Behauptung, sie hätten eine Führung unternommen und wollten dafür nun Bakschisch.

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 Märkte gibts aber auch überall; alles wird zum Markt erkoren, egal um welche Ware es sich handelt. Die Mandarinen mochten wir am liebsten. Die gibts an jeder Ecke oder auch Wand (im Winter). Manchmal einfach mitten da auf einem fahrendem Wagerl, Moped, Esel oder noch am Baum. Wenn die Sonne scheint, ist die Medina mit ihren Märkten eine funkelnde Glitzerwelt, die mit Gerüchen und Bildern stark beeindruckt und uns unglaublich müde macht.

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Und – nichtsdestotrotz gibt es in Rabat auch Menschen, die ihr Leben, ihre Stadt, ihre Arbeit oder die Gesellschaft ernst nehmen. Wir sahen in den paar Tagen, in denen wir dort waren gleich mehrere Demonstrationen – wir fragten weswegen. Die schlechten Arbeitsaussichten, die miese Lage der Arbeitslosen und die schlechte Bezahlung gehe den Menschen schon an die Nieren. Das merkt man am Aggressionspotenzial, das im Vergleich zu Österreich hier schon sehr hoch ist. Da werden die Polizisten von manchen „Mutigen“ schon richtig herausgefordert und die Polizisten mutieren zu Jägern und jagen mit dem Schlagstock in der Hand die Flinkbebeinten, die sich rasch durch die Parkanlagen schlagen um sich nach der nächsten Ecke wieder zu einer laut skandierenden Masse zusammenzuschließen. Sie freuen sich über Aufmerksamkeit – vor allem wenn Touristen Kamaras dabei haben. Die Polizei weniger. Mamabert kriegt ob Papaberts Paparazzi-Mut die Krise. Wo ist da ein Klo zum Verstecken?

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 Uriniert wird in Rabat und Fes übrigens öffentlich und überall. Männer stehen in Häuserecken, an Mauern, an irgendwelchen baulichen Gegebenheiten und lassen es laufen, ob wir vorbeigehen oder nicht – stört niemanden. Es sieht manchmal aus, als seien alte Stadtmauern an einigen Stellen vom Boden bis auf einen Meter Höhe feucht, quasi mit Urin vollgesogen. Der Geruch kann sich sehen lassen – aber natürlich: wo kann man schon ein Klo finden? In der Medina – und die ist weit weg, da gibts ein öffentliches Klo, irgendwo abgelegen hinter 2 Lagerräumen und nach der Küche des Hendlstandls – rechts. Das war auch uns (fast) zu weit. Aber saubere Klos kann man finden, z.B: bei Mac Doffknalds.
Den gibts in jeder Stadt und alles (bis auf die Soßen) schmeckt wie daheim. Wer dorthin gehen kann, vor allem am Wochenende, oder zu Geburtstagsfeiern für die Kinder, hat es geschafft. Aus allen Augen leuchtet ein Funke von Stolz über den hohen Standard und den eigenen sozialen Aufstieg. Nirgendwo sonst haben wir eine so hohe Dichte an bildungsbürgerlich aussehenden, Iphone-bewaffneten, businessmäßig-schieke gekleideten Menschenansammlungen gesehen wie dort; hat auch die saubersten Tische, perfekt gereinigte Klos und Kinderspiel-Arenen, die sich sehen lassen können; und überaus westliche Preise. Die Berts waren die einzigen Touristen dort und wurden dennoch weder beschaut, noch von Händlern überfallen. MacDoofknallts – wo das Handeln ein Ende hat!

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 Massentransportmittel gelten ja als Boten und Denkmäler eines Zeitalters liberaler, westlicher Orientierung und stabiler, aufwärtsstrebender Wirtschaft. Es gibt Überlandbusse, moderne Züge mit Liegewagen, sogar zwei Straßenbahnlinien in der Hauptstadt. Der Bert-Test dieser Fortbewegungsmittel ergab die Erkenntnis, wer landestypisch reisen will, fährt mit dem Bus, der auch weiterhin das billigste Mittel von A nach B darstellt und überall hinkommt – aber nur, wer weiß wann und vor allem wie? In Marokko jedenfalls abenteuerlich. Berts reisten auch zwischen Einmachgläsern und Wolldecken sowie Nesquick-Großpackungen, die über, unter und neben uns auf den Sitzplätzen verstaut worden waren. Es wurde (wengistens in diesem Bus) darauf verzichtet, Tiere in toter oder lebendiger Form mitzunehmen. Der Bus fuhr erst ab, als er voll war – egal ob mit Mensch oder Material (ist natürlich auch wirtschaftlicher und zeugt vom Organisationsvermögen der Marokkaner!).

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Eine zeitsichere, luxuriösere und wenig teurere Version ist es, Zug zu fahren. Wer erste Klasse reist, hat auch einen Sitzplatz garantiert ohne Aufpreis für die Sitzplatzreservierung! (Jawohl ÖBB, da kannst du dich anhalten!) Hier lebt man auch fast frei von überraschenden Gerüchen und hat ausreichend Platz auch für längere Fahrten. Papabert fiel zwar der Kopfteil seines Sitzes auf den Kopf, doch alle anderen Gegenstände im Abteil haben die Benutzung ohne Schaden zu nehmen überstanden. Auch die schon lose Fensterdichtung hat die zehn Stunden Fahrt heil überstanden!

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 Die Friedhöfe wurden in Rabat zwischen Meer und Stadt angelegt – eine gscheite Lösung, unsererm Geschmack nach. Schaut richtig wienerisch-morbid aus und hält sicherlich auch so manchen Pauschalurlauber davon ab, sich en masse am Strand zu räkeln. Zwischen den Fluten und den Mauern liegen also die Toten und halten das Wasser fern – so haben auch die Toten noch einen Auftrag!
Manche Friedhöfe sind grob vermüllt. Die Berts versuchten, ein paar Gräber zu fotographieren, einmal geht ein Einheimischer sofort auf Angriff, das Fotographieren von Gräbern zollt keinen Respekt gegenüber den Toten. Jawohl, dafür sind wir auch. Papabert zeige ihm den Müll, der auf den Gräbern liegt und fragt, ob das gezollter Respekt ist. Er versteht die Frage nicht – wir können kein Französisch.

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Auch wenn dies nicht angenehm war, überall entsteht sofort Kommunikation. In Fes hat Kindbert schnell Freunde zum Fußballspielen gefunden. Die Kinder haben pro Tag anscheindend nur zwei Stunden Schule – da gehen sich viele Partien aus. Schnell wird Kindbert aufgenommen. Neben einem Holzschnitzer ist das Tor – dahinter gleich der Haschisch-Verkaufsstand, bei dem die Händler selbst die besten Konsumenten sind. Freundlich-breit grinsend grüßen sie uns wie alte Bekannte und spielen auch gleich mit. Ja, die Medinas sind voller „Kultur“.

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Die „Medinas“, die alten Teile von Gemeinden oder Städten sind imposant in ihrem verwinkeltem Aufbau und lassen sich nur langsam erkunden. Auch nach Tagen stellen sie noch ein unverständliches Labyrinth dar, welches man nur mit grober Orientierung (Sonne, Mond und Sterne) durchqueren kann. Oft sind sie gleichzeitig auch noch Märkte, was das Gehtempo beschleunigt, um nicht Opfer aller verkaufstüchtigen Ansässigen zu werden, wodurch die Optik für wichtige Entscheidungskreuzungen massiv einschränkt ist. Man muss viel Zeit einplanen, um halbwegs damit zurecht zu kommen. Abends fallen sie aufgrund der Tatsache, dass viele Einwohner die neueren Gebäude in den westlich orientierten Stadtvierteln als Wohnort vorziehen, in ein stilles Dunkel. Obwohl viele Berichte vor den unsicheren Zuständen in den Medinas warnen, haben sich die Berts nicht unsicher gefühlt, waren aber zur abendlichen Stunde immer schon fußmarod in ihren Betten.

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Eins hat unserem Kindbert schlimm zugestetzt: Der Male-Femal-Indikator „Haar“ hat seine geschlechtliche Identität immer wieder harten Prüfungen unterzogen. Sein langes blondes Wallehaar wies ihm im nordarfikanischen Kulturkreis eindeutig dem weiblichen Geschlecht zu, mit der Auswirkung, dass man uns auch nach mehrmaligem Kundtun nicht glaubte, dass er ein Junge ist, ihn immer mit Mädchen gleichsetzte, auch so ansprach und z.B. einmal nicht mit Fußball spielen ließ und ihn sogar immer wieder aus der Männertoilette vertrieb und zur Frauentoilette geleitete. Armer Kerl, das war hart. Zusätzlich dazu haben auch immer wieder begeisterte Erwachsenenhände auf den Märkten im Getummel den Weg in sein Haar gefunden, es kurz gestreichelt, oder dran gezupft. Konnten wir jemand davon überzeugen, dass er tatsächlich ein Junge ist, wurde er milde belächelt. Manchmal haben wir der Einfachheit halber einfach gesagt, er sein ein Mädchen.

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Kreischende oder ungläubig dreinschauende Mädels gabs oft und überall, wenn Kindbert Fußball spielte. Einmal blieb eine gesamte Mädchenklasse stehen und kicherte, kuderte, zeigte unverholenes Interesse an diesem eigenartigen Wesen, dem blonden Mädel mit dem kräftigem Schuss. Wahrscheinlich kamen die alle zu spät in ihre Stunde. „So viele BewundererInnen hab ich selten“, meinte Kindbert nicht ohne einen Anflug von Selbstzufriedenheit.

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Nach fast zwei Wochen Marokko wollten wir noch nach Melilla, der spanischen Enklave an der Nordküste Marokkos. Auf 13 Quadratkilometer tummeln sich 80000 Spanier. Der Kolonialismus wird hier gelebt und ist für den Otto-Normaltourist fast spürbar. Handeln möchte hier niemand, auch einen Maroc-Wiskey sucht man vergeblich. Hier möchte man sich abheben von den Marokkanern und Nordafrikanern – und schafft das auch – innerlich wie äußerlich.

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Der Verkehr ist ungefähr so stark wie am Gürtel zur Mittagszeit. Wo die alle hinfahren? Weit kanns nicht sein, denn viele Spanier fahren nicht über die Grenze. Die besteht aus zwei fünf bis acht Meter hohen Zäunen, stark bewacht mit Nachtsichtgeräten und groben Gewehren – EU-Außengrenze in Afrika.

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Die Stadt wirkt wie aus dem Disney-Bilderbuch, viktorianisch-stylisch, voll vorweihnachtlich dekoriert – erinnert an Barcelona, was keinen verwundert, weil beinahe alle Gebäude ein Architekt gebaut hat. Supersauber an der Frontseite, alle ordentlich und wohlerzogen. Kein Mäderl ohne Mascherl im Haar, keine Dame ohne hohe Hacken (Mamabert kommt sich vor wie der letzte Schlurf). Kein Familienoberhaupt ohne großem Auto oder zumindest einem großem „Padre“ vorne oder hinten sitzend. Ferrari-Kinderwagen werden stolz von Vorzeige-Omas an hell erleuchteten Schaufenstern vorbeigeschoben. Berts finden es dort sehr teuer (entgegen den Meldungen vom billigen Einkaufen dank Zollfreizone) und etwas gekünstelt. Es gibt nichts, was man nicht kriegen kann, samt aller gefakten Markenklamotten. Dennoch ist die Stadt sehr sehenwert, schöne Parkanlagen, Höhlenanlagen, ein prächtiges Fort aus unterschiedlichen Jahrhunderten trotziger Abwehr aller Angreifer – ein schicker Yachtclub ziert das Hafengelände – mit Badeterrasse samt Badeleiter ins wenig saubere Fähr-Hafenbecken. Wieviel muss man wohl zahlen, um da ein „Öl-Bad“ genießen zu können?

BildIm Yachthafen für Otto-Normal-Verbraucher nebenan schauts net ganz so hinreißend aus und auch der allgemeine Strand ist stark vermüllt. Viele Schiffe liegen an Land, zerstückelt, ausgemergelt, zurückgelassen.

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Gleich am Entree zur Hauptstraße – 50 Meter nach dem „Plaza de España“ steht das Freiheitsdenkmal von Melilla – „Un Grande Libre“. Die große Freiheit wird hier noch zelebriert – in der engen Kolonialstadt – umzäunt wie ein Hochsicherheitstrakt. Aber frei sein beginnt ja beim Frei-Fühlen, nicht?

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Vorbereitungen zur Abfahrt

Nachdem wir in den nächsten Tagen nach Melilla (die spanische Enklave in Marokko) segeln wollen, stehen nun wieder langsam die Vorbereitungen für die Abfahrt an. Die Backskisten gehören einmal ordentlich gesäubert und das Zeug so verstaut, dass mans auch herausbekommt, wenns Not tut, ohne sich Arme und Beine zu verrenken. Der gesamte Innenraum benötigt ebenso mal einen Herbstputz, ganz zu schweigen von dem ganzen Rest außendrumherum, der im UV-Licht und vom vielen Sand gezeichnet vor sich rumaltert.
Kuchenbude, Deck, Fenster, Luken, Winschen – mal reinigen, pflegen und fetten – ist ja letztlich auch unser Haus und Heim. Dazu gehört natürlich ebenso der gesamte Motorraum, Bilge, Bilgenpumpen, Dichtungen, Schläuche – ist das alles noch ganz dicht – so wie wir?? Ist das kleine Wasserl im Bad unterhalb der Bilgepumpe nun ein Schwitzwassersee oder ein ungewollter geheimer Rücklauf aus dem Ventil oberhalb der kleinen süßen Pumpe?
Ist die Opferanode tatsächlich noch auf der Antriebswelle? Wie viel Kubikmeter Muscheln züchten wir schon in unserem Unterwasserwald am langen Kiel? Und – wie schön gleichmäßig und rasant kann der Propeller noch propellen, wenn er mit Muscheln und Algen bewachsen ist?

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Einen wesentlichen Teil hat Papabert heute über sich ergehen lassen: Mit Surferneopren-Anzug, Flossen und Taucherbrille gings, zugegebenermaßen nach einigen kurzen heftigen Luftschnappern (Neptun, ist das kalt!) im halbwegs sauberen Hafenbecken einmal rund um ILVA. Das  Wissen um die Fische, die sicherlich nicht umsonst um die Boote kreisen und sehr wohlgenährt aussehen, haben wir kurzfristig aus unserem Gedächtnis gestrichen.
Das Wasser kurzkalt und trüb, kaum Sicht (warum wohl??), aber es ging. Der Papabert hatte einen so großen Auftrieb (sicher ausschließlich wegen dem dicken Neopren), dass das Abtauchen alleine schon absolut „exhausting“ war. Mamaberts tolle Ideen von Gartenschläuchen zum Luftholen unter Wasser und „unten vielleicht Anbinden??“ zur Abtauchhilfe wurden heroisch ignoriert. Eine neue Anode da Unterwasser anzubringen ist sicher ohne Sauerstoffzufuhr ein Ding der Unmöglichkeit – nur mit Luftanhalten nicht zu machen. Aber ein kleiner Teil der Anode ist noch an der Welle – das genügt sicher für die Heimreise. Außerdem lassen wir jetzt im Hafen immer eine zusätzliche Anode an einem Kabel ins Wasser hängen.

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Den restlichen Tag muss Papabert seinen abgetauchten Kreislauf suchen. Wir sind bei unseren Sicherheitsrecherchen nämlich draufgekommen, dass wir durch das Landstromkabel mit der zusätzlichen Erdung eine schöne Batterie aus unserer Antriebseinheit gemacht hätten – und das trotz des Galvanischen Isolators. Die (testweise) ins Wasser gehängte zweite Anode löste sich binnen wenigen Tagen schon um 1 mm auf. So bliebt nichts anderes übrig, als die Erdung im Landstromkabel zu kappen.

Aber es gibt auch Gutes.
Kindbert ist schon seit einigen Wochen beim Fußballtraining. Ihm gefällts, die Kinder sind in seinem Alter, die Matches sehen auch schon gut aus. Doch zwei Stunden pro Woche sind der Beschäftigung nicht genug. Wir zeichnen, lesen, lernen, werkeln viel und kochen im Rahmen des Hauswirtschaftsunterrichts. Auch wurden mehrere Exkursionen in den Wäschesalon der Stadt durchgeführt. Tja, es gibt nicht nur moderne Kunst, sondern auch altbekannte Notwendigkeiten im Leben! Die Damen dort sind schon ganz begeistert von unserem Sohnemann, der im Fußballoutfit dennoch nicht vorm Zusammenlegen diverser Wäscheteile zurückschreckt.

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Heute gabs dennoch mal eine Besonderheit: Apfelstrudel mit Vanillesoße!! Denn als Ausgleich für die Regatta-Einladung unserer Segelbootnachbarn vom letzten Wochenende soll eine Kochunterweisung das eigenständige Nachkochen des Lieblingsrezeptes „Epelstrul“ für engagierte spanische Patisserieköchinnen möglich machen. Puh, da muss erst mal Großvaters Rat per Email heran. Aber nachdem alle zusammen helfen und es dann am Teller dampft und sauer-süßlich nach Zimt riecht wird eine schöne Erinnerung an zu Hause wach. Jetzt wissen wir auch, warum die Urgroßmütter ihre Tage ausschließlich in der Küche verbringen – das dauert ja alles ewiglich! Ein Hoch auf alle, die sich die Zeit nehmen, österreichische Longplay-Rezepte nebst Arbeit und Familie zu kochen.

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Morgen gibts in jedem Fall bei Berts den beliebten Spanischen Eintopf. Das geht schnell – alles rein solang man noch keinen Hunger hat und dann heiß auf den Teller, wenns zu gut riecht, um noch länger darauf zu warten.
Apropos Er-Warten: Wir freuen uns schon sehr auf Melilla, aller Widersprüche zum Trotz, vielleicht gehts dann auch weiter nach Marokko – spannende Häfen,  endlich wieder mal exotisches Essen, Flanieren auf den lokalen Märkten, Funken mit Sprachbarriere – Abenteuer sind garantiert!

Wer sein Moped liebt, der schiebt! Wer ein Boot braucht, der taucht!

 

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Die Alhambra in Granada: Washington Irving – eine Geschichte

Bild– hat ja nicht so viel mit Booten zu tun. Aber: nicht nur Boote sind schön, auch maurische Festungen sind mitunter eine Geschichte wert. Eine davon stammt vom amerikanischen Schriftsteller Washington Irving. Auch er war ein Reisender, einer, der was erleben wollte und sich mit Fremden ohne Vorbehalt einließ, einer, der sich gnadenlos in den Weiten Andalusiens verfangen hat wie in einem Spinnennetz (so ähnlich wie wir).

Um 1830 zog es ihn nach Spanien. Er war einer der wenigen, der schon damals den Krieg der Weißen gegen die Indianer scharf verurteilte. 1828 zog er von Sevilla nach Granada, per Pferd. In der Festung Alhambra gelang es ihm – so quasi als Freizeitbeschäftigung, er war eigentlich ein Historiker – die Erzählungen der Alhambra mit Hilfe der dort anwesenden Personen zu verfassen. Eine Erzählung voller Authentizität, voller weicher Ausdrücke und romantischer Versessenheit. Auch hier kommen die christlichen Eroberer gegenüber den Mauren nicht gut weg.
In Granada angekommen wurden ihm vom Stadthalter die Räume der Alhambra für einige Wochen überlassen. Dieser Ort faszinierte ihn so sehr, dass aus dem – eigentlich nicht ganz so – strengen Geisteswissenschaftler ein Romancier der Sonderklasse wurde. Das Buch „Tales auf the Alhambra“ wurde auf die Schnelle ein Erfolg in England und in den USA.

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So reich wie seine Wortspenden über diesen Strich zerfurchten Landes und dessen Menschen können unsere stümperhaften Versuche, die Wildheit und den Reiz dieser Region auf Papier zu bringen, niemals werden. (Was nicht drin ist, kommt auch beim Hineinzerquetschen nicht raus – fünfter Merksatz in diesem Blog). Deswegen lassen wir in diesem neuen Beitrag– mal so zur Abwechslung – einfach Irving sprechen. Tief verbeugt wollen wir aus dieser Geschichte lernen:

„An dieser Stelle möchte ich zuerst einige Bemerkungen über die spanische Landschaft und über das Reisen in Spanien einfügen. Die meisten Menschen stellen sich Spanien als eine sanfte südliche Region vor, ausgestattet mit den üppigen Reizen des sinnenfreudigen Italiens. Es ist ganz im Gegenteil mit Ausnahme einiger Küstenregionen ein ernstes, ja melancholisches Land mit schroffen Gebirgszügen und weiten baumlosen Ebenen, deren unbeschreibliche Stille und Einsamkeit an das wilde und einsame Afrika erinnern. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Abwesenheit von Singvögeln, da es an Büschen und Hecken, ihrer natürlichen Umgebung mangelt. Geier und Adler schweben über den Berggipfeln und über den weiten Ebenen, während schreckhafte Trappen sich im Heidekraut herumtreiben; es fehlt die unendliche Vielfalt an Vogelarten, die die Weite der Landschaft in anderen Gegenden beleben, und die hier hauptsächlich zwischen den Obst- und Gemüsegärten in der Nähe der menschlichen Siedlungen anzutreffen sind.

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Im Inneren des Landes durchquert der Reisende manchmal unendliche Weiten, die, so weit das Auge reicht, mit grün wogendem Getreide bebaut sind oder brach unter der sengenden Sonne liegen; aber umsonst hält er Ausschau nach der Hand, die den Boden bearbeitet. Nach einiger Zeit wird er ein kleines Dörfchen auf einem steilen Hügel oder über einem felsigen Abhang erblicken, umgeben von Mauerresten und den Ruinen der Wachtürme. […]
Obwohl einem großen Teil Spaniens der Schmuck der Büsche, Wälder sowie anderer sanfter landschaftlicher Reize fehlt, ist das Land erhaben in seiner Kargheit und steht im Einklang mit den Eigenschaften seines Volkes.
Ich glaube den stolzen, unbeugsamem, anspruchslosen und enthaltsamen Spanier und seinen männlichen, der Gefahr trotzenden Charakter, der alle weichliche Nachgiebigkeit verachtet, besser verstehen zu können, seitdem ich das Land kenne, das er bewohnt.

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Diese einfache Kargheit der spanischen Landschaft vermittelt der Seele ein Gefühl von Erhabenheit. Die weiten Ebenen beider Kastilien und der Mancha, die sich bis an den Horizont erstrecken, beeindrucken gerade wegen ihrer Blöße und Unendlichkeit und erinnern in gewisser Weise an die erhabene Grenzenlosigkeit des Ozeans. Auf der Reise durch die  endlosen Ebenen nimmt das Auge von Zeit zu Zeit eine vereinzelte Schafherde wahr, geführt von einem einsamen und bewegungslosen Schäfer, der mit seinem langen dünnen Hirtenstab, wie eine Lanze in den Himmel zeigend, einer Statue gleicht. Oder man gewahrt einen langsamen Zug Maulesel, die durch die Einöde ziehen, gleich den Kamelherden in der Wüste. Manchmal taucht auch ein einsamer Reiter auf, der mit Doppelflinte und Stilett bewaffnet, die Ebene durchstreift. Auf dieser Art weisen das Land, die Sitten, sogar das Aussehen seiner Bewohner arabische Züge auf.

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Der Brauch, Waffen zu tragen, muss zudem als Beweis für die unsicheren Verhältnisse im Lande angesehen werden. Sowohl der Rinderhirt auf dem Feld als auch der Schafhirt auf der Ebene tragen einen Karabiner und ein Messer. Selten wagt sich ein reicher Bauer ohne seine Trabuco in die nächste Stadt und wenn, dann nur in Begleitung eines Knechtes, der auch ein Gewehr schultert, und so wird aus jedem kleinen Unternehmen ein wahrer Kriegszug.“ (Washington Irving: Erzählungen der Alhambra. Übersetzt von Conchita Sanchez. Ediciones Edilux. Granada. Seite 1-3.)

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Wie kommt es dazu, dass wir solche Texte in das Blog stellen? Wir wollen eine Weile verharren, bevor wir wieder Hafenmole an Hafenmole und Küstenstrich an Küstenstrich reihen. Es erscheint uns wertvoll, die uns unbekannte Küste Spaniens nicht nur im Slow-Motion-Modus an uns vorbeiziehen zu lassen, sondern auch die ersten (und hier beträchtlich hohen) Bergeshürden zu überwinden, um dahinter blicken zu können. Das braucht Energie und Zeit. Wir lesen viel darüber, wie zum Beispiel Geschichten der Alhambra oder von der Insel Cabrera – Napoleons forgotten Soldiers, wir lesen von den Wilden und den Zivilisierten und versuchen auch Kindbert einen Blick in die bewegte Geschichte dieser Kontaktzone zwischen den großen Kulturen der Mauren und der Christen zu geben. Auch wir selbst sind und bleiben Fremde – fast überall auf der Welt. Dennoch leben wir nicht allein oder beziehungslos in unserer Umgebung. Wir lernen unsere Nachbarn, die Leute im Hafen und zufällig vorbeikommende Flanierer kennen. Wir gewinnen Haustiere – wenn auch nur sehr lose – in Form von vielen „Fisch-Hausschweinen“ die unsere Brotreste fressen oder aber auch Wildkatzen am Strand, die sich für unsere Fleischreste begeistern lassen. Es freut uns, für all das Zeit zu haben. Wir verfolgen Segelbootregatten (und Segelbootmodellregatten) und freuen uns schon darauf, den ersten Sperling in unserem neu gebauten Vogelhaus zu begrüßen. Die Sonne lacht noch immer und so tuns auch wir!

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Andalusien – mixed pickles

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Nach der 100 Meilen Fahrt von Cartagena nach Almeria stehen wir nun schon seit über einer Woche in Almeria, im nobel klingenden „Club de Mar“. Der Wind bescherte uns wieder einmal leichtes Amwindsegeln (die Windfahne mags), später gepaart mit einer Motorfahrt durch die pechschwarze Nacht per Autopilot (der Käpten mags). Der Schiffsverkehr wird hier mehr, um nicht zu sagen stark. Man merkt, dass Gibraltar nicht mehr weit ist. Auf den Schiffsstraßen fährt ein Riese nach dem anderen, wie die Laster am Gürtel.
Mit sensationellen 13 Euro pro Nacht (all inklusive Winterpreis) haben wir uns einen längeren Hafenaufenthalt gegönnt. Dazu gibts einen Parkplatz für ein Mietauto (wenn man denn eines besitzen möchte), Internet am Schiff und nur mehr samstags eine ordentliche musikalische Dröhnung vom nahen, äußerst schicken Hafenrestaurant.

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Die Wege in die Stadt sind kurz, gleich um die Ecke liegt der Club de Mar Fitnessbereich mit einem großen Schwimmbecken zum Tauchen und Schwimmenüben für Kindbert.
Weiter vorne zwischen Strand und Küstenstraße liegen fein angelegte Parkanlagen, in denen sich Jongleure, Skater, Läufer, Radler, Fußballer, Speedminton-Spieler, Cafe- und Rotweintrinker die Plätze teilen. Auch in die Altstadt sind es zu Fuß nur zehn Minuten. Selten auf dieser Reise lag alles so eng beieinander.

Inmitten dieses Paradieses herrscht überraschenderweise kein Gedränge. Die Marina samt ihren Gebäuden haben wir fast ganz für uns allein. Abends können wir an Deck nie enden wollend Gitarre spielen und singen, kein Geräusch ist im schwellfreien Wasser zu hören, morgens braucht niemand Angst zu haben, zu spärlich bekleidet von der Aftkabine zur Morgentoilette im Bug zu huschen. Nur die immerscheinende Sonne siehts. Es ist einfach herrlich, was auch immer uns einfällt an Bord oder drum herum zu tun – singen, spielen, fernschauen, flexen, Holzarbeiten … niemanden kratzts.

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Nebenbei hatten wir auch indirekten Besuch von drei netten Freunden in einem Hotel in Granada – wir freuen uns, sagen zu dürfen, dass wir luxuriös mit einer Berühmtheit (Niederösterreicher des Monats!) aus heimatlichen Gefilden gespeist haben, und sozusagen als VIPs im Hotelzimmer waren, um ein bisschen Spaß und Gaudi zu haben – Fußballmatch inklusive: Österreich – Schweden per ipad. Leider hat unsere Schützenhilfe wenig genützt. Langweilig wurde uns jedenfall nicht – der Barfrau des Hotels auch nicht.

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Und gesehen haben wir hier auch schon eine Menge: von den verschiedenen Wüsten, die hinter den ersten Bergkämmen nach der Küste beginnen, über die Sergio-Leone Filmstudios in der Sierra Tabernas (inklusive Western-Schieß-Show), das Cabo de Gata Naturreservat – dem trockensten Ort Spaniens, in dem eine bilderbuchreife Bucht an die andere schließt, das Kastello Alcazabar – eine fulminante Burg mitten in Almeria, den Felsen von Gibraltar inklusive aller Affen und schlechten Pizza-Hut-Pizze und – nicht zu vergessen – das Mare Plastico – das größte von Menschenhand geschaffene Gebiet mit Plastikplanen überzogen. Zwischen den Gewächshäusern liegen immer wieder slumartige Ansiedelungen, in denen die Agrararbeiter ihr Dasein fristen. Diese Menschen, meist aus Afrika zu Billigstlöhnen engagiert, versorgen Europa und die übrige Welt mit billigstem Gemüse und Obst. 80 % der spanischen Obst- und Gemüseproduktion kommen von hier. Immer wieder sieht man Arbeiter, die etwas außerhalb in halb verfallenen Häusern wohnen, wahrscheinlich ohne Strom und fließendes Wasser. Hier wird wasserreiches Gemüse noch billiger produziert als in Afrika! Und das im trockensten Gebiet Europas!

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Durch die vermehrte zeitliche Kapazität bekommt Kindbert in letzter Zeit täglich Unterricht von Mamabert oder Papabert. Es sind schon Fortschritte zu verzeichnen, die uns die Brust stolz anschwellen lassen. Vor allem in Musik gab es einige zu vermerkende Leistungen. Kindbert kann „Drunt in der greanen Au“ singen! Mamabert kann sich nie zurückhalten und singt allweil mit. An „Black Hole Sun“ arbeiten wir noch. Kindbert benennt Mamaberts und Papaberts inbrünstige Bemühungen diesbezüglich bisweilen noch als Gejaule.

Auch Warmwasser haben wir jetzt, wenn der Motor nicht läuft – durch eine elektrische Heizspirale im Boiler und endlich – dank dem hochgelobten Papabert eine tolle Lösung für zwei immer wieder auftretende Wünsche: 1. Mamabert will ein Doppelbett außerhalb des Salons und 2. will Kindbert morgens noch mit dazu. Ein paar Fichtenbretter vervollständigen nun die kaiserlich-königliche Aftkabine. Nun können wir zu dritt (unter luxuriösen Platzverhältnissen bittesehr) in unserer Aftkabine ruhen. Soooo Cool.

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Es hat mittags immer noch 30 Grad, schwitzen ist ja bekanntlich gesund. Das Wetter ist immer noch bis auf ein paar wenige Wolken so, wie man sich das im Himmel vorstellt – trocken, warm, sonnig, klar am Tag, abends angenehm kühl und „zum Zudecken“ in der Nacht bei offenen Türen und Fenstern – sollen wir noch weiter erzählen?

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Badegasticum Idealum (Der ideale Badegast)

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Gefragt, welche Charaktermerkmale den idealen Badegast (wahlweise auch ideale Badegästin) von dem gemeinen Badegast unterscheiden, können folgende 25 Attribute festgehalten werden, welche bis dato jedoch nur selten alle erreicht wurden:

 1. Optimale Höhe: 130 cm, optimale Breite: 20 cm und optimale Tiefe: 30 cm.

2. Sie/Er weiß, die Demokratie hat bis dato alle Boote zum Sinken gebracht und ordnet sich devot in die vorgegebenen Verhaltensregeln ein.

3. Sie/Er kann schwimmen oder erweckt dauerhaft auch in Krisensituationen unter emotionaler Anspannung den Eindruck, es zu können.

4. Sie/Er ist Ernährungswissenschaftler und kann den durchschnittlichen Kalorienbedarf einer Kleinfamilie auf längerer Überfahrt spontan errechnen oder zumindest erraten.

5. Sie/Er trinkt Kaffee ohne Milch und Zucker, warmes Bier, frühstückt das Abendessen von gestern, trinkt ausgerauchtes Mineral und ist mit mindestens einem kardianisch fixierten „Saumagen“ ausgestattet. Sollten dennoch bereits anverdaute Lebensmittel den Körper auf dem falschen Weg und zu ungeeigneter Zeit verlassen, ist es ihr/ihm kein Problem, die Lage soweit im Vorfeld einzuschätzen, dass zeitgerecht und ohne Vorwurf an Crew oder Skipper ein geeignetes Gefäß gesucht, gefunden und in Position gebracht werden kann (am besten eines mit festem Deckel).

6. Sie/Er versucht stets, das Gute in jeder Situation zu erkennen und nimmt positiven Einfluss auf die Bordstimmung – auch ohne Auslauf.

7. Sie/Er hat eine hinlänglich große Portion Humor, bzw. ist zu ironischen Interpretationen der umweltbestimmten Realität in der Lage.

8. Sie/Er liebt Kinder und ihre Tätigkeiten am frühen Morgen und säubert gerne per Hand dreckiges Geschirr – ohne Anleitung von Skipper oder Crew.

9. Sie/Er hat keine Wünsche bezüglich der Reiseroute, hat überall hin eine Flug-, Bus oder Bahnverbindung und flexible Urlaubszeiten.

10. Sie/Er kann auch bei starker Lage Krautsuppe mit Risotto machen.

11. Sie/Er liebt Wind und Flaute, salzverkrustete (mitunter aufgesprungene) Haut, Sonne den ganzen Tag, sowie Regen wenn es denn welchen gibt.

12. Sie/Er liebt es, mit nassem Hintern von der Dinghifahrt an den Strandboulevards zu flanieren um in feinen Restaurants zu sitzen.

13. Sie/Er schwitzt/stinkt niemals und ist olfaktorisch auch nicht in der Lage, Schweiß oder andere Körperausdünstungen in der näheren Umgebung wahrzunehmen.

14. Sie/Er kann in jeder Position erholsamen Schlaf finden und ein Handpumpklo ohne Erklärung benützen.

15. Sie/Er hat die spirituellen oder finanziellen Mittel, unangenehmen Schwell zu unterbinden (Transportboot zum Aufwerfen von optisch ansprechenden Sanddünen zwecks Wellenbrechung sollte mindestens zur Verfügung stehen) und ist gelernter und passionierter Landmaschinenmechaniker mit Hang zum kopfüber Extremschrauben.

16. Sie/Er ist allzeit tauchbereit und führt alles notwendige Equipment zum Durchführen aller anfallenden Unterwasserreparaturen mit sich.

17. Sie/Er steht in einem verwandtschaftlich positivenVerhältnis zu Neptun und den Windgöttern.

18. Sie/Er gründet eine finanziell potente Seglerstiftung zum Wohle segelnder Familien aus Wien Ottakring.

19. Sie/Er macht ausschließlich schöne, jugend- und doppelkinnalarmfreie Fotos von Schiff, Kapitän und Crew – und das ständig.

20. Sie/Er freut sich von Anfang bis zum Schluss, mit dabei sein zu dürfen und weint ein bisschen beim Abschied.

21. Sie/Er ist goldenes Clubmitglied in allen Marina-Privat-Clubs des Törns und verschafft damit auch den Begleitpersonen freien Zugang zu Einrichtungen, die in Crew/Skipper Begehrlichkeiten wecken wie z. B: Fuß- und Tennisplätze, Hallenschwimmbäder, Jacuzzis, etc.

22. Sie/Er kann ein Instrument spielen und großartige Texte fürs Internet schreiben, oder wenigstens singen.

23. Sie/Er hat gute Verbindungen zu internationalen Autovermietungen, bzw. verfügt über die finanzielle Freiheit, sich jederzeit ein passendes fahrbares Gerät zu verschaffen, um damit die weitere Umgebung zu erkunden, bzw. Einkäufe zu tätigen (notfalls werden auch Esel angenommen).

24. Sie/Er ist im Besitz des Transponders zum Beamen nach langen Außeneinsätzen von Scotty (Raumschiff Enterprise, eh scho wissn)

25. Sie/Er kann sich auch selbst beschäftigen.

Wie eingangs erwähnt, ist noch kein Badegast erschienen, welcher alle Bedingungen erfüllt hat. So ist Fam. Bert dazu übergegangen, Abweichungen außerhalb des normalen Toleranzbereiches zusätzlich zu verrechnen.

 So, das wars auch schon…..wie ihr seht, es ist ganz leicht, die wenigen Bedingungen zu erfüllen……..falls nicht:

Geld regiert die Welt! Oder ist es doch der (Über)Mut????

 Wir freuen uns darauf, Euch als Badegäste an Bord der ILVA begrüßen zu dürfen.

 

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Aktiv in Alicante

Papabert plagt schon seit einigen Tagen ein böses Sodbrennen, ein verstimmter Magen, Säure, nicht wegzukriegen. Fettes Essen ist damit tabu, Wein eigentlich auch wegen der Säure, Bier eigentlich auch wegen des Blubbers. Was bleibt übrig? Richtig – etwas Obst und gekochte Erdäpfeln, Reis. Das Einhalten einer solchen Diät wird aber durch den derzeitigen Aktivitäts-Überschuss beim Essengehen verdammt schwierig und man müsste fast sagen, unmöglich gemacht. Soda mit Himbeeren hilft vielleicht, vielleicht auch die besorgten Medikamente.
Aber wir möchten nicht gleich abschweifen. Das eigene Wohl wird ja in Seglerkreisen gerne zurückgestellt. Was macht es schon aus, wenn einem a Schas plagt? Wir leben vom Verzicht und von unserer Ausdauer auch in Krisenzeiten. Wer wird denn schon bei Seegang über die Reling kotzen? Richtig; niemand, außer die Leute, die ehrlich sind, oder die, die keine Chance haben, etwas zu verheimlichen, weil sie Gäste bei uns sind und eine Tour auf die Insel Tabarca ansteht.

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Eventuell war es ein Zeichen der Stressbewältigung. Bei der Insel war nämlich kein Heimkommen in Sicht – der Anker hatte sich in einer Felsspalte verfangen und war trotz aller Versuche nicht mehr raufzuwinden. Böses DUDU!!!! Das passt uns eine Stunde vor Sonnenuntergang gar nicht. Schon gar nicht, wenn die Taucherbrillen das einzige Mal auf der ganzen Reise nicht an Bord sind (ein Mietauto ist doch nicht immer gut – dritter Merksatz in diesem Blog) und die Geschäfte schon zu haben. Papabert fuhr verzweifelt den Ankerplatz auf und ab – auf der Suche nach einer Taucherbrille. Niemand hatte eine, und wenn, dann nur Goggles und mit denen kann man unter Wasser nix sehen. Aber: auf den Käptn ist Verlass – in den Ort laufen (ohne Schuhe), Taucherbrille nicht kaufen, sondern ausborgen – von irgendwem. Im verlassenen Dörfchen konnte er jemanden überzeugen, dass der „Verleih“ seiner Taucherbrille absolut kein Nachtteil für ihr ist (ein junger Spanier verstand anscheinend den Ernst der Lage) und tauchen – such den Anker … mit ausgeborgter Brille und nigelnagelneuer Unterwassertaschenlampe. Auf Eitelkeiten verzichtet man gern, wenn die Stunde fortschreitet, die Jause im Hafen wartet nicht ewig. Mit einigen inbrünstig rübergebrüllten „Gracias“ waren wir auch schon wieder auf dem Rückweg – mit leicht erhöhtem Adrenalinspiegel, aber nix passiert, alles gut. Laut unseren Gästen ist Alicante auch nach unserem Ausflug immer noch einen Urlaub wert.
Zugegeben: vom Meer aus lädt Alicante nicht auf Anhieb auf ein paar nette Wochen ein. Während der Einfahrt in den Hafen sah es aus, als kämen wir in eine total versaute Industriestadt. Auf den Balearen nämlich, kann man schon an das Schöne gewöhnt werden –  die haben den Müll ja ganz hinten am Berg versteckt. Aber hier lag er hoch aufgetürmt in der Hafeneinfahrt, gemeinsam mit Schwefel- und Alteisenbergen. Hässliche Hafenmauern, Wracks, die halb aus dem Wasser ragen, Hochhäuser, die wie Soldaten in der Landschaft stehen, quasi nach der Reißbrettmethode (vielleicht eine spanische Architekturdisziplin?), Flugzeuglärm und große Fähren, die  – wenn du nicht gelegentlich mal nach hinten blickst – dich einfach überfahren, mit Volldampf und einer Portion Zerstörungswelle. Das ist eine Begrüßung.
Aber: So wie überall und immer im Leben muss man auch in Alicante nach den schönen Plätzen suchen. Es gibt sie. Am Besten entdeckt man sie „amerikanisch“, mit eigenem fahrbaren Untersatz, oder aber auch zu Fuß.

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Die Wasserfälle im Hinterland von Benidorm z. B. waren ein Inbegriff eines paradiesischen Platzes – inklusive reinstem Bergwasser, nicht einmal Fische gehen da aufs Klo. Schon nach ein paar Metern in den Fels eingedrungen, tut sich ein enger Kamin auf, in dem aus zehn Metern Höhe das Wasser herabrauscht. Der Eingang in die Höhle ist geheimnisvoll schmal, die Wände durch das abfallende Wasser dick vermoost. Das Sonnenlicht dringt bis zur Wasseroberfläche durch und beleuchtet diese kleine Höhle von oben wie mit einem Scheinwerfer. Anfangs waren wir alleine, die einzigen Touristen saßen bei Bier und Tapas weiter oben in der Cafeteria … was Mamabert dazu verführte, sich gleich an Ort und Stelle umzuziehen und hineinzuschwimmen. Bei 15 Grad Wassertemperatur entstand ein ziemlich „kurzes“ Gefühl – Pielach-Dejavu im September.
Einmal im Kamin, ist man abgeschottet von der Außenwelt. Man kann hier den Ort genießen, sich auf die glatten Steine setzen und allein sein (habens probiert), auch wenn weiter draußen 40 spanische Senioren stehen, lauthals kommentieren und sich mit Fotoapparaten an den Höhleneingang anpirschen.

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Einmal sind wir barfuß auf der rosaroten Salzkruste am Strand der Salinas bei Torrevieja entlanggelaufen, verwundert, wie abgespaced ein sanftes Tal mit ca. 2 Mio. tatsächlich identen Ferienhäusern und einer rosaroten Lagune als Ortszentrum aussieht. Und Wolkenkratzer haben wir gesehen. Viele, viele, direkt in die Wüste gebaut. Anscheinend hat nur New York mehr Wolkenkratzer als die Stadt Benidorm. Naja, viele waren es schon….aber so viele?? Sicherlich hat diese skurrile Skyline dazu beigetragen, dass sich der Autor unseres Reiseführers zu der Aussage hinreißen ließ: „Die Welt würde keinen großen Schaden nehmen, wenn sich der Küstenstreifen beim Mar Menor vom Land lösen würde und im Meer versänke“. Nicht grad nett – aber wir verstehn`s.

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Auch ein Bergbauerndorf haben wir besucht. Ein halb abgesprengtes Kastello thront über dem Ort, dazwischen gibt es geheime Durchgänge und ca. 200 Geschäfte, dazu nochmal 100 Wirtshäuser und 50 Hotels und unzählige Museen, die fast alle das gleiche zeigen – Flohzirkus und die Bibel im Stecknadelkopfformat. Das kleine „verträumte“ Bergbauerndorf wirkt nach Ladenschluss eher wie ausgestorben (ist es auch definitiv).

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Unter dem Ort befindet sich ein Wasserreservoire. Im scharfem Azurblau liegt es wie eine Blume im hohen Tal zwischen den unerwartet grünen Hängen – ein krasser Gegensatz zum restlichen Steingebirge. Daneben liegen Finkas mit angelegten Terrassenfeldern, auf denen tatsächlich noch was angebaut wird.

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Auch Alicante wird bewacht von einem Kastello hoch oberhalb der Stadt. Kindbert ist frühmorgens in Begleitung unserer Gäste raufgewandert. Sehr tüchtig – für die gemütlicheren Urlauber gibts aber auch einen Lift mitten im Berg (so habens auch wir geschafft). Das Kastello wurde im frühen 18. Jahrhundert von den Briten erobert und von den einheimischen Spaniern bald darauf gesprengt; von unten, durch einen Tunnel.
Heute werden die Feinde subtiler abgewehrt. Mit Fett, Friteuse, Fett, nochmals Fett und ein paar Würsten; auch Hanswürsten in den Gassen, die ständig Gaukeln, mit leidlich wenig bis super kreativem Betteln: „I have made 5000km on my bike, now I´m hungry“. Oder Dauerbeschallung beim Essen, oder Spaziergang. Es geht aber auch anders: Am Hafen sitzt still und demütig ein wohlerzogener alter Chinese und spielt sein Saiteninstrument – er lädt Kindbert ein, mitzumachen – Musikstunde a`la internacional: Do – Re – Mi –Fa – So…. klingt eigen. Kindbert gefällts und er macht lange mit. Die gesamte restliche Woche verbeugt er sich, wenn wir vorbeigehen. Wir winken zurück. Aber nicht alle ImperatorInnen können subtil abgewehrt werden: Vielen Engländern schmeckt, was serviert wird, die Restaurants sind brechend voll. Die stellen ja auch den Großteil der finanziell mehr oder weniger betuchten Urlauberschaft dar. Leer ist es hingegen beim Inder – dafür aber ausgezeichnet lecker, sicher das beste Essen, welches wir im städtischen Dschungel erlegt haben.

Zur selben Zeit – gleich um die Ecke konnte man plötzlich nicht mehr über die Straße. Ein Worldcup-Triathlon mit ebenso worldcupmäßigen Menschen brachte Polizisten und schnelle alte Frauen zur Verzweiflung. Wie TriathletInnen sich in Alicante wohl ernähren? Mit englischen Tapas? Wir haben uns dann beim Wettbewerb in Stellung gebracht (nur wohlgenährt, damit wir nicht an Hungers sterben) und sie beobachtet. Muy impressionante!!! Eine Runde im Hafenbecken schwimmen hätte Mamabert schon an Brechreiz erkranken lassen. Dass die das machen, kann nur mit Unwissenheit über die vielen SeglerInnenbräuche in weitläufigen Hafenbecken erklärt werden. Sogar die Fische haben immer wieder das Wasser verlassen und zwischen den Planken des Schwimmsteges den Freitod gewählt, weil sie es wahrscheinlich nicht mehr in dieser Brühe ausgehalten haben. Kein Wunder also, dass die AthletInnen so dünn sind…..vielleicht brauchen sie dann eh viel Fett. Der passende Song dazu sei per Youtube von Ytitty – „Ich steh auf Wings von Kentucky“ – empfohlen. Wir hoffen nach wie vor auf richtige spanische Küche, irgendwann mal.




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Nimm mich jetzt……

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……auch wenn ich stinke. Ein (leider)unvergesslicher Ohrwurm aus den geistigen Niederungen deutssprachiger Pop-(un)Kultur drängt sich immer öfter über geheime Ganglien an den Wachposten des Unbewussten vorbei. Warum das denn bloß? Zwei Eindrücke haben mich zu folgenden, frei assoziierten Gedanken inspiriert:

 1. Sumpfgas 

2. Ich habe einen Mann gesehen……

„What the hell is Sumpfgas??“ war die auftauchende Frage, als Papabert von gleichnamigen Gasen auf unserem Boot sprach. „Ist es explosiv?“ (Kindbert ortete ein langersehnes Abenteuer). Hmmm, es ist ja für die Meisten kein Geheimnis: Es stinkt am Klo. Naja, scheint ja normal —- ist es ja der Ort geheiligter Entgiftung des Körpers, des Abschieds von allem Schlechten, the Point of no Return. Da muss es ja ……. aber so dermaßen olfaktorisch impressiv? Das sind gewiss nicht wir – schon gar nicht von innen. In keinem unserer klugen Bücher steht etwas darüber – auch in den Foren des elektronischen (geruchsfreien) Äthers bleibt die Erkenntnis gering. Schütt Reiniger rein. Ja eh —- aber Reiniger rein (wie`s halt im normalen Wohnungs-Leben so gemacht wird) heißt zeitgleich auch Reiniger raus ——- ins Hafenbecken, in die kristallfarben-türkise Bucht, an den Strand wo die Kindlein baden, ungesehen auf auf See. Lieber vor oder nach den Delfinen? Immer dieses Nachdenken über unlösbare Probleme. Und ja: es gibt sie, die umweltfreundlichen Reiniger, die ökologisch abbaubaren, aber nicht in den Marinas. Klar übers Internet beziehen – aber ohne Lieferadresse, weil auf Fahrt? Bitte an Ilva, auf offener See Längengrad, Breitengrad, Uhrzeit.

Wie machen es die anderen? Haben sie sich davon gelöst, Exkremente auszuscheiden, z.B. so wie die Menschen, die sich von Licht ernähren? Sozusagen, wegmeditiert? Sind wir auf einer unzureichenden Stufe geistig-körperlicher Erkenntnis stecken geblieben? Von den anderen Booten, ist dazu nix zu hören, niemand braucht mal Kloreiniger, weil der ausgegangen ist, wenngleich so manche Wasserverfärbung neben den Rümpfen mit der Strömung dahinziehend den Veradcht aufkommen lässt, dass auch sie noch auf der niederen Stufe der täglichen Entleerung dahinvegetieren. Wir haben schon einiges verborgt, aber nie Kloreiniger.

Sicher, da gibt es noch die Fäkalientanks. Auch wir haben einen. Fassungsvermögen 20 Liter. Wann ist der voll? In einer Stunde, oder nach einem halben Tag. Was, wenn kein Hafen mit Grauwasserabsaugmöglichkeit in der Nähe vorhanden ist. Nicht anlegen? Zu einem „Kacktransport“ werden? Schreckliche Abgründe tun sich auf.

Lösungsvorschlag 1: nur mehr kurze Tagesetappen, dazwischen immer in Häfen anlegen und dann ab ins Marinaklo beim Landgang. Erscheint gut. Praktiziert sich wenig erfolgreich. Klos sind oft in einem Zustand, der nicht zur Entleerung (wie schon gesagt, geheiligt) einlädt. Oder sie sind meilenweit entfernt, versperrt, ohne Papier etc.  Also wird dieser Vorschlag wieder verworfen.

Lösungsvorschlag 2: Abschauen von den andern….wie machen es die Großen?

Eine Yacht im Hafen kann wegen ihrer Größe nicht in eine Potoonbox, sondern liegt nun schon Tage am Waitingkai – lang wie ein Gemeindebau, genauso hoch auch. Die Crew ist mehrere Mann stark. Wie verabschiedet sich Reich und Schön vom körperlich Unbrauchbaren? Keine Ahnung, wenn sie es aber so machen, wie sie ihr Boot pflegen, dann erfolgt dies mit mehr Wasser und mehr Spülmittel, als die Umweltpolizei (und unser moralisches Gewissen) erlaubt. Täglich wird stundenlang das Deck mit Wasser bespritzt, das Freibord gewässert und mit Schaum ordentlich gereinigt.

Wir wässern Ilva alle paar Wochen – weil dann der Staub, die Haare, der Sand und alles was sonst noch nicht mehr an unseren Körpern oder Dingen haftet und sich am Borden im Salz festklebt, unerträglich werden – so schnell und so wassersparend wie möglich, mit wenig Druck und Brüste. Im Hafen ist es aber keine Seltenheit, dass Wasser bei einer Yacht stundenlang rinnt und Berge von Schaum, vom Oberdeck übers Unterdeck und hinten übers offene Cockpit langsam ins Wasser spült. Sieht aus wie die Niagarafälle oder bei der Schaumparty auf Ibiza. Hier stehen die SeglerInnen den MotorFans um nichts nach! Auch die anderen Boote werden gern mitgewässert, kann ja nicht schaden – sofern die Luken zu sind.

Die große Yacht am Waitingkai besitzt auch eine große Klappe die, nach oben geöffnet, den Blick auf unzähliche Reinigerflaschen freigibt. Aha, da wird wohl auch ein effizienter Kloreiniger dabei sein. Ob wir den wohl leihen dürfen? Wen fragt man da von den vielen Menschen? Sind die auch noch auf einer niedrigen Stufe in der Fäkalerleuchtung? Vielleicht noch unter uns?

Lösungsvorschlag 3: Man kann es aber auch ganz anders machen und den Marina-Putztrupp bestellen. Oh ja, dann hat man damit nix zu tun. Tragen die dann auch die moralische Verantwortung? Ist das etwa der Grund, warum Frauen (tut mir leid, ich hab keine männlichen Putzer gesehen) von Seefahrern immer so tief gläubig sind? Gibt es so viel, was sie auf ihrem Gewissen haben?

Wie ergeht es den Seemännern selbst? Müssen die auch viel Buße tun??? Nach jedem Ölwechsel im Wasser, beim Tanken von Champanger-Diesel (hatten wir selbst nun schon öfter erhalten), beim Streichen und Ausbessern von Kleinigkeiten?

Lösungsvorschlag 4: Vielleicht ist ja die Marina für die Abwässer zuständig. So wärs am Besten, alles Schlechte weg von uns, schließlich sind wir ja auf Urlaub. Sollen die sich doch darum kümmern. Das würde wenigstens die hohen Liegepreise erklären. Die machen sich dann mit den ortsansässigen Fischen aus, wieviel diese verkraften können, ohne den HafenfischerInnen wiederum eine perfide Rechnung für die ganze Sauerei zu präsentieren. Da gibt es Fisch-Mensch-Konferenzen und neu festgelegte Grenzwerte für jede Saison…….

Sinnierend weitergehend, reißt Mamabert ein „Hola“ am Steg aus den Gedanken. Ein Mann kommt ihr mit zwei Säcken von Schmutzwäsche und einem Waschmittel entgegen – anscheinend auf dem Weg zur Lavanderia der Marina. Sie lächelt, selbst ein Ariel und bereits einen leeren Sack in der Hand schwenkend – er schmunzelt auch. Beide gehen ihrer Wege. Es dreht sich das gesamte Leben um wenige universale Relevanzen, egal wo. Hmm, wieviele Männer mit ihrer Schmutzwäsche sind ihr schon seit der Abfahrt begegnet? Der eigene – sehr gut. Aber sonst?

Keiner…..It`s no mans world. Aber das scheint keine Seefahrer-Geschichte zu sein.

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