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Wem die Stunde schlägt – Almeria Tschüss baba

Der gute Ernest hat es ja schon – von allen, die geduldig genug waren, den Schinken bis zur letzten Seite durchzulesen  – episch ausgedrückt.  Angst und Schrecken – Grundsatzfragen, leben und sterben, heimfahren oder bleiben, Almeria oder Monfalcone – und wir?

BildAlmeria markiert den westlichsten Punkt unserer Reise, sieht man von unseglerischen Seitensprüngen nach Gibraltar und Marokko mal ab. Almeria hat alles, was ein Mensch so braucht. Eine Altstadt, Einkaufsstadt, Bars, coole Flamenco-Clubs, Restaurants (nie eins besucht –zu teuer), Sportzentrum, günstige Mietautos, billiges Gas in Flaschen, traumhaftes Klima, super-nette Leute, zerkratzte Autos, nicht allzu billigen Wein, eine verdammt gute und billige Tapas-Bar, einen genialen Paseo am Strand, zu tausenden bepisste Straßenlaternen, eine imposante Alcacabar (maurische Festung), staubig-trockene Baguettes und ca. 2 Miliarden frische Hundstrümmerl täglich.
Wem die Stunde schlägt – nicht schon wieder!!  – der macht sich Gedanken über Kameradschaft und Suizid – nein ganz soweit geht es bei uns nicht, aber unsere Stunde hat geschlagen – das fühlen wir deutlich. Es wird resümiert, was denn alles erlebt wurde, geschafft worden ist, was „im schwarzen Album mit dem silbernen Knopf “ mit soll ins weitere Leben, wenigstens im Hirnkastl. Was bleibt zurück?  Keine Ahnung, dafür war bis jetzt noch keine Zeit, auch nicht für den letzten almerianischen Sonnenuntergang.
Denn:  Es wird klar Schiff gemacht – neu verstaut und fix fixiert. Tausende Gripfile-Downloads in den letzten Tagen machen den Kopf schwer. Ist das Hoch „groß genug“ um ein gutes Stück nach Osten zu kommen? Wird uns der Wind gnädig sein und nicht sofort wieder stark aufs Näschen blasen? Alles anstellen zur großen Geräteprade. Sind alle nach der Pause noch arbeitswillig? Es dauert ewig, den legalen Weg für die Entledigung der „ausländischen“ Gasflasche herauszufinden. Für alle noch Unwissenden: hinter der Plane rechts im Club del Mar dürfen auch die landes-fremden leeren oder halbleeren Gasflaschen stehen. OK. Es wollen alle hier gewonnenen Freunde ordnungsgemäß abschiedsgeküsst werden (Freu*Wein*) und selbstverständlich „abschieds-mohnbestrudelt“.  Mohn gibts hierzulande nämlich nicht. Aber es gab gute Rückmeldungen aus spanischen „el Mundos“!

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Unzählige Male läuft Papabert mit Wasser zwischen El Arbol und Schiff  hin und her. Man könnte glauben, wir müssen in die andere Richtung noch übern Atlantik. Doch auch im Mittelmeer wird es wieder lange dauern, bis der Weg vom Boot zum Flaschenwasser so ein kurzer ist. Es wird vorgekocht – Spanischer Eintopf del Capitano, was sonst. Am ersten Segeltag nach 3 Monaten soll es niemand an Futter mangeln!

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Wo liegt der nächste Hafen – was wird uns empfohlen….. und unter welcher Telefonnummer? Tja, dennoch niemand erreichbar. Egal, wir sind motiviert!! Zum Trost gehen wir nochmals in Papaberts Lieblinsrestaurant Cabana del Tio Tom! Marwin bestellt dort zum wiederholten Mal Fresa con Nata!! Jetzt kennen ihn wohl schon alle aufgrund seiner Vorliebe (vielleicht auch wegen seiner langen Haare und dem Fußball, der allweil an seinem Fuß klebt). Mamabert genießt noch den letzten Einkaufsausflug zum Carrefour…..auch wenn es dort keinen Tintenkiller für Kindbert gibt. Spanien steht auf Tip-Ex! Tintenkiller sind ausgestorben. Auch Wäsche wird noch gewaschen. Was, schon wieder? Ja schon wieder!

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Neben dem gesamten Bootskleinkram, der vielleicht schon so manchen von unseren LeserInnen (wie uns auch oft) langweilt, geht es aber auch um „große Würfe“, so wie halt auch bei den literarischen Größen. Wie soll die Rückreise im Groben verlaufen? Wo soll bzw. könnten mögliche Endpunkte sein? Was steht auf der „Unbedingt-noch-erleben-Liste“? Wo kann Ilva nach ihrem „Tagwerk“ angemessen im Wasser liegen bis wir wieder Zeit für sie finden? Wir schreiben in etwa 40 Häfen in Ligurien und der oberen Adria an. Die Antworten liegen irgendwo zwischen amüsant und erschreckend, von den Zahlen ganz zu schweigen. Mal sehen. Wieso besteht unser Leben immer aus mehr Fragen als Antworten? Weil wir Lebensliteraten sind? Weil das normal und bei allen so ist? Naja, wollen wirs mal nicht übertreiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück für uns und einer Tankfüllung für Ilva (gleiches Recht für alle!) samt Adios-Picture (mit geschenktem Almeria-Kapperl) geht es unerbittlich los. Fast hätten wir einen Enteisungsspray gebraucht. Wir waren da ja schon fast festgewachsen.

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Aber Nun: Kurs 210 – Ost. Wir freun uns wieder, am Meer zu sein. Ilva pfeift durchs Wasser. Jeder tut, was er kann, um zum Fahrtglück beizutragen. Kindbert liegt herum und zieht sich ein Video rein, Mamabert schaut versonnen aufs Meer, Papabert bestaunt die Küste und knipst noch eifrig bis der Fotoapperat nimmer kann. Ja, kein Scherz, wir faulenzen ausgiebig, weil Ilva fährt sofort wieder wie fast von alleine.  Schön ist so das Seglerleben.

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Erinnerungen an Kroatien, oder: Good old fucking Velebit

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Segeln ist ja was für Schlafgestörte. Da darf man nicht nur tagsüber an jeder möglichen Büselstelle die Augen kurz schließen und sich entspannen, sondern auch nächtelang wach sein. Nein, man muss sogar. Denn die schönsten Buchten sind stets gekrönt mit den besten Ankerwachen. Und wenn man im einsetzenden Schwell von rhythmisiert gewordenen Dingen geweckt wird, da diese zum Leben erwachen und akkustisch wirksam werden, dann ist es durchaus angebracht, den im Cockpit ruhenden Papabert in die gemütliche Koje einzuladen und selbst ein wenig Anker zu wachen. Umso reizvoller, wenn einen Erinnerungen einholen, die unterhalten und dabei wach-halten – so wie die vom Velebit – oder – wie wir Gary und Jeff getroffen haben.

Gary und Jeff sind in Pula noch unsere Nachbarn gewesen….wohlgemerkt auch Trintella-Genossen, wenngleich auch schon viel erfahrener als wir und seit ihrer Kindheit mit dem Meer vertraut. Sie haben uns wertvolle Tipps gegeben und wir haben sie lieben gelernt – und wahrscheinlich nur durch ihre Hilfe beim „Ausparken gegen den Wind in Pula“ unseren Trip Richtung Zadar, der Stadt der Ersatzteile und wissenden Bootsfachmänner ( und auch –frauen wenns denn sein soll) sowie Etappenziel unserer Gäste unbeschwert fortgesetzt.
Dieser war sehr abwechslungsreich, beginnend mit einer Starkwindfahrt ums Kap die sich zu einem Material- und Crewtest ausgewachsen hat, da uns Good Old Velebit viel zu viel Wellen und Wind bescherte. Es ist ja gut, dass so manche Gedanken im Langzeitgedächtnis gespeichert werden, weil, als die Maschine in der Wellen- und Talfahrt (mit 7.6 Knoten bittesehr und einer Lage, die jeden Kränungsmelder heiser werden hätte lassen) erst beim 3. Startversuch unwillig anlief, haben wir das mit dem nächsten Wellenberg bereits wieder hinter uns gelassen. Weil: geht ja eh und gut, dass sie geht – wir wollen nach Losinj.
Das Wetter wurde besser und kleiner unsere Sorgen – vielleicht in a bisserl Wind wär fein so rund um Losinj und Richtung Pag, aber immerhin: es knallt uns nix mehr auf die Nase. Die folgenden Badetage waren voller Wärme und angenehmster Gesellschaft. Als wir die Höhen und Niederungen der Pagschen Urlauberwelten hinter uns hatten, waren wir um viele Erfahrungen mit uns selbst reicher geworden. Viele Freunde, viele Kontakt und daraus entstehend viele unterschiedliche Bedürfnisse werden gebündelt wirksam. Das bildet die Persönlichkeit auf See – juchee.
Das erste (normale!) Schiff, welches sich mutig und unbeeindruckbar zwischen den Superyachten in Zadar schaukelnd zeigte war – Batoo, die bekannte Trintella. Mamabert kreischte in Groupiemanier durch den Hafen und Kindbert lief nach einem erfolgreichen Anlegemanöver sofort zu Gary und Jeff„ Die kenn ich eh schon von Pula“ und unterhielt sich mit Hilfe seines kürzlich erworbenen Handy-Games-Info-Englisch dort eine für uns fast beunruhigende Zeit lang alleine supergut. Anscheindend kann alles Kinder bilden (auch wenn wir Erwachsenen es nicht für möglich halten)!!!
Der Austausch der Reiserouten und Experiences erforderten dann all unsere Englischkenntnisse, die ja erfahrungsgemäßerweise bei reichlich Genuss von Sundownern im Hafen immer besser werden und erweckten das Interesse, sich doch mal die Maschinen der beiden „gleichen“ Schiffe anzusehen.

Nun ja – die Kurzform dieser darauf folgenden Werdeprozesse wurden ja schon im letzten Beitrag „Zadar kopfüber“ beschrieben.

Bezüglich des Speiseplans in Reparatur- (oder für den Rest der Crew schlichtweg: Warte)zeiten sei den Seglergattinnen und Smutjes der europäischen Welt mitgeteilt: zum Frühstück stets alles was da ist  (signalisiert Hoffnung, dass alle Wünsche erfüllt werden), Kühlschranktetris mit hauptsächlich kalter isotonischer hopfenmalziger Getränke – nur zum Ausgleichen weggeschwitzter Elektrolyte bitte sehr – und Essen wia daham. Getrocknete Wurst von der Oma. Tiroler-Knödel-Suppe. Die gibts sicherlich auf keiner Superyacht, so schön die Crew auch ist…..Mamabert glaubt fest daran, dass die nur so schön sind, weil sie noch nicht wissen, was gut ist. Und Knödel mit Ei und Krautsalat kennen die sicher am Tag darauf auch nicht als Standardmenü. Mamabert dachte an ihre alte Hauswirtschaftslehrerin – die wär stolz auf sie. Nicht nur sättigend, sondern auch gesund und  billig und nix weggeschmissen. Perfekte Haushaltsführung bei bestem Service halt. Daneben sei auch das Steakhous hinter der Marina im Park sehr empfohlen!!!!
Kindbert jedenfalls hatte es fein. Ein wirklich toller, schattiger Park hinter der Marina, Spielen mit Mamabert und Baden im Hafen von Zadar (das ist nicht witzig. Hier baden alle andern auch!). Ach, nicht zu vergessen sein Hennatattoo. Letztendlich gibt es in jedem Hafen auch ein W-Lan und es darf mit Leib und Seele übers Handy elektronisch gesurft werden. Er konnte ja nicht wissen, dass 3G nicht das Netz der Marina Zadar ist.
Somit ein Hoch auf alle die es schaffen, die Zeit zwischen Geburt und Tod mit beschäftigungstherapeutisch sinnvollen Dingen zu füllen!

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